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Nr. 22.

HEIDELBERGER

1846.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

TcIiiliatclieflFi Voyage daiis l’Altai oriental.

(Fortsetzung·.)
Den °/17 Junius wurden die Zelte am Felsenwall der Beukse-
Kette aufgeschlagen. Yon liier führte der Weg durch das Bagayach-
Thal, an einer Seite von der eben erwähnten Bergreihe begrenzt, an der
andern durch das T a sk il - Gebirge. Noch immer herrschte Glimmer-
schiefer, und niedere Baumgruppen gehörten zu den seltenen Phänomenen.
Am B a gay ach-Flusse aufwärts erschien der Schnee häufiger; Massen
von sechs bis acht Fuss Dicke wölbten sich an mehreren Stellen über
den schäumenden Wogen des Stromes, der gewaltsam seinen Weg durch
Haufwerke von Felstrümmern und Rollstücken nimmt. In der Nähe der
Quelle des Bagayach wird der Boden sumpfig. Hin und wieder ragen
krumm gebogene Stangen der Geweihe von Elennthieren und Hirschen
hervor, so wie wohl erhaltene Theile von Argali-Schädeln; sie erscheinen
gleichsam wie Denkmale für kommende Jahrhunderte bestimmt. Beim
Ansteigen des sich enger zusammenziehenden Thales hatte man mit Hagel
und Schnee zu kämpfen;. beide verletzten das Gesicht in empfindlicher
Weise und überdiess machte der moorige Grund das Fortkommen äusserst
beschwerlich. Bald kam es darauf an, einen Giessbach zu übersetzen,
der den Weg sperrte und beim Niederstürtzen einen Wasserfall bildete.
Nachdem dieses Abenteuer glücklich bestanden war, drohte wenige Stun-
den später ein anderes. Der vom Berge Sagararkoul mit Heftigkeit
niederstiirtzende Fluss eilte, im schnellen Laufe, einem vollkommen ge-
frorenen See zu. Unmöglich war es, an dieser Stelle auf das andere
Ufer zu gelangen, und dennoch konnte man es nur durch einen Umweg
in der Runde um den See vermeiden. Während die Kalmücken sich hin
und her beriethen, sprengte einer der Kosacken im strengsten Galopp
über die Eisrinde des See’s. Das kühne Beispiel galt als Losung für die
ganze Karawane. Man setzte über den See, seiner grössten Breite nach,
ohne auch nur unter den Pferdehufen das geringste Krachen zu hören.
XXXIX. Jahrg. 3. Doppelheft. 22
 
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