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626

Mitteleuropäische Gradmessung.

Diesen Berichten fügt der Herr Verfasser den Vorschlag
einer am 15. Oktober d. J. in Berlin abzuhaltenden General-Conferenz
aller Bevollmächtigten bei. Dass eine solche Zusammenkunft nur
im höchsten Grade fördernd für das Unternehmen sei, liegt auf
der Hand; auch wurde sie von den meisten Bevollmächtigten ge-
wünscht.
Zwei „Notizen“ bilden den Schluss dieses interessanten General-
berichts. Die erste betrifft das Zittern des Heliotropenlichts, auf
das W. Struwe zuerst aufmerksam gemacht, und das der Verf.
bei seinen geodätischen Arbeiten zu beobachten Gelegenheit hatte.
Am frühen Morgen, wo die Luftschichten in Folge der Abkühlung
in der Nacht, noch im Gleichgewichte sind, sind die Bilder völlig
ruhig. Sobald aber die Sonne steigt, die erwärmten Luftschichten
sich erheben und die kältern sich senken, fängt das Licht an kleine
Schwingungen zu machen, die immer heftiger werden, so dass zu-
letzt der Lichtpunkt sich in unzählige einzelne Bilder trennt und
als weisses Wölkchen am Horizont erscheint. Nach diesem Zu-
stande tritt eine Art Gleichgewicht in der Luft ein und das Helio-
tropenlicht nimmt die Grösse und den Glanz eines ruhigen Stern-
chens an. Gegen Abend kommt eine zweite Periode des Zitterns,
das jedoch vom ersten verschieden ist. Jetzt hüpfen eine Anzahl
Lichtbilder in Kreisform um einen Mittelpunkt herum. Die Schwin-
gungen beschleunigen sich allerdings auch, werden aber selten so
schnell, dass sie, wie am Mittage in einen grossem Lichtschein
übergehen.
Die zweite betrifft das Drehen der hölzernen Gerüste und
Beobachtungspfähle. Dieses findet Morgens von West über Süd nach
Ost, Abends in entgegengesetzter Richtung statt und kann sehr be-
deutend sein. So beobachtete der Verf. bei einem 25 Fuss hohen
Fichtenpfahl eine bis 15 Minuten gebende Drehung. — An diese
Notizen werden Aufforderung an die Beobachter geknüpft, auch auf
diese beiden Erscheinungen gelegentlich achten und ihre Wahr-
nehmungen mittheilen zu wollen.
Der Schrift sind drei Kartenskizzen beigegeben. Die erste
gibt die Verbindung der preussischen und belgischen; die zweite
die der mecklenburgischen mit den preussischen, hannöverischen
und dänischen: die dritte endlich die Verbindung der österreichischen,
preussischen und sächsischen Netze an.
Dass man, im Interesse der Wissenschaft, dem Unternehmen
nur den besten Fortgang wünschen muss, braucht wTohl nicht weiter
hervorgehoben zu werden. Mit der Anzeige des vorliegenden
„Generalberichts“ beabsichtigen wir, auch in Kreisen darauf auf-
merksam zu machen, die durch ihren Beruf dem Gegenstände
ferner stehen. Dr. J. Dienger.
 
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