Terentius von Donner.
745
diese Uebersetzung den früheren griechischer Dichter gleichmässig
an die Seite stellen können. Wir glauben diess am besten darzu-
thun, wenn wir auch diessmal einige Proben, mehr zufällig als ab-
sichtlich ausgewählt, unsern Lesern vorlegen, damit sie daraus er-
sehen, mit welcher Treue das fremde Original hier wiedergegeben
ist, aber auch mit welcher Einfachheit und Reinheit des deutschen
Ausdrucks in einem wohlgefälligen Fluss der Rede, in welchem wir
die fremde Nachbildung kaum zu erkennen vermögen. Und ein
Mehreres wird man wahrhaftig von einem Uebersetzer nicht zu ver-
langen das Recht haben. Wir nehmen diese Proben eben so wohl
aus solchen Stücken, die in jambischen, wie solchen, die in trochäi-
schen Rhythmen sich bewegen. Als Probe der ersten Art schlagen
wir auf aus der Andria gleich in der ersten Scene die Erzählung des
greisen Simo über seinen Sohn an den Freigelassenen Sosia Vs. 21:
S i m o.
Höre die Sache von Anbeginn:
Du wirst das Treiben meines Sohns und meinen Plan,
Und welche Rolle du dabei zu spielen hast,
Daraus erkennen. Als er reif zum Jüngling ward,
Und freier leben durfte — denn wie sollte man
Vorher ihn kennen oder sein Gemüth durchschaun,
Wo Jahre, Furcht, der Pädagog, ihn zügelten —
Sosia.
Natürlich.
Simo.
That er, was die meisten Jungen thun,
Dass sie das Herz an Etwas, sei’n es Pferde, sei’n’s
Jagdhunde, hängen oder an Philosophie —
Von diesem Allem trieb er Nichts vor Anderem
Mit Leidenschaft, und Alles wieder doch mit Mass.
Das freute mich.
Sosia.
Und nicht mit Unrecht; denn mir däucht,
Gar nüzlich sei’s im Leben, nie zu viel zu thun.
Simo.
So war sein Leben: Alle litt und trug er leicht;
Mit wem er Umgang pflog, dem gab er ganz sich hin,
War seinen Launen fügsam, war Niemanden feind,
Nahm sich vor Andern Nichts heraus: am leichtesten
Erwirbt man so Lob ohne Neid, schafft Freunde sich.
Sosia.
Da that er klug; denn heutzutage gilt der Spruch:
Nachsicht erwirbt uns Freunde, Wahrheit aber Hass.
745
diese Uebersetzung den früheren griechischer Dichter gleichmässig
an die Seite stellen können. Wir glauben diess am besten darzu-
thun, wenn wir auch diessmal einige Proben, mehr zufällig als ab-
sichtlich ausgewählt, unsern Lesern vorlegen, damit sie daraus er-
sehen, mit welcher Treue das fremde Original hier wiedergegeben
ist, aber auch mit welcher Einfachheit und Reinheit des deutschen
Ausdrucks in einem wohlgefälligen Fluss der Rede, in welchem wir
die fremde Nachbildung kaum zu erkennen vermögen. Und ein
Mehreres wird man wahrhaftig von einem Uebersetzer nicht zu ver-
langen das Recht haben. Wir nehmen diese Proben eben so wohl
aus solchen Stücken, die in jambischen, wie solchen, die in trochäi-
schen Rhythmen sich bewegen. Als Probe der ersten Art schlagen
wir auf aus der Andria gleich in der ersten Scene die Erzählung des
greisen Simo über seinen Sohn an den Freigelassenen Sosia Vs. 21:
S i m o.
Höre die Sache von Anbeginn:
Du wirst das Treiben meines Sohns und meinen Plan,
Und welche Rolle du dabei zu spielen hast,
Daraus erkennen. Als er reif zum Jüngling ward,
Und freier leben durfte — denn wie sollte man
Vorher ihn kennen oder sein Gemüth durchschaun,
Wo Jahre, Furcht, der Pädagog, ihn zügelten —
Sosia.
Natürlich.
Simo.
That er, was die meisten Jungen thun,
Dass sie das Herz an Etwas, sei’n es Pferde, sei’n’s
Jagdhunde, hängen oder an Philosophie —
Von diesem Allem trieb er Nichts vor Anderem
Mit Leidenschaft, und Alles wieder doch mit Mass.
Das freute mich.
Sosia.
Und nicht mit Unrecht; denn mir däucht,
Gar nüzlich sei’s im Leben, nie zu viel zu thun.
Simo.
So war sein Leben: Alle litt und trug er leicht;
Mit wem er Umgang pflog, dem gab er ganz sich hin,
War seinen Launen fügsam, war Niemanden feind,
Nahm sich vor Andern Nichts heraus: am leichtesten
Erwirbt man so Lob ohne Neid, schafft Freunde sich.
Sosia.
Da that er klug; denn heutzutage gilt der Spruch:
Nachsicht erwirbt uns Freunde, Wahrheit aber Hass.