Würzburg (18. Jahrhundert)
enthielten, vielleicht sogar ein ganz neues Motiv behandelten. Die starke Wahrscheinlichkeit
liegt vor, daß es sich um die im Inventar vom 14. März 1749 erwähnte Folge der „neun
Musen" — zwei große, fünf kleinere Stücke — handelt104). Die Serie befindet sich 1735 in
dem Kabinett der Südblockwohnung des Würzburger Schlosses („buntfarbiges Laubwerk
mit Figuren auf weißem Grund") mit dem zugehörigen Möbel.
Ende 1732 hat Pirot 2 neue Kaminschirme und einen neuen Wirkteppich fertiggestellt,
außerdem 5 alte Hautelissen, die sich in kläglichem Zustande befanden, instand gesetzt. Die
Eingaben des folgenden Jahres beschäftigen sich fast nur mit der Regelung des Zuschusses
für die Lehrjungen. Das Verfahren der Hofkammer wirkt recht kleinlich. Nach langwie-
rigen Verhandlungen wird die Kostfrage der Lehrlinge endlich gelöst. Pirot erhält für seine
Zöglinge wöchentlich insgesamt 1 fl. rhein. sowie 6 Batzen für Kleidung. Die Jahre 1734
und 1735 bringen endlose Schreiben unseres Wirkers, der mit seltener Ausdauer um eine
Zulage von 1 Fuder Wein und 6 Malter Korn kämpft. Die Einzelheiten entbehren sonder-
lichen Interesses; von größerer Bedeutung ist ein Bericht des Meisters über das von ihm
verwandte Material. Er benutzt die aus Flandern bezogene sogenannte englische Porträt-
wolle, d. h. eine feindrahtige Wolle, die das Pfund nicht weniger als 4V2 Rthl. kostet. An
altem Bestand sind noch 353 Pfund Wollgarn und 165 Pfund Seide im Vorrat des Hoch-
stiftes. Die Seide erhält Pirot gleichfalls als englische Ware über Flandern. Ende 1737 wird
der Hofkammerrat Rossat mit der Abgabe der Rohmaterialien nach Gewicht beauftragt.
Entsprechend findet eine Nachprüfung durch Nachwiegen der fertiggestellten Behänge
statt. Das Verfahren ist allgemein bei Tapisseriemanufakturen üblich. 1738 werden in einem
Hofkammerprotokoll nochmals die Materialpreise erörtert. Ein Pfund englische eingefärbte
Seide kostet 14 fl. rh. frei Würzburg, ein Pfund Wolle 3 fl. 45 kr. Die Ware kommt über
Antwerpen und wird durch einen Kaufmann Meysner (ein Würzburger?) bezogen. Die
Hofkammer findet es mit Recht verwunderlich, daß Pirot selbst ein Pfund Seide mit
26 fl. 8 bzn. rh., ein Pfund Wolle mit 6 fl. 45 kr. rh. angesetzt und verrechnet hat. Die
Materialverwaltung scheint überhaupt ein schwacher Punkt der Würzburger Manufaktur
gewesen zu sein. Die VerlocKung, die wertvollen Rohstoffe anderweitig zu verwenden, liegt
zu nahe. Die Klagen über Unklarheiten in der Materialverwaltung kommen verhältnis-
mäßig häufig vor.
Um die Mitte des Jahres 1735 arbeitet Pirot infolge der Personalunion der beiden Bis-
tümer in der Hand Friedrich Karls von Schönborn an Ausbesserungsarbeiten der Haute-
lissen aus den bambergischen Schlössern.
Des Meisters immerwährender Kampf um Lohnerhöhung, der sich zum Schluß auch
noch auf die Holzlieferung erstreckt, läuft endlich für ihn einigermaßen siegreich aus. Nach
mehrfachen kleineren Zulagen, wird durch Reskript vom 2. September 1739 ein jährliches
Gehalt von 120 fl., das Kostgeld mit 104 fl., ferner eine Zuweisung von 9 Malter Korn und
9 Eimern Wein festgesetzt, außerdem werden 332 fl. 12 bz. Kostgeld und 57 fl. 9 bz. Kleider-
zuschuß für die vier Zöglinge sowie schließlich 24 Karren Holz genehmigt.
Die Ausbildung der Lehrlinge zieht sich in die Länge; Zänkereien und Reibereien zwi-
schen den jungen Leuten und Pirots Mutter sind an der Tagesordnung. Schließlich droht
die Hofkammer den Tapetenwirker mit seinem gesamten Betrieb „aus der Barraquen" zu
entfernen. Es ist unklar, welche Baulichkeit hiermit gemeint ist. Aller Wahrscheinlich-
keit nach dürfte es sich um einen provisorischen Ausbau im Münzgebäude bei St. Peter han-
deln. Auch mit der technischen Durchbildung der Lehrlinge ist das Hochstift nicht einver-
standen. Es verlangt nach sechsjähriger Ausbildung nunmehr geeignete Proben zu sehen.
Der Fürstbischof scheint nicht mehr das rechte Vertrauen zu seinem Hofwirker zu besitzen.
