Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 21. HEIDELBERGER 1864.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins zu
Heidelberg.

Naturbistorische Vorträge im Winter 1S63/64.
1. Vortrag des Herrn Prof. Η. A. P a g e n s t ec h e r „über
die Entwicklung der Gespenstheuschrecke, Mantis
r eligiosa“ *), am 6. November 1853.
(Das Manuskript wurde am selbigen Tage eingereicht.)
Von der Gespenstheuschrecke waren bisher die Jugendzu-
stände nur unvollkommen bekannt, namentlich wusste man nicht,
wie oft die Larven eine Häutung durchmachten, bevor sie zu dem
Zustande des erwachsenen Insektes heranreiften. Fischer ver-
muthete nur vier oder fünf Häutungen.
Ich bin nun im Stande gewesen die weitere Ausbildung von
aus einigen Eikapseln der Gespenstheuschrecke gewonnener Brut
soweit zu verfolgen, dass der letzte von mir beobachtete Larven-
zustandidentisch ist mit dem jüngsten, welchen Fischer (Orthoptera
Europaea) beschrieben hat.
Es ist dies das sechste Larvenstadium und es beträgt, da Fischer
noch zwei weitere abbildet, die Gesammtzahl der Larvenzustände,
welche durch Häutungen von einander getrennt sind, demnach wenig-
stens acht. Dann folgt erst der Zustand des vollendeten Insekts.
Dieser sechste Larvenzustand ist der erste, in welchem eine
stärkere seitliche Entwicklung des mesothorax und des metathorax
mit Aderbildung den Beginn der Flügelentwicklung kennzeichnet.
Die drei letzten Larvenzustände würden also im engern Sinne als
Nymphenformen bezeichnet werden müssen.
Von den fünf eigentlichen Larvenformen ist nur die erste be-
sonders hervorzuheben, während die übrigen in allem Wesentlichen
dem erwachsenen Insekte mit Ausnahme der Flügel, der Neben-
augen und der Fühlergliederzahl gleichen.
Diese erste Larvenform dagegen hat statt der Mundwerkzeuge
des erwachsenen Insektes einen röhrigen von Chitinstäben gestützten
Mundkegel, ihre Glieder sind unbeweglich, der Körper ist mit zahl-
reichen feinen Stacheln besetzt und statt der Papillen finden sich

*) Ein genauerer Bericht über die hier mitgetheilten Beobachtungen
findet sich im Archiv für Naturgeschichte Bd. XXX. p. 7 und ist daselbst
von Abbildungen begleitet.
LVII. Jahrg. 5. Heft.

21
 
Annotationen