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Nr. 4. HEIDELBERGER 1846.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR

Höfler? Kaiser Friedrich II«
(Schluss.)
Die Anordnung· des Buchs entbehrt aller leitenden Grundsätze
und jedweder Organisation. Abgerissen von verknüpfender Einheit
werden die einzelnen Stücke zusammengenäht und ohne Rücksicht auf den
Stoss und Gegenstoss der treibenden Kräfte, ohne Kenntniss und
Beachtung der einander bekämpfenden Principien ahgewickelt, dabei
reichlich mit Ausfällen gegen die weltliche Macht und Belobungen
der priesterlichen ausgestattet. Dasselbe Gesetz gilt natürlich ge-
genüber den Persönlichkeiten, Bundesgenossen und Hülfs-
mitteln hier des Kaiserthums, dort der Theocratie oder des
Papstthums; jenes wandelt stets in der Nacht, dieses im Licht; an
ein besonnenes Abwägen beider Potenzen, an ein auch nur mässiges Ein-
vernehmen der Parteien, kurz, an ein historisches Urtheil wird nicht
gedacht. Dieses aber verträgt sich recht gut mit der einen oder andern
Seite; denn die weltgeschichtlichen Bewegungen des zwölften und drei-
zehnten Jahrhunderts waren der Art, dass es keinem der streitenden
Hauptquartiere an Achtung gebietender Intelligenz und Energie
fehlte. Man kann desshalb immerhin ein Gibelline oder Welfe,
auch nach so langem Zwischenraum seyn, jedoch mit der unabweisbaren
Bedingung, dass' auch die entgegengesetzte Fahne anerkannt und nicht
mit Koth beworfen werde. Denn blind müsste derjenige heissen, welcher
die grossen Verdienste der Kirche und ihrer Vorsteher um Einheit und
Herrschaft des christlichen Princips, um Gesittung und stellenweise Frei-
heit der Völker gegenüber dem Leu dal aristokratisch ein Eifer leug-
nen oder verkleinern wollte; allein andererseits könnte man denjenigen
starräugig nennen, welcher die Legitimität und No thwen digkeit
eines weltlich- inip er a torischen Gegengewichts bezweifeln, Vaterland,
Ehre, Männerwürde ohne Weiteres den modernen Incas, den Römischen
Priesterkönigen, preisgeben wollte. Wie oft, so ist auch liier aus
XXXIX. Jahrg. 1. Doppelheft. 4.
 
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