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Nr. 39. HEIDELBERGER 1864.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Regesta Episcopatus Vratislaviensis. Urkunden des Bisthums Breslau
in Auszügen. Herausgegeben von Dr. Colmar Grünhagen,
königl. Provinzial-Archivar u. Privatdocenten, und Dr. Georg
Korn, Archivsekretär. Erster Theil bis zum Jahre 1302. Ferd.
Hirt. 1864. 4.
Die Geschichte Schlesiens hat nur selten in weltgeschichtliche
Verhältnisse eingegriffen, und deshalb auch ausserhalb der Landes-
grenzen wenig Beachtung gefunden. Sie ist aber ausserordentlich
lehrreich für die Kenntniss der Germanisirung jener Lande sowohl
wie für die Gestaltung der kirchlichen Verhältnisse in entfernteren
Gegenden. Auch hier, wie überall, hat die Magerkeit der älteren
urkundlichen Nachrichten Veranlassung gegeben zur Erfindung von
willkürlichen Fabeln; politische Motive führten den Krakauer Dom-
herrn Johannes Dlugosch zurVerfertigung einer vorgeblichen Bisthums-
geschichte der ältesten Zeit: eine Reihe von Bischöfen, die niemals
existirt haben, figurirt seitdem im Chor der Breslauer Domkirche,
so wie in allen Publicationen, die von der Geistlichkeit ausgegangen
sind, und stand hindernd jeder ernstlichen kritischen Untersuchung
im Wege. Um so erfreulicher ist es, dass gegenwärtig der Herr
Fürstbischof von Breslau selbst das vorliegende streng kritische
Werk durch Oeffnung des Dom-Archivs unterstützt und die Publi-
kation ermöglicht hat.
Dass freilich aus dem Dom-Archiv keine neue Aufschlüsse
über die beiden ersten Jahrhunderte der Breslauer Kirche (seit dem
Jahr 1000) zu erwarten seien, war seit Stenzels Forschungen hin-
länglich bekannt, allein für die Folgezeit ruht dort eine grosse
Fülle von Urkunden. Diese, welche bisher nur sehr unvollständig
bekannt waren, sind nun von den Herausgebern in sorgfältigen Aus-
zügen verbunden mit den aus andern Quellen bekannten, das Bis-
thum und dessen Verhältnisse berührenden Urkunden, und den
wenigen Nachrichten der Chronisten. Gegen die unechten und
verdächtigenUrkunden ist strenge Kritik geübt; die wichtige Frage
über die Echtheit einiger Urkunden für das Kloster Leubus ist von
dem Archivar Grünhagen in der Zeitschrift des Vereins für Schle-
sische Geschichte ausführlicher behandelt worden.
Auf Einzelheiten näher einzugehen, ist hier nicht der Ort, wir
bemerken nur, dass während im Allgemeinen die alten Ortsnamen
mit lobenswerther Sorgfalt erklärt sind, doch z. B. auf S. 36. 37.
die Casteliane von Rechen und Nemchi Schwachen Anstoss geben
können, und dass die Brüder von Lywonien 8. 74 ohne Zweifel die
LVII. Jahrg. 8. Heft. 89
 
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