814 Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins.
früher aus dem direct vom Glycerin herstammenden Jodür C3H7J
gewonnen habe. Bei der Oxydation mit chromsaurem Kali und
Schwefelsäure wurde Kohlensäure entwickelt, und aus dem sauren
Destillat liess sich, nachdem es mit kohlensaurem Natron gesättigt
war, Aceton abdestilliren. Das letztere wurde mit kohlensaurem
Kali und am Ende mit wasserfreiem Kupfervitriol entwässert. Beim.
Zusammenbringen mit saurem schwefligsaurem Natron trat starke
Erwärmung ein. Bei der Destillation ging es zwischen 55 und 59°
über, bei 60° war das Gefäss trocken. Bei der Rectification wurde
der zwischen 56 and 58° destillirende Theil besonders aufgefangen
und analvsirt.
Die Essigsäure habe ich nur durch den Geruch des mit Schwe-
felsäure unfl Weingeist gebildeten Essigäthers und durch eine Sil-
berbestimmung des schön krystallisirten Silbersalzes nachgewiesen.
Ich erhielt 64,45 pC. statt 64,67. Vor allen Dingen geht aus
diesen Beobachtungen hervor, dass der sogenannte additio-
nelle Alkohol C3H8O, d. i. das Propylenhydrat, wel-
ches auf dieselbe Weise wie das Amylenhydrat von
Wurtz erhalten wurde, identisch ist mit dem Aceton-
alkohol.
Hinsichtlich der Frage, wie aus dem Allyljodür das Pseudo-
propyljodür gebildet wird, ist durch diese Experimente zunächst
nur bewiesen, 1) dass aus Allyljodür durch Jodwasserstoff Propylen
gebildet werden kann, 2) dass sich zu dem Propylen Jodwasser-
stoff addiren und Pseudopropyljodür erzeugen kann. Es blieb da-
her immer noch zu entscheiden, ob die Ueberführung des Allyl-
jodürs in Pseudopropyljodür nicht doch nach dem mit II. bezeich-
neten Process von Statten gehe. Zu dem Ende stellte ich noch
folgenden Versuch an: Ich brachte reines farbloses Allyljodür in
einen Kolben mit eiförmigem Bauch, verband in luftdicht mit dem
unteren Ende eines Liebig’sehen Kühlers, an dessen oberem Ende
eine Waschflasche und an diese ein Schiel’sches Gasometer an-
gehängt war. Der ganze Apparat wurde zuerst mit Kohlensäure
gefüllt und dann durch eine luftdicht eingesetzte Glasröhre ein
Strom von Jodwasserstoffgas in das Allyljodür eingeleitet. Jede
Blase der Säure wurde absorbirt und das Jodür färbte sich unter
Erwärmung sofort braun, während gleichzeitig in langen Zwischen-
räumen Gasblasen durch das Wasser der Waschflache austraten '
und das Wasser im Gasometer verdrängten. Um die Mitwirkung
der Wärme zu vermeiden, wurde der Kolben mit Allyljodür in Eis-
wasser gesetzt, aber trotzdem dauerte die langsame Gasentwicke- ·
lung und die Jodabscheidung fort.
Als eine zur Untersuchung hinreichende Menge Gas gesammelt
war, wurde die Reaction unterbrochen. Die Flüssigkeit in dem
Kolben war tief dunkel gefärbt von einer grossen Menge freien
Jods. Sie wurde rasch unter Abkühlung mit Kalilauge von Jod
gereinigt. Nach dem Waschen mit Wasser suchte ich einen Theil
früher aus dem direct vom Glycerin herstammenden Jodür C3H7J
gewonnen habe. Bei der Oxydation mit chromsaurem Kali und
Schwefelsäure wurde Kohlensäure entwickelt, und aus dem sauren
Destillat liess sich, nachdem es mit kohlensaurem Natron gesättigt
war, Aceton abdestilliren. Das letztere wurde mit kohlensaurem
Kali und am Ende mit wasserfreiem Kupfervitriol entwässert. Beim.
Zusammenbringen mit saurem schwefligsaurem Natron trat starke
Erwärmung ein. Bei der Destillation ging es zwischen 55 und 59°
über, bei 60° war das Gefäss trocken. Bei der Rectification wurde
der zwischen 56 and 58° destillirende Theil besonders aufgefangen
und analvsirt.
Die Essigsäure habe ich nur durch den Geruch des mit Schwe-
felsäure unfl Weingeist gebildeten Essigäthers und durch eine Sil-
berbestimmung des schön krystallisirten Silbersalzes nachgewiesen.
Ich erhielt 64,45 pC. statt 64,67. Vor allen Dingen geht aus
diesen Beobachtungen hervor, dass der sogenannte additio-
nelle Alkohol C3H8O, d. i. das Propylenhydrat, wel-
ches auf dieselbe Weise wie das Amylenhydrat von
Wurtz erhalten wurde, identisch ist mit dem Aceton-
alkohol.
Hinsichtlich der Frage, wie aus dem Allyljodür das Pseudo-
propyljodür gebildet wird, ist durch diese Experimente zunächst
nur bewiesen, 1) dass aus Allyljodür durch Jodwasserstoff Propylen
gebildet werden kann, 2) dass sich zu dem Propylen Jodwasser-
stoff addiren und Pseudopropyljodür erzeugen kann. Es blieb da-
her immer noch zu entscheiden, ob die Ueberführung des Allyl-
jodürs in Pseudopropyljodür nicht doch nach dem mit II. bezeich-
neten Process von Statten gehe. Zu dem Ende stellte ich noch
folgenden Versuch an: Ich brachte reines farbloses Allyljodür in
einen Kolben mit eiförmigem Bauch, verband in luftdicht mit dem
unteren Ende eines Liebig’sehen Kühlers, an dessen oberem Ende
eine Waschflasche und an diese ein Schiel’sches Gasometer an-
gehängt war. Der ganze Apparat wurde zuerst mit Kohlensäure
gefüllt und dann durch eine luftdicht eingesetzte Glasröhre ein
Strom von Jodwasserstoffgas in das Allyljodür eingeleitet. Jede
Blase der Säure wurde absorbirt und das Jodür färbte sich unter
Erwärmung sofort braun, während gleichzeitig in langen Zwischen-
räumen Gasblasen durch das Wasser der Waschflache austraten '
und das Wasser im Gasometer verdrängten. Um die Mitwirkung
der Wärme zu vermeiden, wurde der Kolben mit Allyljodür in Eis-
wasser gesetzt, aber trotzdem dauerte die langsame Gasentwicke- ·
lung und die Jodabscheidung fort.
Als eine zur Untersuchung hinreichende Menge Gas gesammelt
war, wurde die Reaction unterbrochen. Die Flüssigkeit in dem
Kolben war tief dunkel gefärbt von einer grossen Menge freien
Jods. Sie wurde rasch unter Abkühlung mit Kalilauge von Jod
gereinigt. Nach dem Waschen mit Wasser suchte ich einen Theil