914 Schriften v. Dümichen u. A. über ägyptische Alterthümer.
einer glücklichen, kundigen und überaus emsigen Hand. Nicht dass
Herr Dümichen wie sein Vorgänger Lepsius gar keinen Text zu
seinen Taleln gäbe, oder dass Text und Tafeln bei ihm, wie bei
Herrn Brugsch im Bd. I. dieses Recueil nur zur Hälfte aus neuen
Errungenschaften bestände, vielmehr ist hier Alles neu und be-
deutend: der Text hält sich mit Uebergehung des Bekannten und
leicht zu entziffernden immer nur an die neuen Aufschlüsse, die
sein Material bietet und dieses selbst, d. h. die Tafeln sind offen-
bar mit Strenge ausgewählt, aus einer Masse von Stoff, den er als
zweiter Qualität unterdrückte. Einer der vielen Verdienste dieser
2 Bände ist das Eindringen in die Hieroglyphik der 'Ptolemaer-
und Römerzeit, bekanntlich eine viel complicirtere als die phara-
onische. Seine Methode, sehr einfach, ruht auf seiner Beobachtung,
dass nicht nur die Tempel der späteren Zeit gewöhnlich Restau-
rationen älterer Bauwerke, sondern auch ihre Inschriften nur Wie-
derholungen älterer Schriftstücke sind. Sehr oft gelang es ihm,
das ältere Original neben der jüngeren Version abzudrucken, und
so den Fortschritt der Verschnörkelung, aber auch die Lösung
dieser Räthsel zu zeigen. So erscheint z. B. derselbe Text zwei-
fach PI. LXIII und LXIV, ebenso ein anderer, LXXVIII A und B
und ein dritter und vierter beide dreifach PI. LVIII—LX, PI. LXXI
—'LXXVI. Auch findet sich PI. LXVII—LI ein Duplicat jenes
Theiles des Todtenbuches, welchen Montfaucon Ant. expliq. nach einem
hieratischen Manuscript der Bibliothöque de St. Geneviäve mitge-
theilt und für das Bruchstück eines "Kalenders angesehen hat (auch
bei Caylus Ant. expliq. I p. XXV), welches aber in der That 21
Pforten darstellt, die der Abgeschiedene durchschreiten muss, um
in das Elysium zu gelangen. Wenn Herr Dümichen den achten
dieser Pylone geradezu als Pforte des »Hades« überschrieben findet,
so gestehe ich meine unglänbige Ueberraschung, aber dass in der
That kaum jemand wird anders lesen können. Die Inschrift ist
aus dem römischen Tempel von Denderah und indem sie sonst bei ’
jedem Thor kürzlich recapitulirt, was das Todtenbuch davon sagt,
setzt sie zu jedem noch eine besondere Legende hinzu z. B. Nr. V.
Sie gewährt dir die Strasse des (Todes-)Thales. Nr. II. Sie öffnet
dir die Thüren der Finsternisse, der Tiefe u. s. w. Diese »himm-
lische Geographie« ist aber nur Zuthat zu den neuen und wichti- s
gen Texten und Angaben über die Geographie des nicht ägypti-
schen Nillandes, seiner Berge und Thäler und seiner Nachbarn «
nach allen vier Winden (die Nomoslisten Aegyptens selbst bilden
einen wesentlichen Bestandtheil der drei ersten Bände dieses Re-
cueils). Es liesse sich an der Hand dieser Texte schon jetzt manche .
vergnügliche Excursion anstellen, z. B. zu den ehemaligen Bewoh-
nern des Atlas, den blauäugigen, blonden und schlanken »Tanchu
des Nordens.« Sie kehren mehrfach in den ägyptischen Wand-
bildern der vier Menschenracen wieder, und weil da der Aegypter
gelb, der Semite roth, der Neger schwarz, der Tanchu aber weiss
einer glücklichen, kundigen und überaus emsigen Hand. Nicht dass
Herr Dümichen wie sein Vorgänger Lepsius gar keinen Text zu
seinen Taleln gäbe, oder dass Text und Tafeln bei ihm, wie bei
Herrn Brugsch im Bd. I. dieses Recueil nur zur Hälfte aus neuen
Errungenschaften bestände, vielmehr ist hier Alles neu und be-
deutend: der Text hält sich mit Uebergehung des Bekannten und
leicht zu entziffernden immer nur an die neuen Aufschlüsse, die
sein Material bietet und dieses selbst, d. h. die Tafeln sind offen-
bar mit Strenge ausgewählt, aus einer Masse von Stoff, den er als
zweiter Qualität unterdrückte. Einer der vielen Verdienste dieser
2 Bände ist das Eindringen in die Hieroglyphik der 'Ptolemaer-
und Römerzeit, bekanntlich eine viel complicirtere als die phara-
onische. Seine Methode, sehr einfach, ruht auf seiner Beobachtung,
dass nicht nur die Tempel der späteren Zeit gewöhnlich Restau-
rationen älterer Bauwerke, sondern auch ihre Inschriften nur Wie-
derholungen älterer Schriftstücke sind. Sehr oft gelang es ihm,
das ältere Original neben der jüngeren Version abzudrucken, und
so den Fortschritt der Verschnörkelung, aber auch die Lösung
dieser Räthsel zu zeigen. So erscheint z. B. derselbe Text zwei-
fach PI. LXIII und LXIV, ebenso ein anderer, LXXVIII A und B
und ein dritter und vierter beide dreifach PI. LVIII—LX, PI. LXXI
—'LXXVI. Auch findet sich PI. LXVII—LI ein Duplicat jenes
Theiles des Todtenbuches, welchen Montfaucon Ant. expliq. nach einem
hieratischen Manuscript der Bibliothöque de St. Geneviäve mitge-
theilt und für das Bruchstück eines "Kalenders angesehen hat (auch
bei Caylus Ant. expliq. I p. XXV), welches aber in der That 21
Pforten darstellt, die der Abgeschiedene durchschreiten muss, um
in das Elysium zu gelangen. Wenn Herr Dümichen den achten
dieser Pylone geradezu als Pforte des »Hades« überschrieben findet,
so gestehe ich meine unglänbige Ueberraschung, aber dass in der
That kaum jemand wird anders lesen können. Die Inschrift ist
aus dem römischen Tempel von Denderah und indem sie sonst bei ’
jedem Thor kürzlich recapitulirt, was das Todtenbuch davon sagt,
setzt sie zu jedem noch eine besondere Legende hinzu z. B. Nr. V.
Sie gewährt dir die Strasse des (Todes-)Thales. Nr. II. Sie öffnet
dir die Thüren der Finsternisse, der Tiefe u. s. w. Diese »himm-
lische Geographie« ist aber nur Zuthat zu den neuen und wichti- s
gen Texten und Angaben über die Geographie des nicht ägypti-
schen Nillandes, seiner Berge und Thäler und seiner Nachbarn «
nach allen vier Winden (die Nomoslisten Aegyptens selbst bilden
einen wesentlichen Bestandtheil der drei ersten Bände dieses Re-
cueils). Es liesse sich an der Hand dieser Texte schon jetzt manche .
vergnügliche Excursion anstellen, z. B. zu den ehemaligen Bewoh-
nern des Atlas, den blauäugigen, blonden und schlanken »Tanchu
des Nordens.« Sie kehren mehrfach in den ägyptischen Wand-
bildern der vier Menschenracen wieder, und weil da der Aegypter
gelb, der Semite roth, der Neger schwarz, der Tanchu aber weiss