Es entspinnt sich Anfang 1738, also in der Zeit unmittelbar bevor Pirot mit der Ausführung
der großen Stücke zu dem venetianischen Karneval beauftragt wird, ein interessanter aller-
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enthielten, vielleicht sogar ein ganz neues Motiv behandelten. Die starke Wahrscheinlichkeit
liegt vor, daß es sich um die im Inventar vom 14. März 1749 erwähnte Folge der „neun
Musen" — zwei große, fünf kleinere Stücke — handelt104). Die Serie befindet sich 1735 in
dem Kabinett der Südblockwohnung des Würzburger Schlosses („buntfarbiges Laubwerk
mit Figuren auf weißem Grund") mit dem zugehörigen Möbel.
Ende 1732 hat Pirot 2 neue Kaminschirme und einen neuen Wirkteppich fertiggestellt,
außerdem 5 alte Hautelissen, die sich in kläglichem Zustande befanden, instand gesetzt. Die
Eingaben des folgenden Jahres beschäftigen sich fast nur mit der Regelung des Zuschusses
für die Lehrjungen. Das Verfahren der Hofkammer wirkt recht kleinlich. Nach langwie-
rigen Verhandlungen wird die Kostfrage der Lehrlinge endlich gelöst. Pirot erhält für seine
Zöglinge wöchentlich insgesamt 1 fl. rhein. sowie 6 Batzen für Kleidung. Die Jahre 1734
und 1735 bringen endlose Schreiben unseres Wirkers, der mit seltener Ausdauer um eine
Zulage von 1 Fuder Wein und 6 Malter Korn kämpft. Die Einzelheiten entbehren sonder-
lichen Interesses; von größerer Bedeutung ist ein Bericht des Meisters über das von ihm
verwandte Material. Er benutzt die aus Flandern bezogene sogenannte englische Porträt-
wolle, d. h. eine feindrahtige Wolle, die das Pfund nicht weniger als 4V2 Rthl. kostet. An
altem Bestand sind noch 353 Pfund Wollgarn und 165 Pfund Seide im Vorrat des Hoch-
stiftes. Die Seide erhält Pirot gleichfalls als englische Ware über Flandern. Ende 1737 wird
der Hofkammerrat Rossat mit der Abgabe der Rohmaterialien nach Gewicht beauftragt.
Entsprechend findet eine Nachprüfung durch Nachwiegen der fertiggestellten Behänge
statt. Das Verfahren ist allgemein bei Tapisseriemanufakturen üblich. 1738 werden in einem
Hofkammerprotokoll nochmals die Materialpreise erörtert. Ein Pfund englische eingefärbte
Seide kostet 14 fl. rh. frei Würzburg, ein Pfund Wolle 3 fl. 45 kr. Die Ware kommt über
Antwerpen und wird durch einen Kaufmann Meysner (ein Würzburger?) bezogen. Die
Hofkammer findet es mit Recht verwunderlich, daß Pirot selbst ein Pfund Seide mit
26 fl. 8 bzn. rh., ein Pfund Wolle mit 6 fl. 45 kr. rh. angesetzt und verrechnet hat. Die
Materialverwaltung scheint überhaupt ein schwacher Punkt der Würzburger Manufaktur
gewesen zu sein. Die VerlocKung, die wertvollen Rohstoffe anderweitig zu verwenden, liegt
zu nahe. Die Klagen über Unklarheiten in der Materialverwaltung kommen verhältnis-
mäßig häufig vor.
Um die Mitte des Jahres 1735 arbeitet Pirot infolge der Personalunion der beiden Bis-
tümer in der Hand Friedrich Karls von Schönborn an Ausbesserungsarbeiten der Haute-
lissen aus den bambergischen Schlössern.
Des Meisters immerwährender Kampf um Lohnerhöhung, der sich zum Schluß auch
noch auf die Holzlieferung erstreckt, läuft endlich für ihn einigermaßen siegreich aus. Nach
mehrfachen kleineren Zulagen, wird durch Reskript vom 2. September 1739 ein jährliches
Gehalt von 120 fl., das Kostgeld mit 104 fl., ferner eine Zuweisung von 9 Malter Korn und
9 Eimern Wein festgesetzt, außerdem werden 332 fl. 12 bz. Kostgeld und 57 fl. 9 bz. Kleider-
zuschuß für die vier Zöglinge sowie schließlich 24 Karren Holz genehmigt.
Die Ausbildung der Lehrlinge zieht sich in die Länge; Zänkereien und Reibereien zwi-
schen den jungen Leuten und Pirots Mutter sind an der Tagesordnung. Schließlich droht
die Hofkammer den Tapetenwirker mit seinem gesamten Betrieb „aus der Barraquen" zu
entfernen. Es ist unklar, welche Baulichkeit hiermit gemeint ist. Aller Wahrscheinlich-
keit nach dürfte es sich um einen provisorischen Ausbau im Münzgebäude bei St. Peter han-
deln. Auch mit der technischen Durchbildung der Lehrlinge ist das Hochstift nicht einver-
standen. Es verlangt nach sechsjähriger Ausbildung nunmehr geeignete Proben zu sehen.
Der Fürstbischof scheint nicht mehr das rechte Vertrauen zu seinem Hofwirker zu besitzen.
Es entspinnt sich Anfang 1738, also in der Zeit unmittelbar bevor Pirot mit der Ausführung
der großen Stücke zu dem venetianischen Karneval beauftragt wird, ein interessanter aller-
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