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Er. 3S. HEIDELBERGER 1S6S.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
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Menzel. Wolfgang, Unsere Grenzen. Stuttgart u. Leipzig. 1868
S. IV u. 268. 8.
Der bekannte Geschichtschreiber Menzel in Stuttgart hat hier
wiederum ein Buch verfasst, welches recht zeitgemäss-ist und da-
her wohl keiner’ grossen Empfehlung bedarf, indem es durch Titel
und Verfasser anspricht und seine Leser finden wird. Daher wollen
wir nur den Inhalt mit einigen Bemerkungen ausheben. Ohne Vor-
wort zeigt die Einleitung einmal in kurzem Ueberblick, wie die
Deutschen nach allen Weltgegenden bin Theile ihrer Grenzen an
sich freimachende Stämme eingebüsst haben, und dann wie, wäh-
rend die Deutschen also das Nationalitätenprinzip bald nach dem
Wiener Oongress verloren, Frankreich und Russland dasselbe Prinzip
benutzten , um dort die romanischen hier die slavischen Stämme
sich zu Unterwerfen oder doch in Protektion zu nehmen. Hierauf
folgen sieben Abteilungen im Ganzen, von denen die zwei letzten
als Anhang bezeichnet sind. Die ersten vier zeigen ausführlich, wie
Deutschland in seinen Grenzen geschmälert worden ist. Mit Recht
ist am weitläufigsten die Grenze an Frankreich behandelt. Hier
zeigt der Verfasser zuerst, wie Frankreich d. b. das alte Gallien
durch die römische Herrschaft gänzlich verdorben und erst wieder
durch die Einwanderung der Franken d. h. der Deutschen zur Sitt-
lichkeit, Macht und Stärke gelangte, was dann die Franzosen mit
dem grössten Undank lohnten, indem sie stets gegen die Deutschen
feindlich auftraten und schon Jahrhunderte lang sie fortwährend miss-
handelten, beraubten, mordeten, woran freilich manchmal die Deut-
schen durch heimliche Tbeilnahme oder Unthätigkeit mit die Schuld
trugen. Indem der Verfasser hierbei einen ächt patriotischen Sinn
kund gibt, und die Fehler der Deutschen vielfach rügt: bemerken
wir doch, dass seine Vorliebe für Preussen ihn hie und da zu Un-
richtigkeiten oder zur Verschweigung der wahren Ursachen be-
stimmt. So schreibt er immer noch (S. 31) den Basler Frieden
»dem nichtswürdigen Minister Thugut« zu, während doch Preus-
sens Verrath und Hardenbergs Hass gegen Oesterreich schuld sind,
wie auch Vivenot’s neueste Schriften beweisen, die der Verfasser
nicht berücksichtigt. Ebenso meint der Verf S. 38, dass Oester-
reich im Jahr 1866 »den unvernünftigen Krieg begonnen habe«,
während doch Jedermann weiss, wie sieb diess verhielt. Wie
fein und kurz wird dagegen S. 75 die widerrechtliche Erwer-
bung des preussischen Ordenslandes erwähnt: »Der Orden wurde
LXI Jahrg. 7. Heft. 33
 
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