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Schellwien: Sein und Bewusstsein.
Widerspruch, als ein absoluter Gegensatz beider vorhanden ist. Beide,
Subject und Object, sind nicht absolut, sondern nur relativ identisch
und entgegengesetzt. Beide sind zugleich; denn, indem das Eine ist,
ist auch das Andere, ja keines kann ohne das Andere sein.
Der zweite Widerspruch im Bewusstsein soll also lauten:
„Das Bewusstsein ist absolut und identisch mit dem
Sein und es ist endlich und ist nicht das Sein.“ Die
Absolutheit des Bewusstseins und seine Identität mit dem Sein wird
von S. 36 an also entwickelt: „Das Bewusstsein ist fortwährend
erfüllt von einem mannigfaltigen Inhalte. Aber es geht nicht auf
irgend ein Stück dieses Mannigfaltigen, sondern es umfasst alles
zusammen, es verhält sich zu Allem, was seinen Inhalt bildet, als
ein Gleiches; es ist also nicht, dieses oder jenes, sondern
alles, und weil es dies ist, zugleich nichts von dem, was eine
Besonderheit an sich hat. Es hat Dinge zum Gegenstände> die
dem Orte nach verschieden, die hier und dort sind; aber selber
ist es nicht hier und dort, sondern es ist das Allumfassende,
welches die örtlich getrennten Dinge als untergeordnete Mo-
mente in sich hat, so dass ihm jedes derselben an seiner be-
stimmten Stelle erscheint, es selbst aber das Höhere ist, wel-
ches dieses Verhältniss der Dinge unter einander aus-
drückt, nicht aber darin aufgeht Es ist also nicht ein einzelnes,
örtlich bestimmtes, begrenztes Ding, welches andere Dinge derselben
Art an andern Stellen des Raumes äusser sich und sich gegenüber
hat — denn als solches würde es, die andern von sich ausschliessend,
völlig unfähig sein, das allumfassende, über jede specielle Oertlich-
keit schlechthin übergreifende Verhältniss alles Räumlichen auszu-
drücken —, sondern es begreift vielmehr alles Begrenzte in sich,
dergestalt, dass es selber keine Grenze, kein Draussen hat, son-
dern reine Innerlichkeit, mit einem Worte, der allumfassende,
unendliche Raum selbst ist. Denn die Unendlichkeit des Raumes
ist nichts anderes, als diese absolute Innerlichkeit, welche nicht nur
andere Dinge, sondern auch das wahrnehmende Subject selbst, so-
ferne es objectiv als Körper erscheint, in sich befasst, diese Tota-
lität und Geschlossenheit, die in jeder Anschauung vorkommt und
ohne die eine Anschauung nicht möglich ist.“ „Der Raum zeigt
sich als identisch mit seinem, aus begrenzten Einzeldingen beste-
henden Inhalte. Denn, wäre er dies nicht, so müsste er sich von
ihnen unterscheiden, d. h. selbst in die Natur des Begrenzten,
des örtlich Verschiedenen fallen, also nicht sein, was er ist. So
aber sind die Einzeldinge nur Bestandtheile von ihm, jedes Ding
ist ein Stück des Raumes und er selbst ist wiederum jedes Ding
als ein Theil seiner selbst. Er ist nicht etwas, was von seinem
endlichen Inhalte getrenntes Dasein hätte, er ist vielmehr die Form,
welche nicht ohne den Inhalt, und ohne welche auch wiederum der
Inhalt nicht sein kann: er ist diese Natur des Bewusstseins,
der zufolge einzelne, abgerissene Gegenstände nicht angeschaut
Schellwien: Sein und Bewusstsein.
Widerspruch, als ein absoluter Gegensatz beider vorhanden ist. Beide,
Subject und Object, sind nicht absolut, sondern nur relativ identisch
und entgegengesetzt. Beide sind zugleich; denn, indem das Eine ist,
ist auch das Andere, ja keines kann ohne das Andere sein.
Der zweite Widerspruch im Bewusstsein soll also lauten:
„Das Bewusstsein ist absolut und identisch mit dem
Sein und es ist endlich und ist nicht das Sein.“ Die
Absolutheit des Bewusstseins und seine Identität mit dem Sein wird
von S. 36 an also entwickelt: „Das Bewusstsein ist fortwährend
erfüllt von einem mannigfaltigen Inhalte. Aber es geht nicht auf
irgend ein Stück dieses Mannigfaltigen, sondern es umfasst alles
zusammen, es verhält sich zu Allem, was seinen Inhalt bildet, als
ein Gleiches; es ist also nicht, dieses oder jenes, sondern
alles, und weil es dies ist, zugleich nichts von dem, was eine
Besonderheit an sich hat. Es hat Dinge zum Gegenstände> die
dem Orte nach verschieden, die hier und dort sind; aber selber
ist es nicht hier und dort, sondern es ist das Allumfassende,
welches die örtlich getrennten Dinge als untergeordnete Mo-
mente in sich hat, so dass ihm jedes derselben an seiner be-
stimmten Stelle erscheint, es selbst aber das Höhere ist, wel-
ches dieses Verhältniss der Dinge unter einander aus-
drückt, nicht aber darin aufgeht Es ist also nicht ein einzelnes,
örtlich bestimmtes, begrenztes Ding, welches andere Dinge derselben
Art an andern Stellen des Raumes äusser sich und sich gegenüber
hat — denn als solches würde es, die andern von sich ausschliessend,
völlig unfähig sein, das allumfassende, über jede specielle Oertlich-
keit schlechthin übergreifende Verhältniss alles Räumlichen auszu-
drücken —, sondern es begreift vielmehr alles Begrenzte in sich,
dergestalt, dass es selber keine Grenze, kein Draussen hat, son-
dern reine Innerlichkeit, mit einem Worte, der allumfassende,
unendliche Raum selbst ist. Denn die Unendlichkeit des Raumes
ist nichts anderes, als diese absolute Innerlichkeit, welche nicht nur
andere Dinge, sondern auch das wahrnehmende Subject selbst, so-
ferne es objectiv als Körper erscheint, in sich befasst, diese Tota-
lität und Geschlossenheit, die in jeder Anschauung vorkommt und
ohne die eine Anschauung nicht möglich ist.“ „Der Raum zeigt
sich als identisch mit seinem, aus begrenzten Einzeldingen beste-
henden Inhalte. Denn, wäre er dies nicht, so müsste er sich von
ihnen unterscheiden, d. h. selbst in die Natur des Begrenzten,
des örtlich Verschiedenen fallen, also nicht sein, was er ist. So
aber sind die Einzeldinge nur Bestandtheile von ihm, jedes Ding
ist ein Stück des Raumes und er selbst ist wiederum jedes Ding
als ein Theil seiner selbst. Er ist nicht etwas, was von seinem
endlichen Inhalte getrenntes Dasein hätte, er ist vielmehr die Form,
welche nicht ohne den Inhalt, und ohne welche auch wiederum der
Inhalt nicht sein kann: er ist diese Natur des Bewusstseins,
der zufolge einzelne, abgerissene Gegenstände nicht angeschaut