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Kr. 30. HEIDELBERGER 1864.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Müller: Die Wissenschaft der Sprache.

(Schluss.)
Mit diesem Urtheile unseres Fachgelehrten, wollen wir uns
für das Fernere begnügen, und die Prüfung einiger Personalien und
Verbalformen, der die Seiten 261—267 gewidmet sind, dem Selbst-
studium überlassen. — Andere Sprachen der agglutinativen Stufe,
wozu der Verf. noch den finnischen Stamm, in seinen verschiedenen
Zweigen (dem tschudischen, den Wolga-Bulgaren, dem Permischen
und Ugrischen) rechnet, nehmen die S. 268 — 275 in Anspruch, wo
äusser den psychologischen Erörterungen besonders noch die ver-
gleichenden Tabellen auf S. 273 interessiren. — Auf S. 275 wendet
er sich zur dritten oder inflexionalen Stufe, um von derselben —·
Nichts zu sagen, und nur an frühere gelegentliche Zergliederungen
zu erinnern. „Wenn Sie den Charakter unserer morphologischen
Classification, heisst es auf derselben Seite, in Betracht ziehen, so
werden sie bemerken, dass sich dieselbe von der genealogischen
insofern unterscheidet, als sie auf alle Sprachen anwendbar bleiben
muss. Unsere Classification erschöpft alle Möglichkeiten.“ Genea-
logisch kann, wie vorher bemerkt worden ist, nur eine beschränkte
Zahl von Sprachen geordnet werden, und bleibt diese Möglichkeit
in Hinsicht auf die übrigen noch ein Problem der Zukunft. Der
Verf. fürchtet gegen den logischen Zusammenhang seiner Unter-
suchungen zu verstossen, wenn er dem Problem des gemeinschaf't-
schaftlichen Sprachenursprungs ausweichen würde, und wendet sich
S. 277 dieser Untersuchung zu, die ebenso fruchtbar wie schwierig
ist, weil sie nach zwei Seiten, nach der formalen Seite, und nach
der materialen geführt werden muss. „Wir haben heute, bemerkt
er S. 279, d. h. in der achten Vorlesung, nur mit dem formalen
Theil zu thun.“ Dann fährt er fort: „Wir haben alle möglichen
Formen untersucht, welche die Sprache annehmen kann, und haben
nun zu fragen, ob wir mit diesen drei verschiedenen Formen, der
radicalen, terminationalen und inflexionalen, die-Annahme eines ge-
meinsamen Ursprungs der menschlischen Rede vereinigen können.
Ich antworte mit einem entschiedenen Ja!“ Er widerlegt zunächst
die gegen den gemeinschaftlichen Ursprung u. s. w. vorgebrachten
Argumente, um mindestens zu der Möglichkeit eines solchen durch-
zudringen, wie er denn seiner Capitel: on the possibility of a common
origin of language S. 290 gedenkt, und erklärt dann S. 282, man
müsse diese Frage so lange als möglich offen halten. Entscheidend
LVII. Jahrg. 6. Heft. 30
 
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