DOI Heft:
Nr. 22
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.44904#0345
Ur. 22. HEIDELBERGER 1864.
JAHRBÜCHER BER LITERATUR.
Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins zu
Heidelberg.
(Schluss.)
Mitten in der Campagna, etwa sechs Miglien von Rom ent-
fernt, erhebt sich das Albaner Gebirge, einer der ausgezeichnet-
sten vorhistorischen Vulkane. Die Höhe des vulkanischen Berges
über der Campagna beträgt fast 3000 Fuss, so dass also an Höhe
kein anderer, mehr nördlich gelegener Vulkan unseres Continentes
ihm gleichkommt, denn die höchsten Kegel der Auvergne erheben
sich kaum 1000 Fuss über das Plateau, von dem aus sie ihren
Ursprung nahmen. Das Albaner Gebirge besitzt mehrere Kraterc.
Der jetzige grosse Hauptkrater liegt um ein Geringes unter dem
Gipfel des höchsten Punktes, des Monte cavo. Allein diese Lage
ist nur scheinbar, er hat in Wirklichkeit den Gipfel der ganzen
ganzen Gebirgsmasse gebildet. Der hohe Kraterwall, der ihn um-
gab, ist theilweise zerstört und rings herum niedriger geworden,
nur im Süden hat er seine alte Höhe bewahrt, so dass dieses Stück
nun gleichsam als höchster Berggipfel über die niedrigere Um-
gebung emporragt. Vorn, gegen Westen, wo das Städtchen Rocca
di papa liegt, ist der Wall ganz durchbrochen von einer Lava-
masse, die am steilen Abhang hinabstürzt.
Äusser dem grossen Hauptkrater fallen zunächst die beiden
ausgezeichneten und vollkommen erhaltenen Kratere, die ihrer ein-
zigen Schönheit wegen berühmten Seen von Albano und Nemi in
die Augen. Beide liegen auf der Südseite des Monte cavo. In der
dort befindlichen Tuffmasse, nur wenig oberhalb des Städtchens
Albano, liegt der See gleichen Namens, ein alter Krater von sehr
regelmässiger ovaler Gestalt. Der Wasserspiegel liegt jetzt tief und
ist unnahbar, so steil, ja senkrecht fallen die Krater wände hinab.
Einst füllte das Wasser die ganze Kratervertiefung, allein die Römer
bohrten durch die Tuffsteine einen Stollen, so dass das Wasser so-
weit abfloss. Gegenwärtig hat der See weder Zu-noch Abfluss und
auch wohl nie gehabt. Der Umfang beträgt 6 Miglien. — Weiter
östlich davon und 120 Fuss höher liegt der kleinere, nur 3 Miglien
im Umfang haltende See von Nemi, der in allen geognostischen
Eigenthümlichkeiten mit dem von Albano übereinstimmt. Beide
Kratere gehören, wie die sogenannten Maare der Eifel, zu den
Explosionskrateren, die keine regelmässig vulkanische Thätigkeit ent-
LVII. Jahrg. 5. Heft. 22
JAHRBÜCHER BER LITERATUR.
Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins zu
Heidelberg.
(Schluss.)
Mitten in der Campagna, etwa sechs Miglien von Rom ent-
fernt, erhebt sich das Albaner Gebirge, einer der ausgezeichnet-
sten vorhistorischen Vulkane. Die Höhe des vulkanischen Berges
über der Campagna beträgt fast 3000 Fuss, so dass also an Höhe
kein anderer, mehr nördlich gelegener Vulkan unseres Continentes
ihm gleichkommt, denn die höchsten Kegel der Auvergne erheben
sich kaum 1000 Fuss über das Plateau, von dem aus sie ihren
Ursprung nahmen. Das Albaner Gebirge besitzt mehrere Kraterc.
Der jetzige grosse Hauptkrater liegt um ein Geringes unter dem
Gipfel des höchsten Punktes, des Monte cavo. Allein diese Lage
ist nur scheinbar, er hat in Wirklichkeit den Gipfel der ganzen
ganzen Gebirgsmasse gebildet. Der hohe Kraterwall, der ihn um-
gab, ist theilweise zerstört und rings herum niedriger geworden,
nur im Süden hat er seine alte Höhe bewahrt, so dass dieses Stück
nun gleichsam als höchster Berggipfel über die niedrigere Um-
gebung emporragt. Vorn, gegen Westen, wo das Städtchen Rocca
di papa liegt, ist der Wall ganz durchbrochen von einer Lava-
masse, die am steilen Abhang hinabstürzt.
Äusser dem grossen Hauptkrater fallen zunächst die beiden
ausgezeichneten und vollkommen erhaltenen Kratere, die ihrer ein-
zigen Schönheit wegen berühmten Seen von Albano und Nemi in
die Augen. Beide liegen auf der Südseite des Monte cavo. In der
dort befindlichen Tuffmasse, nur wenig oberhalb des Städtchens
Albano, liegt der See gleichen Namens, ein alter Krater von sehr
regelmässiger ovaler Gestalt. Der Wasserspiegel liegt jetzt tief und
ist unnahbar, so steil, ja senkrecht fallen die Krater wände hinab.
Einst füllte das Wasser die ganze Kratervertiefung, allein die Römer
bohrten durch die Tuffsteine einen Stollen, so dass das Wasser so-
weit abfloss. Gegenwärtig hat der See weder Zu-noch Abfluss und
auch wohl nie gehabt. Der Umfang beträgt 6 Miglien. — Weiter
östlich davon und 120 Fuss höher liegt der kleinere, nur 3 Miglien
im Umfang haltende See von Nemi, der in allen geognostischen
Eigenthümlichkeiten mit dem von Albano übereinstimmt. Beide
Kratere gehören, wie die sogenannten Maare der Eifel, zu den
Explosionskrateren, die keine regelmässig vulkanische Thätigkeit ent-
LVII. Jahrg. 5. Heft. 22