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Landsberger: Die Fabeln des Sophos.

Juden recensirt und mit Wörtern und Formen versetzt worden ist,
die man sonst im Syrischen nicht, wohl aber in den Targumim, im
Talmud und in den Midraschim wiederfindet.
Von diesem Bedenken abgesehen ist das Buch für Anfänger
und für solche Vorgerücktere, welche nach dem Studium des reinen
Syriasmus und Chaldaismus nun auch diesen eigenthümlichen Syn-
cretismus der beiden aramäischen Dialecte kennen lernen sollen,
vortrefflich eingerichtet. Jede Fabel begleitet eine fliessende deutsche
Uebersetzung, wodurch das Buch auch für Nichtkenner der orien-
talischen Sprachen brauchbar gemacht ist, und jeder Fabel ist ein
Commentar beigegeben, worin die Schreibfehler der Handschrift er-
wähnt, die Verbesserungen begründet, die schwierigen Formen durch
Verweisung auf Fürst und auf Uhlemann erläutert, die parallelen
Fabeltexte citirt, und Sinn und Zusammenhang durch Vergleichung
derselben sicher gestellt wird. Den Schluss bildet ein 57 Seiten
starkes Glossar (besser Lexicon oder Vocabular) das von sämmt-
lichen Wörtern die erforderlichen Bedeutungen und Formen angibt
und überdies manchen kleinen Excurs über verwandte semitische
Dialecte oder über Realien enthält.
2. Die critische Bedeutsamkeit des Buches liegt darin, dass
wir mit dieser syrischen Fabelsammlung eine höchst interessante
Bereicherung der äsopischen Fabelliteratur erhalten, die nach zwei
Seiten hin von Wichtigkeit ist, sofern sie nämlich nach einem grie-
chischen Original gearbeitet und sodann selbst wieder ins Griechische
und ins Arabische übersetzt worden ist. Die 62 Fabeln des sogen.
Syntipas, welche Matthäi 1781 aus zwei Moskauer Handschriften
herausgegeben und später noch mit einem Münchner Manuscript ver-
glichen hat (in seinen üolmXoc Mosquae 1811 S. 276 ff.)
kündigen sich selbst als eine im Mittelalter zu Sebastopolis am Pon-
tus gemachte Uebersetzung aus dem Syrischen an und sind dem
Inhalte nach eine rein äsopische Sammlung. Ebenso sind die 41
Fabeln des sog. Locmann nur arabisch der Sprache nach, dem In-
halte nach aber griechisch und äsopisch.
Beide Fabeldichter nun, Syntipas und Locman, sind Pseudonym!
und die unter ihrem Namen gehenden Fabellesen sind blosse Ueber-
setzungen aus dem syrischen Büchlein, das uns Hr. Landsberger
zugänglich gemacht hat. Für die Richtigkeit dieses Sachverhalts
liefern seine Anmerkungen bei jeder einzelnen Fabel den Beweis,
indem er die drei Texte beständig vergleicht und aus dieser Ver-
gleichung nicht blos für die Emendation des Syrers Nutzen zieht,
sondern häufig auch bei Syntipas und Locman das Richtige ermittelt.
So ergibt sich aus seinen Bemerkungen, dass der erst von Deren-
burg Berlin 1850 benützte Pariser Codex des Locman vom J. 1299
wie der älteste, so auch nach Lesarten und Reihenfolge bei weitem
der vorzüglichste ist. Was würde wohl der sei. Hammer dazu sagen,
er der Locmans Fabeln wieder mit so grosser Emphase in die Urzeit
des arabischen Volkes hinaufzuschrauben suchte } wenn er hier be-
 
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