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Nr. 36.

HEIDELBERGER

> 1864.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR. ,

Literaturberichte aus Italien.

Le pergamene Grecche essistenti nel grande archivio di Palermo.
Palermo 1862. Tip. Clamis e Roberto. 4. 7 Hefte.
Eine Frucht der neuen Ordnung der Dinge in Sicilien ist auch
die grössere Zugänglichkeit der alten Staatsarchive dieser Insel,
wie das hier vorliegende Werk des gelehrten Herrn Joseph Spata
beweiset, welcher die in dem grossen Archive zu Palermo aufbe-
wahrten Urkunden hier mit einer Uebersetzung ins Italienische und
mit sehr eingehenden Anmerkungen herausgibt. Die ersten 4 Hefte
enthalten eine Einleitung über die griechischen Urkunden über-
haupt, mit der Literatur über die sicilianischen Urkunden anfangend.
Der erste, welcher sich in dieser Beziehung verdient machte, war
Constantin Lascaris, ein Flüchtling aus Constantinopel, welcher zu
Messina 1493 starb, nachdem er dort 27 Jahre lang die griechische
und lateinische Literatur gelehrt hatte. In dem Abschnitte über
die Geschichtschreibung wird Herder, Voltaire, Lutherund Guizot
angeführt, und zeigt der Herr Verfasser vielfältige Kenntnisse auch
in der ausländischen Literatur. In dem Abschnitte über Diplomatik
bemerkt der Herr Verfasser das von Roger in Sicilien in seinem
Staats-Stempel gebrauchte Motto: „Äppulus et Chalaber, Siculus
mihi servit et Afer“, da er auch die Umgegend von Chaivan zwi-
schen Tunis und Tripolis erobert hatte. Bei der Geschichte der
Sprache werden Voss, Müller und Williams erwähnt, und bei der
Geschichte der Schrift zeigt sich gleiche Bekanntschaft mit den
Klassikern. Auch die Geschichte der Chronologie ist ausführlich
behandelt. Die griechischen Urkunden selbst fangen mit denen an,
die aus dem Kloster S. Filippo di Tragala in das grosse Archiv
gekommen sind. Die erste dieser Urkunden ist vom Jahr 1092 von
dem Grafen Rogei· von Calabrien und Sicilien, die Bestätigung eines
Besitzthums für das Kloster S. Filippo enthaltend; die beigefügte
Uebersetzung wird noch durch viele sprachliche und geschichtliche
Anmerkungen erläutert, z. B. dass der κα&ηγονμενος des genann-
ten Klosters von κα&ηγεομαι anführen herkommt, und dass damals
in Sicilien die Vorsteher oder Aebte der Klöster diesen Namen
führten; so wie ferner, dass χωραφι,ον in den sicilianisch-griechi-
schen Urkunden Lohn bedeutet. Die zweite Urkunde ist von dem-
selben Roger, ebenfalls zu Messina. In der dritten Urkunde nennt
sich Roger den Beschützer der Christen χριστιανών βοη&ος, (1094)
wobei der Verf. bemerkt, dass er als Haupt von freien Menschen,
LVH. Jahrg. 8. Heft. 36
 
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