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Nr. 20. HEIDELBER6ER J 1846.
JAHRBÜCHER OER LITERATUR.

Kurze Anzeigen.

(Schluss.)
Historische Forschungen und Darstellungen von Georg Friedrich Klippel,
Doct. d. Philos. Konrector am Domgymnasium zu Verden u. s. it i'.wei-
ter Band.
Mit dem besonclern Titel:
Lebensbeschreibung des Erzbischofs Ansgar, kritisch bearbeitet von G. H. Klip-
p el, u. s. w. „Nil sine magno Vita labore dedit mortalibus.“ Hör. Bre-
men, 1845. Verlag -von A. D. Geisler. XVI. und 256 S. in gr. 8.
In diesem Bande erhalten wir eine in der That erschöpfende Darstellung
von dem Leben und Wirken des h. Ansgar, des Apostels des germanischen
und scandinävischen Nordens, wobei die Nachrichten seines Biographen Rim-
bert und andere!· älteren Quellen mit Dem, was mehrfache Forschungen der
neueren Zeit zu Tage gefördert haben, verbunden und zu einem Ganzen ge-
staltet sind, welches ein treues Bild von dem Leben des in die Cultur des
deutschen Nordens so vielfach eingreifenden Mannes vorlegt, und bei allem,.
Reiz einer von inniger Liebe zum Gegenstände selbst erfüllten Darstellung,
doch nirgends der kritischen Prüfung und Sichtung entbehrt, die bei einem
solchen Gegenstände doppelt nothwendig erscheint, da sie allen einzelnen Thei-
len eines solchen Bildes erst Sicherheit und Verlässigkeit geben muss; wesshalb
auch sorgfältig, sowohl in Noten unter dem Text, als in eigenen Beilagen,
welche der Darstellung angereiht sind, alle Belegstellen initgetheilt werden,
durch die es auch Andern 'möglich werden kann, jeden einzelnen Punkt zu
prüfen und das Verfahren des Verf. zu untersuchen. Die Grundlage dieser
Darstellung bildet allerdings die von Rimbert, dem vertrautesten Schüler des
Ansgar, abgefasste Lebensbeschreibung, deren panegyrischen Charakter jedoch
der Verf. eben so wenig verkennt, wie die darin vorherrschende ascetische Ten-
denz; denn das Eine wie das Andere lag im Geiste der Zeit und wird bei
allen derartigen Productionen jener Zeit zu linden seyn; „aber“, setzt der Verf.
richtig hinzu, „wir begegnen hier nicht dem erkünstelten Tone des Schmeich-
lers, der die Thatsaclieai entstellt, um sich Gunst zu erwerben, sondern der na-
türlichen Sprache des frommen und dankbaren Herzens, das seinen Wohlthäter
nach den damals herrschenden theologischen Begriffen als einen Heiligen darzu-
stellen strebt.“ Und wenn dem ascetischen Gewände des Ganzen die streng
chronologische Folge der Erzählung aufgeopfert ward, so sind doch die „Bege-
benheiten mit solcher Unbefangenheit beschrieben, dass sich die historische
Wahrheit sehr leicht von Demjenigen scheiden lässt, was die Verfasser nur aus
XXXIX. Jahrg. 2. Doppelheft. 20
 
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