Fries, Kritik der Vernunft.
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vernimmt man ja, Fries habe die Kant'sche Lehre mit
der Jacobi'schen zusammengeschmolzen, und darin habe
er sich wirklich, weil beide einseitig seyen, einiges Ver-
dienst erworben. Es ist wahr, Friess Lehre ergänzt
das einseitig Negative Kants durch das einseitig Positive
Jacobis; aber dies ist nicht blos ein äufseres Zusammen-
fügen gegebener Materialien. Wie viel oder wie wenig
Jacobi s Lehre auf Fries bei der Ausbildung seiner Lehre
Einhufs gehabt habe, bleibe unentschieden und ist auch
gleichgültig. Dafs aber seine Lehre ein Erzeugnifs eines
frei schaffenden Geistes ist, dafs sie von einer inneren
Einheit durchdrungen ist, dies spricht sich unverkennbar
in ihr aus. — Haben doch Andere wieder eiue Vereini-
gung Kant scher Lehre mit Scheiling'scher, einen Bund
Kant'schen kritischen Verstandes, mit Schellings Phan-
tasie und Vernunftanschauung, bei Fries zu sehen ge-
glaubt.
Mancherlei Verfolgungen und Mifsdeutungen, die
sich der Ausbreitung dieser Lehre entgegengesteHt haben,
hatten zum Theil ihren Grund in politischen Verhält-
nissen, die sich jetzt glücklicherweise geändert haben.
Es konnte nur in jener trüben Zeit der politischen Ver-
dächtigung Vorkommen , und auch da nur unter Mitwir-
kung äufserer persönlicher Verhältnisse, dafs manche
Lehren der Moral und Politik von Fries Verfolgungen
erregten, die die Wirksamkeit desselben wesentlich eine
Zeitlang hemmten und zum Theil noch hemmen. Jetzt
ist die Zeit gekommen, wo gerade das, was damals An-
stofs erregte, zur Empfehlung gereichen kann ; denn jetzt
wird man der entschiedenen Richtung seiner ganzen
praktischen Philosophie auf Belebung eines freien öffent-
lichen Lebens, und der wissenschaftlichen Begründung
freisinniger Formen des Volkslebens, statt des Zeterge-
schreis der damaligen politischen Zionswächter, seine
freudige Zustimmung zu geben geneigt seyn.
Von einer entgegengesetzten Seite her hat die Fries -
sche Lehre gerade bei den frei Denkenden an Achtung
verloren durch Mifsdeutnng seiner Lehre von der ästhe-
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vernimmt man ja, Fries habe die Kant'sche Lehre mit
der Jacobi'schen zusammengeschmolzen, und darin habe
er sich wirklich, weil beide einseitig seyen, einiges Ver-
dienst erworben. Es ist wahr, Friess Lehre ergänzt
das einseitig Negative Kants durch das einseitig Positive
Jacobis; aber dies ist nicht blos ein äufseres Zusammen-
fügen gegebener Materialien. Wie viel oder wie wenig
Jacobi s Lehre auf Fries bei der Ausbildung seiner Lehre
Einhufs gehabt habe, bleibe unentschieden und ist auch
gleichgültig. Dafs aber seine Lehre ein Erzeugnifs eines
frei schaffenden Geistes ist, dafs sie von einer inneren
Einheit durchdrungen ist, dies spricht sich unverkennbar
in ihr aus. — Haben doch Andere wieder eiue Vereini-
gung Kant scher Lehre mit Scheiling'scher, einen Bund
Kant'schen kritischen Verstandes, mit Schellings Phan-
tasie und Vernunftanschauung, bei Fries zu sehen ge-
glaubt.
Mancherlei Verfolgungen und Mifsdeutungen, die
sich der Ausbreitung dieser Lehre entgegengesteHt haben,
hatten zum Theil ihren Grund in politischen Verhält-
nissen, die sich jetzt glücklicherweise geändert haben.
Es konnte nur in jener trüben Zeit der politischen Ver-
dächtigung Vorkommen , und auch da nur unter Mitwir-
kung äufserer persönlicher Verhältnisse, dafs manche
Lehren der Moral und Politik von Fries Verfolgungen
erregten, die die Wirksamkeit desselben wesentlich eine
Zeitlang hemmten und zum Theil noch hemmen. Jetzt
ist die Zeit gekommen, wo gerade das, was damals An-
stofs erregte, zur Empfehlung gereichen kann ; denn jetzt
wird man der entschiedenen Richtung seiner ganzen
praktischen Philosophie auf Belebung eines freien öffent-
lichen Lebens, und der wissenschaftlichen Begründung
freisinniger Formen des Volkslebens, statt des Zeterge-
schreis der damaligen politischen Zionswächter, seine
freudige Zustimmung zu geben geneigt seyn.
Von einer entgegengesetzten Seite her hat die Fries -
sche Lehre gerade bei den frei Denkenden an Achtung
verloren durch Mifsdeutnng seiner Lehre von der ästhe-