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Delaunay: Sur le Ralentissement du Mouvement.
Sur le Ralentissement du Mouvement de Rotation de la Terre, par
Μ. Delaunay, membre de VInstitut. Paris, Gauthier-Villars.
1866. (23 S. in 8.)
Die hier bezeichnete kleine Schrift ist »stenographirt und
herausgegeben von Boillot, Redakteur für den wissenschaftlichen
Theil des »Moniteur universel«, und erhält darnach einen öffent-
lichen Vortrag, der am 3. April 1866 von Delaunay in den »Con-
ferences scientifiques, sous le patronage de S. Μ. Plmperatrice. Au
benöfice de la societä de secours des amis des Sciences, fondöe par
le Baron Thenard« gehalten wurde. Der Inhalt derselben ist so-
mit einer jener populär-wissenschaftlichen Vorträge, wie sie in
Deutschland schon seit längerer Zeit im Brauche sind. Der be-
rühmte Mathematiker hat in diesem seinem Vortrage, »qui a etö
honoree par la presence de S. Μ. l’Impöratrice«, natürlich nicht in
den gewöhnlichen Formen wissenschaftlicher Vorträge verfahren
können, da er seine diesmaligen Zuhörer nicht als gar übermässig
vertraut mit den bezüglichen Vorstellungen ansehen konnte. Er ver-
fährt desshalb auch in sehr elementarer und anschaulicher Weise,
indem er zugleich immer auf Vergleichungen mit Dingen und Be-
wegungen auf der Erde sich stützt.
Nachdem er die Gestalt der Erde seinem Publikum begreiflich
gemacht, setzt er ihm die doppelte Bewegung derselben in sehr
deutlicher Weise aus einander, indem er eine Bewegung auf einer
kreisrunden Eisenbahn als Vergleichgegenstand wählt.
Hierauf betrachtet er den Mond und dessen Bewegung um die
Erde, so wie seine Wirkung auf die Gewässer der letztem, eine
Wirkung, welche durch die Sonne bald verstärkt, bald geschwächt
wird.
Nach diesen Vorbereitungen stellt der Redner sich die Frage,
ob die Rotationsbewegrpig der Erde zu allen Zeiten dieselbe sei,
und verneint diese Beständigkeit, indem er eine Verlangsamung
jener Bewegung annimmt. Doch ist letztere so schwach, dass erst
in 100,000 Jahren der Tag um 1 Sekunde zunimmt. Durch Ver-
gleichung mit irdischen Bewegungen und Arten der Zeitmessung
sucht nun Delaunay seinen Zuhörern begreiflich zu machen, wie
schwierig es sei, eine solche kleine Aenderung festzustellen, wor-
auf er sich, allerdings in sehr kurzer Auseinandersetzung, zum
eigentlichen Gegenstand wendet. Den eigentlichen Grund der Ver-
langsamung der Drehbewegung der Erde legt Delaunay in die Er-
scheinungen der Ebbe und Fluth. Da die Erhöhungen des Wassers
nicht in der Richtung der Linie von (Mittelpunkt der) Erde zu
Mond liegen, und also die Linie, welche diese Erhöhungen ver-
bindet, schief gegen erstere steht, so sucht der Mond sie in die
Richtung dieser zu stellen, wodurch ein Kräftepaar entsteht, das
der Richtung der Erdrotation entgegen wirkt. Dieses Kräftepaar
ist nun die Ursache der Verlangsamung, von der hier gehandelt wird.
Delaunay: Sur le Ralentissement du Mouvement.
Sur le Ralentissement du Mouvement de Rotation de la Terre, par
Μ. Delaunay, membre de VInstitut. Paris, Gauthier-Villars.
1866. (23 S. in 8.)
Die hier bezeichnete kleine Schrift ist »stenographirt und
herausgegeben von Boillot, Redakteur für den wissenschaftlichen
Theil des »Moniteur universel«, und erhält darnach einen öffent-
lichen Vortrag, der am 3. April 1866 von Delaunay in den »Con-
ferences scientifiques, sous le patronage de S. Μ. Plmperatrice. Au
benöfice de la societä de secours des amis des Sciences, fondöe par
le Baron Thenard« gehalten wurde. Der Inhalt derselben ist so-
mit einer jener populär-wissenschaftlichen Vorträge, wie sie in
Deutschland schon seit längerer Zeit im Brauche sind. Der be-
rühmte Mathematiker hat in diesem seinem Vortrage, »qui a etö
honoree par la presence de S. Μ. l’Impöratrice«, natürlich nicht in
den gewöhnlichen Formen wissenschaftlicher Vorträge verfahren
können, da er seine diesmaligen Zuhörer nicht als gar übermässig
vertraut mit den bezüglichen Vorstellungen ansehen konnte. Er ver-
fährt desshalb auch in sehr elementarer und anschaulicher Weise,
indem er zugleich immer auf Vergleichungen mit Dingen und Be-
wegungen auf der Erde sich stützt.
Nachdem er die Gestalt der Erde seinem Publikum begreiflich
gemacht, setzt er ihm die doppelte Bewegung derselben in sehr
deutlicher Weise aus einander, indem er eine Bewegung auf einer
kreisrunden Eisenbahn als Vergleichgegenstand wählt.
Hierauf betrachtet er den Mond und dessen Bewegung um die
Erde, so wie seine Wirkung auf die Gewässer der letztem, eine
Wirkung, welche durch die Sonne bald verstärkt, bald geschwächt
wird.
Nach diesen Vorbereitungen stellt der Redner sich die Frage,
ob die Rotationsbewegrpig der Erde zu allen Zeiten dieselbe sei,
und verneint diese Beständigkeit, indem er eine Verlangsamung
jener Bewegung annimmt. Doch ist letztere so schwach, dass erst
in 100,000 Jahren der Tag um 1 Sekunde zunimmt. Durch Ver-
gleichung mit irdischen Bewegungen und Arten der Zeitmessung
sucht nun Delaunay seinen Zuhörern begreiflich zu machen, wie
schwierig es sei, eine solche kleine Aenderung festzustellen, wor-
auf er sich, allerdings in sehr kurzer Auseinandersetzung, zum
eigentlichen Gegenstand wendet. Den eigentlichen Grund der Ver-
langsamung der Drehbewegung der Erde legt Delaunay in die Er-
scheinungen der Ebbe und Fluth. Da die Erhöhungen des Wassers
nicht in der Richtung der Linie von (Mittelpunkt der) Erde zu
Mond liegen, und also die Linie, welche diese Erhöhungen ver-
bindet, schief gegen erstere steht, so sucht der Mond sie in die
Richtung dieser zu stellen, wodurch ein Kräftepaar entsteht, das
der Richtung der Erdrotation entgegen wirkt. Dieses Kräftepaar
ist nun die Ursache der Verlangsamung, von der hier gehandelt wird.