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Nr. 44. HEIDELBERGER 1864.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Vindiciarum Plutarchearum Uber. Scr. Th eo do ru s D o ebner.
Zwickau, bei Jul. Doehner. 1864 (118 S. 8J.
Der Titel Vindiciae könnte etwas anderes erwarten lassen als
eine Fortsetzung der kritischen Arbeiten des Verfassers zu Plutarch,
die in diesen Jahrbb. von Zeit zu Zeit angezeigt wurden, sofern
man darunter das verstehen will, was Lessing so treffend „Rettungen“
genannt hat. Der Verf. selbst erklärt sich zwar nicht über die
Wahl des Titels, aber der erste Satz seines reichhaltigen Schrift-
chens lässt vermuthen, dass die vindiciae gegen die manifestas libra-
riorum fraudes im plutarchischen Texte gerichtet seien, insbesondere
gegen solche, die sich durch einen, nach plutarchischem Gebrauch
unerlaubten Hiatus verrathen. Einen auffallenden Hiatus bemerkt
der Verf. v. Rom. 5 in den Worten cog δή τον Ό'εον εζοντος αντήν
(Herkules die Hetäre Laurentia), welchem er nicht mit Benseler
durch Streichung der Worte, sondern durch Ergänzung derselben
aus dem Zusammenhang abhilft. Er findet es nemlich nicht ange-
messen, dass Plutarch, abweichend von andern Erzählern dieses
Abenteuers und von seiner eigenen Angabe quaest. rom. 35, die
Dirne erst nach dem Mahle des Gottes in den Tempel einsijhliessen
lässt, und liest daher καί μετά τον δεϊπνον (Genit. statt Acc.)
ΰννεΐρζεν, woraus sich die Verbesserung cog δή τον&εον με&έ-
l-ovwg αντή (von der Theilnabme an dem δεΐπνον zu verstehen)
von selbst ergibt, die durch die anderwärtigen Darstellungen des
Hergangs bestätigt wird Zugleich berichtigt der Verf. im Vor-
hergehenden dasanstössige ovGav ώραίαν, ονπω δε επιφανή, das
mit dem Ausdruck έμφαναή; έταιρονβαν der quaestt. rom. 35 eben-
sosehr als mit den Bezeichnungen bei Macrob. Sat, I, 10. 11. Au-
gustin. de civit. Dei VI, 7. Lactant. inst. I, 10. Gell. VI, 7 u. a.
im Widerspruch steht, indem er και εν πως εμφανή zu lesen
vorschlägt und diese Formel durch eine genügende Anzahl Bei-
spiele als plutarchischen Gebrauch begründet. Ein zweiter hiatus
foedissimus, den sowohl Sintenis als Benseler unangefochten lassen,
stösst dem Verf. einige Zeilen weiter in ηλικίας τε πόρρω ήκων
auf, wofür mit Plutarch Alcib. 18, Sertor. 4 zu lesen προήκων
oder nach sonstigem Gebrauch und Plut. Cam. 37 das πόρρω um-
zustellen ist. Die ganze Anekdote von der Laurentia behandelt der
Verf. S. 1—11 mit einer durch grosse Belesenheit unterstützten
Umsicht und das Resultat dieser kritischen Behandlung kann nur
befriedigend genannt werden.
LVIL Jahrg. 9. Heft.

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