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Dr. Rudetbachs Votum
' here beseitigt, so ist es nun nach seinem Plan bios um
die Erhaltung des Kirchenglaubens zu thun, der
nach 8. 142. seinem Wesen nach vom Wachsthum der
Erkenntnifs unabhängig und unveränderlich, ja im Jahr
1830. wie im J. 1530. und bis auf die ersten apostoiischen
Zeiten zurück derselbe sey. Nach 8 143. ist es (dem
Verf.) „klar, dafs — der Glaube an sich von dem
Schriftverständnisse (auch für unsere Zeit?) unabhängig
sey, da ja doch (8.144.) viele Tausende in den ersten Zei-
ten des Christenthums, auch ohne die heiligen Bücher zu
kennen, geschweige denn in den 8inn oder die Auslegung
derselben eingedrungen zu seyn, gläubig geworden seyen
und selbst herrliche Früchte des Glaubens getragen
haben.
So sehr vergifst der hierdurch in das katholische
Kirchensystem sich verirrende Verf., dafs, solange die
Apostel und Hörer Jesu lebten, die Ueberlieferung des
Glaubens wohl eine mündliche und unmittelbare seyn
konnte, dafs es aber ein eigenthümlich katholischer Fun-
damentalsatz ist, wie wenn der christliche Glaube, besser
als durch die neutestamSchriften, durch die (bei weitem
nicht mehr unmittelbare) Tradition gesichert seyn könnte.
Er vergifst, dafs gerade um dieser IJeberschätzung der
Glaubens-Tradition willen Luther, Zwingli und alle um
das „Warum des Glaubens bekümmerte Protestanten die
Schrift oder die schriftliche gleichzeitige Ueberlieferung
als die einzige (historische) Quelle des Christenthums aner-
kannt und ebendeswegen unablässig eine freie (nicht von
Willkührlichkeit, aber auch nicht von einer vorgeschrie-
benen Glaubenssatzung, sondern von den möglichsten Er-
kenntnifsmitteln abhängige) Schrifterklärung als Basis ihres
Kirchenglaubens gefodert haben. Wenigstens will Hr.R.
dieses protestantische Princip, die Ableitung des Glau-
bens aus der heil. Schrift, 8. 2? 28. selbst den Grund-
satz der Schmalkald. Artikel: Al
durch eine Andersdeutung auf die Seite
rücken, weil in ihm die Furcht entsteht, dafs der Ratio-
nalismus die Schrift selbst gebrauchen möchte , um in
Dr. Rudetbachs Votum
' here beseitigt, so ist es nun nach seinem Plan bios um
die Erhaltung des Kirchenglaubens zu thun, der
nach 8. 142. seinem Wesen nach vom Wachsthum der
Erkenntnifs unabhängig und unveränderlich, ja im Jahr
1830. wie im J. 1530. und bis auf die ersten apostoiischen
Zeiten zurück derselbe sey. Nach 8 143. ist es (dem
Verf.) „klar, dafs — der Glaube an sich von dem
Schriftverständnisse (auch für unsere Zeit?) unabhängig
sey, da ja doch (8.144.) viele Tausende in den ersten Zei-
ten des Christenthums, auch ohne die heiligen Bücher zu
kennen, geschweige denn in den 8inn oder die Auslegung
derselben eingedrungen zu seyn, gläubig geworden seyen
und selbst herrliche Früchte des Glaubens getragen
haben.
So sehr vergifst der hierdurch in das katholische
Kirchensystem sich verirrende Verf., dafs, solange die
Apostel und Hörer Jesu lebten, die Ueberlieferung des
Glaubens wohl eine mündliche und unmittelbare seyn
konnte, dafs es aber ein eigenthümlich katholischer Fun-
damentalsatz ist, wie wenn der christliche Glaube, besser
als durch die neutestamSchriften, durch die (bei weitem
nicht mehr unmittelbare) Tradition gesichert seyn könnte.
Er vergifst, dafs gerade um dieser IJeberschätzung der
Glaubens-Tradition willen Luther, Zwingli und alle um
das „Warum des Glaubens bekümmerte Protestanten die
Schrift oder die schriftliche gleichzeitige Ueberlieferung
als die einzige (historische) Quelle des Christenthums aner-
kannt und ebendeswegen unablässig eine freie (nicht von
Willkührlichkeit, aber auch nicht von einer vorgeschrie-
benen Glaubenssatzung, sondern von den möglichsten Er-
kenntnifsmitteln abhängige) Schrifterklärung als Basis ihres
Kirchenglaubens gefodert haben. Wenigstens will Hr.R.
dieses protestantische Princip, die Ableitung des Glau-
bens aus der heil. Schrift, 8. 2? 28. selbst den Grund-
satz der Schmalkald. Artikel: Al
durch eine Andersdeutung auf die Seite
rücken, weil in ihm die Furcht entsteht, dafs der Ratio-
nalismus die Schrift selbst gebrauchen möchte , um in