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Ur. 11. HEIDELBERGER! 1864.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Theodor Mommsen, Verzeichniss der römischen Provinzen aufgesetzt
um 297 j mit einem Anhänge von Karl Müllenhoff. Aus den
Abhandlungen der k'önigl. Akademie der Wissenschaften zu
Berlin 1862. Mit einer Karte. Berlin 1863. 50 S. 4.
Ein Verzeichniss der Provinzen des römischen Reiches, das
von den bekannten Verzeichnissen nicht wenig ab weicht, ist zwar
schon seit 1742 in einem italienischen Werke veröffentlicht (und
wiederholt 1790), wurde aber bisher gar nicht berücksichtigt, nicht
einmal von dem sorgfältig überall nachforschenden und Vieles aus
der Vergessenheit hervorholenden Professor Theodor Mommsen,
als er im Jahr 1853 das dem Kalender des Polemius Silvius ein-
gelegte analoge Verzeichniss herausgab. Da derselbe Gelehrte nun
die Handschrift des erwähnten Verzeichnisses, welche in der Vero-
neser Capitularbibliothek sich befindet, gelesen . und abgeschrieben
hat: so hat er sich nicht geringen Dank erworben, dass er das
Verzeichniss wörtlich abdrucken liess und gelehrte Untersuchungen
über die Provinzen des römischen Reiches anstellte und in vor-
liegender Schrift veröffentlichte. Ihr Gang ist folgender. Nach einer
kurzen Beschreibung der Handschrift, die etwa dem siebenten Jahr-
hundert angehört, gibt er den wörtlichen Text derselben: er um-
fasst zwei Seiten und besteht eigentlich aus zwei Theilen; der
erstere grössere enthält die nomina provinciarum, indem bei jeder
der zwölf Diocensis (wie die Handschrift statt Dioecesis hat) die
einzelnen Provinciae genannt sind, deren es in allem 96 sind. Diesen
Theil nun — von dem andern reden wir nachher — unterwirft
Mommsen einer genauen Erörterung, worin man, wie in allen Werken
und Schriften des gelehrten Verfassers, Fleiss und Scharfsinn zu-
gleich bewundert. Nach seinen Untersuchungen ist dies das Ver-
zeichniss der diocletianischen Diöcesen und Provinzen, wahrschein-
lich geflossen aus dem ursprünglichen um das J. 297 aufgesetzten
Schema. Der Abschreiber ist zwar mit grossem Unverstände verfahren,
wie dies Schreibfehler in Menge zeigen, und oft nicht einmal die
Zusammenzählung der einzelnen Provinzen richtig ist; doch finden
sich keine Interpolationen und nur wenige Lücken. Und nun stellt
der gelehrte Verfasser die einzelnen Diöcesen und dann auch die
verschiedenen Provinzen jeder Diöcese nach den verschiedenen Ver-
zeichnissen, die wir übrig haben zusammen, also neben die Vero-
neser Handschrift den obenerwähnten Silvius, die notitia dignitatum
und für den Orient den Hierokles, so wie den Rufus für mehrere
Dioeceses. Bei jedem dieser neben einander gestellten Verzeichnisse
LVII. Jahrg. 3. Heft. 11
 
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