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Ir. 34.

HEIDELBERGER

1864.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Maria Theresia’s erste Regierungsjahre. Von Alfred Ritter von Arneth.
Wien 1863. Erster Band.
Die Regieruugszeit Maria Theresia’s theilt sich naturgemäss
in vier bestimmte Epochen ab. Die erste, welche ihren Abschluss findet
mit dem Aachener Frieden, ist erfüllt von den Kämpfen um das
grosse habsburgische Erbe. Die zweite reicht vom Jahre 1748
bis 1756 und kennzeichnet sich dadurch, dass die österreichische
äussere Politik in ganz neue Bahnen geleitet (Annäherung an Frank-
reich, den alten Feind), und die Grundlagen für die innere Neuge-
staltung des Kaiserstaates gelegt werden. Die dritte Epoche be-
ginnt und endet mit dem siebenjährigen Kriege, und die vierte um-
fasst die rastlose und segensreiche Regierungsthätigkeit der Kaiserin
bis zu deren Tode.
Arneth’s Werk ist darauf angelegt, in dem Rahmen dieser
Eintheilung ein Bild von dem Walten und Schicksal der in ihrer
Art und in der Geschichte Habsburgs einzigen Persönlichkeit der Fürstin
zu entwerfen, welche den rings von den grössten Gefahren umgebenen
ältesten Thron Europa’s zu behaupten und auf neu errichteten
Grundfesten ihrem Hause zu sichern wusste. Wenn ein Kritiker
in den preussischen Jahrbüchern beim Erscheinen dieses Werkes
sich veranlasst sah, in die Klage auszubrechen, man werde doch
ihnen, d. b. den Norddeutschen oder Preussen die auf diesem (dem
wissenschaftlichen, geschichtlichen) Gebiete seither unbestrittene
Hegemonie nicht auch noch bestreiten wollen, so begrüsst der Un-
befangene in dem verlegenden Buche mit Freuden einen neuen
Beweis der grossen Rührigkeit, des wachsenden Selbstvertrauens
und der Erkenntniss von der Wichtigkeit der Lehren der Geschichte
für unsere Gegenwart, mit welcher nun auch die Oesterreicher an
die Behandlung ihrer eigenen Geschichte gehen. Dass man sich
hier die unläugbar zeitgemässe Aufgabe gestellt hat, die Geschichts-
wissenschaft in der innigsten Berührung mit dem Leben zu er-
halten, geht aus dem Umstande, dass man sich vorzugsweise der
neueren Geschichte zuwendet, aus Arbeiten hervor, wie die Gindely’s,
Chlumetzky’s und unseres Verfassers. Und wenn man vielleicht
anderwärts kurze Glanzperioden neuerer Geschichte mit einer ge-
wissen Vorliebe behandelt, um die Schäden der Neuzeit zu ver-
hüllen und immer weiter gehende Ansprüche zu begründen und
zu unterstützen, so ist es Arneth um die wahrheitsgetreue Schil-
derung einer Epoche zu thun, „bei deren Darstellung die schönste
Aufgabe der ^Geschichte, durch Erforschung der Vergangenheit die
LVH Jahrg. 7. Heft. 34
 
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