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Literaturberichte aus Italien.
er hier die Beschreibung gibt. Der Verfasser zeigt, dass die Ebbe
und Fluth überall zu gleicher Zeit eintritt, man aber stets genau
den Unterschied zwischen der Tageslänge, der Sonne und des
Mondes an jedem Orte wissen muss, um die Ebbe und Fluth ge-
nau berechnen zu können. Da nun die Dauer des Mondes-Tages
länger ist, als die des Sonnen-Tages, so darf man sich nur dieser
Uhr bedienen. Es ist bekannt, dass bei dem Einlaufen in die See-
häfen die meisten Unglücksfälle durch die Ebbe und Fluth veran-
lasst werden; es ist daher eine solche Erfindung, deren Beurthei-
lung freilich den Sachverständigen überlassen werden muss, von
grosser Wichtigkeit.
La Donna e la Famiglia^ per le Donne. Genova 1864.
Seit 3 Jahren erscheint in Genua diese Zeitschrift in monat-
lichen Lieferungen von 4 Bogen, zum Unterricht, zur Erziehung und
zur Unterhaltung der Frauen bestimmt; sie enthält kleine Erzäh-
lungen zur Bildung des sittlichen Gefühls, auch mitunter Gedichte
und belehrende Aufsätze, so wie Nachrichten über neue Werke,
welche den Frauen zu empfehlen sind. In diesem letzten Fache
sind besonders die sehr geachteten Artikel der geistreichen Frau
Giulia Molino-Colombini zu empfehlen, die unter der Ueberschrift
Biblioteca feminile erscheinen. Diese geistreiche Frau ist dazu
am meisten befähigt, da sie unstreitig eine der ersten jetzt leben-
den italienischen Schriftstellerinnen ist, indem ihr Werk über die Er-
ziehung der Frauen besonders gerühmt wird. Von dem berühm-
ten Literaten Tommaseo findet sich in diesem Hefte ein Artikel zu
Ehren eines italienischen Helden, des Obristen Bechi, welcher von
den Russen im December 1863 zu Wloclaweck erschossen ward,
mit den Briefen, welche er an seine Frau geb. Pagonini und an
seinen Schwager ein paar Stunden vor seinem Tode geschrieben
hat. Dergleichen Mittheilungen sind freilich nicht geeignet, die Ita-
liener für die Russen im Allgemeinen einzunehmen.
Die Italiener sind jetzt politisch allerdings sehr beschäftigt;
dennoch findet auch die Geisterseherei noch Anhänger, dies zeigt
folgende Zeitschrift:
Annali dello spiritismo in Italia, da Teodoro Coreni. Torino 1864.
Tip. Reviglio.
welche eine seit dem 1. März 1863 in Turin gebildete Gesellschaft
„des Geisterstudiums“ herausgibt, und wovon monatlich ein Heft
herauskommt, und zwar mit solchem Erfolge, dass bereits das dritte
Heft vorliegt. In der Vorrede wird darauf hingewiesen, dass der
Materialism bisher so vieles Uebel in der Welt gestiftet hat, daher
ein wahres Glück für die menschliche Gesellschaft ist, dass der
Spiritualism demselben ein Ende gemacht hat, indem derselbe die
Ueberzeugung von dem Dasein der Gottheit uud der Unsterblich-
Literaturberichte aus Italien.
er hier die Beschreibung gibt. Der Verfasser zeigt, dass die Ebbe
und Fluth überall zu gleicher Zeit eintritt, man aber stets genau
den Unterschied zwischen der Tageslänge, der Sonne und des
Mondes an jedem Orte wissen muss, um die Ebbe und Fluth ge-
nau berechnen zu können. Da nun die Dauer des Mondes-Tages
länger ist, als die des Sonnen-Tages, so darf man sich nur dieser
Uhr bedienen. Es ist bekannt, dass bei dem Einlaufen in die See-
häfen die meisten Unglücksfälle durch die Ebbe und Fluth veran-
lasst werden; es ist daher eine solche Erfindung, deren Beurthei-
lung freilich den Sachverständigen überlassen werden muss, von
grosser Wichtigkeit.
La Donna e la Famiglia^ per le Donne. Genova 1864.
Seit 3 Jahren erscheint in Genua diese Zeitschrift in monat-
lichen Lieferungen von 4 Bogen, zum Unterricht, zur Erziehung und
zur Unterhaltung der Frauen bestimmt; sie enthält kleine Erzäh-
lungen zur Bildung des sittlichen Gefühls, auch mitunter Gedichte
und belehrende Aufsätze, so wie Nachrichten über neue Werke,
welche den Frauen zu empfehlen sind. In diesem letzten Fache
sind besonders die sehr geachteten Artikel der geistreichen Frau
Giulia Molino-Colombini zu empfehlen, die unter der Ueberschrift
Biblioteca feminile erscheinen. Diese geistreiche Frau ist dazu
am meisten befähigt, da sie unstreitig eine der ersten jetzt leben-
den italienischen Schriftstellerinnen ist, indem ihr Werk über die Er-
ziehung der Frauen besonders gerühmt wird. Von dem berühm-
ten Literaten Tommaseo findet sich in diesem Hefte ein Artikel zu
Ehren eines italienischen Helden, des Obristen Bechi, welcher von
den Russen im December 1863 zu Wloclaweck erschossen ward,
mit den Briefen, welche er an seine Frau geb. Pagonini und an
seinen Schwager ein paar Stunden vor seinem Tode geschrieben
hat. Dergleichen Mittheilungen sind freilich nicht geeignet, die Ita-
liener für die Russen im Allgemeinen einzunehmen.
Die Italiener sind jetzt politisch allerdings sehr beschäftigt;
dennoch findet auch die Geisterseherei noch Anhänger, dies zeigt
folgende Zeitschrift:
Annali dello spiritismo in Italia, da Teodoro Coreni. Torino 1864.
Tip. Reviglio.
welche eine seit dem 1. März 1863 in Turin gebildete Gesellschaft
„des Geisterstudiums“ herausgibt, und wovon monatlich ein Heft
herauskommt, und zwar mit solchem Erfolge, dass bereits das dritte
Heft vorliegt. In der Vorrede wird darauf hingewiesen, dass der
Materialism bisher so vieles Uebel in der Welt gestiftet hat, daher
ein wahres Glück für die menschliche Gesellschaft ist, dass der
Spiritualism demselben ein Ende gemacht hat, indem derselbe die
Ueberzeugung von dem Dasein der Gottheit uud der Unsterblich-