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Bü ding er: Mittelgriechisches Volksepos.

(Plato’s doctrine respecting the rotation of the earth etc. London
1860), dessen Ansicht bestritten wird; der andere Theil bringt, mit
besonderer Beziehung auf Schaarschmidt und gegen dessen Kritik
gerichtet, eine Auseinandersetzung über das Philolaische Weltsystem
(S. 320 ff.). Die sechste Abhandlung: »Ueber Eudoxus Bestim-
mungen des Auf- und Unterganges des Orion und des Kyon mit
einem Anhang über die Auf- und Untergänge des Arktur und der
Lyra (S. 343 ff.) abgefasst im Jahre 1863 bildet einen Nachtrag
zu dem damals in Berlin erschienenen Buch über die vierjährigen
Sonnenkreise der Alten, und ist hier nicht blos zum erstenmal
veröffentlicht, sondern auch vermehrt mit einigen später aufgezeich-
neten Anlagen (S. 425 ff.) , die eben so bisher noch nicht ver-
öffentlicht waren. Für Alles diess wird man dem verehrten, bis
in sein hohes Alter rastlos thätigen Verfasser, so wie dem Heraus-
geber, der mit aller Sorgfalt seinem Geschäfte sich unterzog, zu
Danke verpflichtet sein. Auch die äussere Ausstattung dieses Ban-
des ist eine vorzügliche zu nennen.

Mittelgriechisches Volksepos. Ein Versuch von Max B üdin g er.
Leipzig. Druck und Verlag von B. G. Teubner. 1866. 31 8.
gr. 8.
Der Gegenstand dieser Schrift, ein in der antiquarischen Ge-
sellschaft zu Zürich gehaltener Vortrag, ist ein neugriechisches,
zuerst von Zampelios veröffentlichtes und dann auch in Kind’s
Anthologie neugriechischer Volkslieder übergegangenes Gedicht, wel-
ches von dem ersten Herausgeber in das zehnte Jahrhundert ver-
legt und als ein Erzeugniss der Volksdichtung betrachtet wird,
hauptsächlich darum, weil in ihm die Eroberung Kreta’s durch die
Byzantiner, welche in der zweiten Hälfte des zehnten Jahrhunderts
stattfand, erwähnt wird, und die dabei betheiligten Namen Ni-
kephoros und Phokas vorkommen. Gegen diese Behauptung, bei
welcher nur das richtig ist, dass das Gedicht nicht vor dieser Zeit
entstanden sein kann, ist nun die Beweisführung des Verfassers ge-
richtet , welcher diesem Liede ein viel späteres Datum — die ersten
Zeiten des dreizehnten Jahrhunderts — beizulegen und seinen In-
halt auf die Geschichte des komnenischen Hauses zu beziehen ver-
sucht ; bei dem Haupthelden des ganzen Gedichtes, Andronicus,
erinnert der Verf. unwillkürlich an den byzantinischen Kaiser aus
dem Komnenenhause Andronicus I., (1183 —1185) der vor seiner
Thronbesteigung so seltsame und mannichfache Schicksale erlebt
hat, dass sie wohl zum Gegenstände eines epischen Gesanges ver-
arbeitet werden konnten. Die ganze Erörterung bietet einen dan-
kenswerthen Beitrag zur nähern Erkenntniss einer Literatur und
Poesie, die noch vielfach im Dunkeln liegt und doch gewiss näher
bekannt zu werden verdient.

 
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