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Br. 35. HEIDELBERGER ISES.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
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Huff er} II., Oestreich und Preussen gegenüber der französischen
Revolution bis zum Abschlüsse des Friedens von Campo Formio.
Bonn. Marcus 1868. 490 S. in 8.
Das überschriftlich genannte Werk reiht sich den besten und
erapfehlenswerthesten Erscheinungen der neuesten Geschichtsliteratur
an, ein Ausspruch den gewiss Jeder mit uns theilen wird, der mit
demselben Bekanntschaft gemacht hat. Diese Arbeit ist auch in so
ferne besonders wichtig, als der Verfasser, gestützt auf Nachfor-
schungen in den Archiven von Wien, Berlin und Paris, auf dem
Wege der Vergleichung zu völlig sichern Resultaten gelangt. Da-
durch unterscheidet sie sich von den Arbeiten derjenigen Gelehrten,
welche bei Behandlung desselben Gegenstandes, bloss der preussi-
schen Quellen sich bedienten, wesentlich; was ihr aber vollends
Werth verleiht, das ist die in der modernen deutschen Geschicht-
schreibung zur Seltenheit gewordene Unparteilichkeit, welche von
den die Geschichte zu Parteizwecken missbrauchenden Schi iftstellern
geradezu behohnlächelt wird »Unparteilichkeit, auf welche die
älteren deutschen Geschichtschreiber so hohen Werth legten, ist
gegenwärtig fast zum Schimpfe geworden«, bemerkt Ritter in sei-
nem Briefe an Ranke über deutsche Geschichtschreibung, sehr
richtig.
Der ruhigen und rein objectiven Darstellung Hüffers danken
wir es, dass die Stellung Oesterreichs zu den grossen Fragen,
welche die damalige Zeit bewegten, in einem zu den Auslassungen
mancher Geschichtschreiber völlig verschiedenen Lichte erscheint,
dass über so viele ausgestreute falsche Beschuldigungen den Lesern
die Augen geöffnet werden und das, was lediglich Eingebung ten-
denziöser Gehässigkeit ist, seiner Wirkung beraubt ist. Hierin hat
ihm zwar Vivenot (Herzog Albrecht von Sachsen Teschen) treff-
lich vorgearbeitet, was Herr Hüffer auch anerkennt, doch aber
nicht in dem Maasse, mit welchem er die Mängel des Vivenot’schen
Werkes rügt. Das seinige ist nicht bloss der bemerkten Vorzüge
und besseren Form wegen von grösserem Gewichte, sondern auch
desshalb, weil das Publikum vermuthen könnte, der Oesterreicher
Vivenot habe bloss pro domo gesprochen. Die nun wahrzunehmende
Uebereinstimmung beider Autoren wird und muss bewirken , dass
die Wahrheit endlich durchdringt. Dabei widerfährt denen die
gerechte Vergeltung, welche übersahen, dass sie für ihren Nach-
ruhm schlecht gesorgt haben, indem sie unterliessen, der Wahr-
heit Zeugniss zu geben.
LXL Jahrg. 7. Heft. 35
 
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