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Brandes: Ausflug nach Neapel. 541
Ausflug nach Neapel und dem Normannen-Archipel im Sommer 1867
von Dr. FI. K. Brandes, Professor und Rector am Gym-
nasium zu Lemgo. Detmold. Meyer’sehe. Hofbuchhandlung 1868.
88 S. in 8.
Wir sind den früheren Ausflügen des Verf. stets in diesen
Blättern gefolgt und gedenken daher auch gerne dieses neuen Aus-
fluges, an dem man ein gleiches Interesse wie an den früheren
nehmen wird, da er dem Leser durch die frische und lebendige
Erzählung des Gesehenen und Erlebten nicht minder anziehend
wird. Gegenstand des letzten Ausflugs war Norwegen (siehe diese
Jahrbb. 1867 S. 202 ff. J; diesmal ist Ziel der Reise Neapel mit
seinen Umgebungen, welches von Marseille aus schnell zur See er-
reicht ward, und so konnte der Verfasser, als Freund des Alter-
thums und selbst als gelehrter Forscher desselben wohl seine Reise-
schilderung beginnen mit dem Berichte des jüngern Plinius über
die Eruption des Vesuv, die seinem Oheim das Leben kostete. Der
Verfasser selbst unterliess es auch nicht, vor Allem das einst ver-
schüttete Pompeji zu besuchen, und gibt uns von dem Eindruck,
den die zum Theil wieder ausgegrabene Stadt auf den Besucher
macht, der in ihren jetzt todten Strassen wandelt, ein treues Bild,
wobei er selbst die einzelnen besonders merkwürdigen Punkte her-
vorhebt und beschreibt. Dass ein so rüstiger Wanderer, wie der
Verfasser, auch den Vesuv besteigen würde, war zu erwarten: auch
davon erhält der Leser eine lebendige Schilderung. Nicht minder
wird Neapel, die Stadt, uns geschildert, mit den näheren Um-
gebungen, dann die Inseln Ischia und Capri. Von einer Fortsetzung
der Reise nach Sicilien, wie sie beabsichtigt war, hielt jedoch der
Ausbruch der Cholera in diesem Lande zurück: der Verf. musste
darauf verzichten und eutschloss sich zur Abreise, welche ihn dann
nicht minder schnell zur See nach Marseille und von da nach Paris
führte, um von hier aus noch einen Ausflug in das so wenig im
Ganzen besuchte westliche Frankreich zu machen. Im Fluge ge-
langt der Verf. nach der Bretagne: die Seestadt Brest, Rennes,
die eigentliche Hauptstadt des Landes, dann St. Malo bilden die
hervortretenden Punkte der Reisebeschreibung: ein Ausflug von St.
Malo nach der englischen Insel Jersey reiht sich daran. Mit grosser
Schnelligkeit ward die Rückreise über Paris in die deutsche Hei-
math ausgeführt: in anderthalb Tagen und zwei Nächten war der
Reisende von der Insel Jersey und aus dem Normannen-Archipel
in das Lippe’sche Land gekommen und begrüsste mit Freuden wie-
der den Teutoburger Wald und seine grünen Buchen. »Nachdem
ich, so schliesst auch diessmal der Verfasser seinen anziehenden
Bericht, Neapel geschaut, habe ich das Kleeblatt der Schönheiten
Europa’s gesehen. Und soll ich — um nach der französischen Rede-
weise: donner la pomme ä une Dame, meinen Ausdruck zu model-
 
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