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Urlichs: Skopas Leben und Werke.

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wie Urlichs meint, in einem Poseidontempel nahe bei Nikomedia und
Prusa, die umfassende Schöpfung der Achillesgruppe, welche
sehr eingehend und, wie wir glauben, richtig besprochen wird
(S. 126—154). Wir haben sie als den Höhepunkt Skopassischer
Kunst zu bezeichnen; an hohem Pathos würde sie nur übertroffen
werden von der Niobegruppe, wenn deren Zugehörigkeit zu
Skopas sicher nachzuweisen wäre. Referent freut sich sehr seine
Ansicht über die ursprüngliche Aufstellung der Niobegruppe im
Sarpedonion bei Holmoi, nachher Seleukeia in Cilicien ganz adoptirt
und selbständig ausgeführt zu sehen (S. 155—159).
Als die letzte Hauptstätte der Thätigkeit des Skopas ist ent-
schieden Halikarnassos, die neu sich erhebende glanzvolle Re-
sidenz des Maussolos zu betrachten und hier vor allem war das
Mausoleion, an dem er mit einer ganzen attischen Colonie von
Künstlern in edlem Wetteifer arbeitete. Aus der Fülle der von
Halikarnass in das brittische Museum geschafften Sculpturreste des
Mausoleums, ja aus den noch einst weiter etwa in Halikarnass zu
entdeckenden Werken nun die Werke des Skopas jemals von denen
des Leochares, Bryaxis, Timotheos oder Praxiteles ausscheiden zu
können wird kaum zu hoffen sein. Urlichs geht in der unmittel-
baren Bezeichnung von vier bei Newton (Discoveries of Halicarnas-
sus, Cnidus and Branchidae. Vol. I ) auf Tafel X und XI veröffent-
lichten Friesplatten, sowie des Torso einer sitzenden männlichen
Statue als Werken von Skopas Hand (S. 198. 210) wohl etwas
zu rasch vor, aber es bildet dies nur einen kleinen Theil dieser über-
aus reich ausgestatteten Untersuchung, welche in umfassender Weise
das ganze Mausoleum in seinem architektonischen Aufbau und
seinem plastischen Schmucke behandelt. Natürlich fusst sie vor
allem auf dem Werke von Newton, von dem damals erst der erste
aber für diesen Gegenstand wichtigste Theil des Textes erschienen
war, aber prüft die Annahme desselben selbständig und umsichts-
voll und gibt uns zugleich einen Bericht der Friesplatten aus eigener
Anschauung.
Das Lebensende des Meisters setzt Urlichs 01. 108—109, da
er nachweislich nicht mehr für Lykurgs Verwaltung in Athen noch
für Philipp von Makedonien gearbeitet hat. Eine gedrängte Ueber-
sicht der künstlerischen Eigenthümlichkeiten desselben schliesst die
Gesammtdarstellung.
Von S. 219—259 erhalten wir noch zwei werthvolle Beilagen:
die eine behandelt die Lebenszeit der den Aufschwung der grie-
chischen Plastik in Hellas selbst einleitenden kretischen Meister
Diponios und Skyillis, deren Auftreten in Griechenland, nicht
deren Geburt um 01. 50 gegen Brunn, wie wir glauben, sicher
begründet wird. Die zweite Beilage behandelt das schwierige Thema
der Baugeschichte des Ephesischen Tempels und zwar
zunächst des jüngeren nach Herostratos Brand, der von Deinokrates
geleitet ward und wobei Skopas auch bei dem plastischen Schmuck
 
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