Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 32. HEIDELBERGER 1864.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Kirchmann: Die Philosophie des Wissens.

(Schluss.)
S. 265 wird selbst auf den etwaigen Vorwurf der „Unwissen-
schaftlichkeit“ und „Zufälligkeit“ in Betreff dieser Beziehungsformen
hingewiesen. Der Herr Verf. tadelt die Gewohnheit der Philosophie,
„eine einfachere und aus der Natur des Begriffes mit Nothwendig-
keit folgende Reihe von Besonderungen zu fordern.“ Und doch
kann man, wenn die Philosophie eine Wissenschaft ist, etwas
Anderes von ihr verlangen? Muss sie nicht die Einheit in dem
Verschiedenen suchen, das Complicirte auf seine einfachen Ursachen
und Gesetze zurückführen? Muss sie nicht Alles aus der Natur des
Begriffes und zwar, wenn sie genügen soll, mit Nothwendigkeit
ableiten, kann sie sich mit zufälligen, unwissenschaftlich aufgefun-
denen Beziehungen der Vorstellungen begnügen? Geeigneter wäre
es, wenn das A11 g eme i n e über die Beziehungen (S. 265—
285) den einzelnen Beziehungen vorausginge. Die Beziehungs-
einheiten werden abgesondert behandelt (S. 285- 323), nachdem
bereits früher die „seienden Einheitsformen“ und die „Verbindungen
durch Kraft und Begehren“ besonders entwickelt worden sinä,
während doch die verschiedenen Verbindungs-oder Einheitsformen,
gehen sie auf Gegenstände oder Beziehungen, zusammen gehören.
Es werden sodann unter dem Abschnitte der Beziehungsein-
heiten die Einheit des O r g a n i s ch e n, der Seele, vonLeib
und Seele, des Geschlechtes, der O r g a n i s m e n, der Welt,
des Staates, der Familie, der Persönlichkeit, des Kunst-
werk es hervorgehoben. An dem Aufzählen dieser Einheiten wird
das logische Band vermisst. Auch gehören die „Beziehungsein-
heiten“ zu den schon früher behandelten Seinsverbindungen, von
welchen sie nicht getrennt werden können.
Es folgen die „Wissensarten“ (S. 323 — 397). Unter Arten
des Wissens werden „diejenigen Unterschiede verstanden, welche
sich in dem Wissen selbst zeigen, ohne dass dabei der Inhalt oder
der Gegenstand des Wissens sich ändert.“ Es werden demnach
folgende Wissensarten unterschieden: die blosse, die be-
kannte, gesteigerte, wahrnehm ende, gewisse, noth-
wendige Vorstellung. Die Ausdrücke sind unbestimmt und
fordern daher erklärende Beisätze, wie „ohne Wahrnehmung“ bei
der blossen Vorstellung, „Gedächtniss, Erinnerung“ bei der be-
kannten, „Aufmerksamkeit“ bei der gesteigerten; Sinnes- und Selbst-
LVIL Jahrg. 7. Heft. 82
 
Annotationen