Wolf: Ueber die Lais, Sequenzen und Leiche, 201
gen und überraschenden Combinationen, welche in dem Buche an
Orten, wo man sie oft am wenigsten suchen würde, in Excursen,
Anmerkungen oder Einschiebsätzen verborgen sind, auf eine Weise
anzuordnen, dass jedem Punkte gleich seine Stelle im Ganzen der
metrischen Wissenschaft angewiesen worden wäre. Da kaum ein
Gegenstand der mittelalterlichen Metrik in dem Werke unberührt
geblieben seyn möchte, hätten wir auf diese Weise die Grundli-
nien eines vollständigen Systems dieser Wissenschaft erhalten,
welche den reichen Stoff und seine Durchforschung leichter und
sicherer überblicken Hessen und woran sich spätere Forschungen
eher anschliessen könnten. Man betrachte nur die Excurse über
den Refrain S. 18, über die kirchliche Poesie S. 77, über den
Reim, über das Verhältniss der Poesie zur Musik u. a. Es ist
dem gelehrten Verf. Muse und Lust zu wünschen, auf diesem
Felde rüstig weiter zu arbeiten und auch andere, bisher nur an-
gedeutete und skizzirte Partien der mittelalterlichen Metrik weiter
auszuführen. Denn ausser der vorzugsweise ihm zu Gebot ste-
henden umfassenden Gelehrsamkeit, ausser dem günstigen Um-
stande, dass ihm als Mitvorstand einer der ersten Bibliolheken und
durch seine ausgebreiteten Verbindungen mit auswärtigen Gelehr-
ten und Societäten das erforderliche Material auf das Erwünsch-
teste zuströrnt, ist es vorzüglich die in diesem Buche bewährte
richtige Methode des besonnenen ruhigen Fortschreitens, die Me-
thode, welche, wie der Verf. sagt, die oft ähnlichen Versuchen
so gefährlichen Klippen des Bypothesirens und Systematisirens
mit gleicher uneigennütziger Entsagung vermeidet, was den Ver-
fasser zu gleichen Forschungen befähigt erweist und den Wunsch
belebt, ihn auf dem betretenen Wege fortschreiten zu sehen.
Ausser einer Reihe von Anmerkungen und Excursen (JS. 153
bis 323) gibt der Anhang noch verschiedene zu Belegen der auf-
gestellten Theorieen dienende Stücke mittelalterlicher Dichtung.,
I. Das französische lai du corn und das fabliau du mantel mau-
taille nach Oxforder Handschriften, welche Francisque Michel für
den Verfasser copirt hat. Ueber die bekannte Sage vergl. auch
Grässe’s Sagenkreise des Mittelalters S. 184ff. II. Die Sage vom
Zauberbecher aus Heinrichs vom Türlein Krone, hier zum ersten-
mal herausgegeben durch K. A. Hahn, deutsche Dichtung des 14.
Jahrhunderts. III. Ein lateinisches Lied mit romanischem Refrain
aus einer Münchner Liederhandschrift. IV. Die altfranzösische
Chanson de Gautier de Coinsi nach einer Pariser Handschrift.
gen und überraschenden Combinationen, welche in dem Buche an
Orten, wo man sie oft am wenigsten suchen würde, in Excursen,
Anmerkungen oder Einschiebsätzen verborgen sind, auf eine Weise
anzuordnen, dass jedem Punkte gleich seine Stelle im Ganzen der
metrischen Wissenschaft angewiesen worden wäre. Da kaum ein
Gegenstand der mittelalterlichen Metrik in dem Werke unberührt
geblieben seyn möchte, hätten wir auf diese Weise die Grundli-
nien eines vollständigen Systems dieser Wissenschaft erhalten,
welche den reichen Stoff und seine Durchforschung leichter und
sicherer überblicken Hessen und woran sich spätere Forschungen
eher anschliessen könnten. Man betrachte nur die Excurse über
den Refrain S. 18, über die kirchliche Poesie S. 77, über den
Reim, über das Verhältniss der Poesie zur Musik u. a. Es ist
dem gelehrten Verf. Muse und Lust zu wünschen, auf diesem
Felde rüstig weiter zu arbeiten und auch andere, bisher nur an-
gedeutete und skizzirte Partien der mittelalterlichen Metrik weiter
auszuführen. Denn ausser der vorzugsweise ihm zu Gebot ste-
henden umfassenden Gelehrsamkeit, ausser dem günstigen Um-
stande, dass ihm als Mitvorstand einer der ersten Bibliolheken und
durch seine ausgebreiteten Verbindungen mit auswärtigen Gelehr-
ten und Societäten das erforderliche Material auf das Erwünsch-
teste zuströrnt, ist es vorzüglich die in diesem Buche bewährte
richtige Methode des besonnenen ruhigen Fortschreitens, die Me-
thode, welche, wie der Verf. sagt, die oft ähnlichen Versuchen
so gefährlichen Klippen des Bypothesirens und Systematisirens
mit gleicher uneigennütziger Entsagung vermeidet, was den Ver-
fasser zu gleichen Forschungen befähigt erweist und den Wunsch
belebt, ihn auf dem betretenen Wege fortschreiten zu sehen.
Ausser einer Reihe von Anmerkungen und Excursen (JS. 153
bis 323) gibt der Anhang noch verschiedene zu Belegen der auf-
gestellten Theorieen dienende Stücke mittelalterlicher Dichtung.,
I. Das französische lai du corn und das fabliau du mantel mau-
taille nach Oxforder Handschriften, welche Francisque Michel für
den Verfasser copirt hat. Ueber die bekannte Sage vergl. auch
Grässe’s Sagenkreise des Mittelalters S. 184ff. II. Die Sage vom
Zauberbecher aus Heinrichs vom Türlein Krone, hier zum ersten-
mal herausgegeben durch K. A. Hahn, deutsche Dichtung des 14.
Jahrhunderts. III. Ein lateinisches Lied mit romanischem Refrain
aus einer Münchner Liederhandschrift. IV. Die altfranzösische
Chanson de Gautier de Coinsi nach einer Pariser Handschrift.