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Nr. 28. HEIDELBERGER 1864.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
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Neueste Sammlung von Uebersetzungen griechischer und
römischer Klassiker.
(Schluss.)
„Den deutschen Philologen nur war es Vorbehalten, eine höhere
Vollkommenheit, feste Geschlossenheit und künstlerische Berechnung
von unserem Homer zu beanspruchen, als ob derselbe ein Kunst-
dichter gewesen wäre, nicht ein Volksdichter, obwohl sie theilweise
vorauszusetzen schienen, dass seine Produkte unaufgeschrieben im
Volke gelebt hätten“ (S. 21). Und aus Allem dem leitet der Verf.
dann ab, dass die moderne Kritik keine weitere Aufgabe habe, als
mit Festhaltung dieses Standpunktes „den Homerischen Text auf
Wölfischer, von Wilhelm Dindorf so schön fortgeführten Grundlage
nach den besten Handschriften herzustellen und zu erläutern; dass
sie aber nicht im geringsten berufen sei, einen einzigen Vrers nach
subjectivem Belieben und ästhetischem Gefallen wegzustreichen.“
Wir haben damit die Ansicht des Verf. über Homer und die
Homerischen Gedichte, grossenteils mit den eigenen Worten des-
selben angegeben und damit auch das Ziel der Aufgabe, die er zu
lösen unternommen hat, bezeichnet; da er damit in Widerspruch
tritt mit so manchen in neuer und neuester Zeit geltend gemach-
ten und bis zu einer gewissen Exclusivität erhobenen Behauptungen,
so war die ausführliche Begründung der eigenen Ansicht um so
mehr geboten und erklärt sich daraus auch der bedeutende Umfang
dieser fast zwei Drittel des ganzen Bandes einnehmenden Beweis-
führung, in deren Detail wir hier nicht weiter eingehen können,
wo wir blos die Absicht haben, Charakter und Tendenz der Schrift
zu bezeichnen, und damit den Standpunkt anzugeben, welchen der
Verf. der Schrift in dieser ganzen Homerischen Frage eingenommen
hat, die Prüfung des Einzelnen wir daher auch Andern zu über-
lassen haben. Dass es, zumal bei der Art und Weise, in welcher
der Verfasser seine Polemik gegen die Behauptungen Anderer führt,
an mannigfachen Entgegnungen nicht fehlen wird, lässt sich kaum
bezweifeln, wie auch immerhin der Versuch der Rettung des Einen
Homerus und des Nachweises der Einheit seiner beiden Dichtungen
von Allen denen angesehen werden mag, die nicht blos nach
dem Neuen und Neuesten greifen, sondern in Sachen des Alter-
thums diesem selbst noch die gebührende Bedeutung zuzuerkennen
geneigt sind.
Gehen wir nun zu den römischen Schriftstellern über, so
haben wir zuvörderst die Fortsetzungen von Livius und Cicero
LVII. Jahrg. 6. Heft. 28
 
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