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Heer: Die Urwelt der Schweiz.

Vie Urwelt der Schweiz von Oswald Heer. Erste Lieferung.
Zürich. Druck und Verlaq von Friedrich Schulthess. 1S64.
8. 48.
In der Gebirgsweit unseres Landes spiegelt sich die Geschichte
der Erde. In den himmelhohen Felswänden und den tiefen Ab-
gründen, in den wunderbar verschlungenen Felslagern und den bunt
durcheinander gewirkten Gebirgsarten treten uns die gewaltigen
Revolutionen vor Augen, welche über die Erde ergangen sind; in
den zahllosen Pflanzen und Thieren aber, deren Ueberreste in diese
Felsen eingebettet sind, die Zeiten ruhiger Entwickelung. Jene
zeigen uns die Natur in wildem Aufruhr, Berge zerreissend und
Felsen zerschmetternd; diese wie sie in ihrem stillen Walten die
Erde mit Pflanzen bekleidet und mit thierischen Wesen belebt hat.
Es übt daher unsere Alpenwelt nicht allein durch ihre stille Er-
habenheit einen unnennbaren Zauber auf unser Gemüth aus, son-
dern bildet zugleich den grossartigsten Tempel der Natur, in wel-
chem aus allen Weltaltern die wunderbarsten Bilder aufbewahrt
sind. Wir wollen den Versuch machen in diesen Tempel einzu-
treten und die Bilder, welche ihn schmücken zu deuten, denn sie
werden uns die wichtigsten Momente aus der Geschichte der Erde
vor Augen führen. — Mit diesen Worten beginnt Oswald Heer
die anziehende geologisch - paläontologische Schilderung seines
Heimathlandes. Wir behalten uns nach Vollendung des Werkes
eine ausführliche Besprechung vor; einstweilen erlauben wir nur
auf die grosse Bedeutung desselben aufmerksam zu machen.
Die vorliegende erste Lieferung bringt in dem ersten Kapitel
eine sehr lehrreiche Beschreibung des Steinkohlenlandes der Schweiz.
Dasselbe bildete ehedem eine Insel, welche den Westen und Süden
des Kantons Wallis einnimmt. Die einförmige Flora dieser Stein-
kohleninsel wird besprochen; daran reihen sich Betrachtungen über
Entstehung der Kohlenlager, Zeitdauer der Kohlenperiode, über die
Zerstörung der Steinkohlenflora und Vorbereitung einer neuen Aera
während der permischen Zeit (S. 1—38). Das zweite Kapitel han-
delt von der Salzbildung der Schweiz; von dem Vorkommen, von
der Entstehung der Salzlager, von der Production der Schweizer
Salzlager und von deren Stellung im geologischen Systeme.
Es wird die „Urwelt der Schweiz“ von Oswald Heer
ungefähr 32 Bogen Text, 7 landschaftliche das Aussehen des Lan-
des in verschiedenen Weltaltern darstellende Bilder, eine geologische
Karte, 10 lithographirte Tafeln und zahlreiche in den Text ge-
druckte Holzschnitte enthalten. Dem ersten Hefte nach zu urtheilen
wird die Ausstattung eine sehr geschmackvolle; namentlich sind die
beiden, der ersten Lieferung zugehörigen landschaftlichen Bilder: die
Steinkohlenflora der Schweiz und Basel zur Keuperzeit vortrefflich
ausgeführt. G. Leonhard.
 
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