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Ebers: Aegypten und die Bücher Mose’s.

(Prometh. 809) lässt sich wohl aber diese Fiction nicht verfolgen,
denn Hecataeus (Schol. Apoll. Rhod, IV, 259) und Ilias XXI, 195),
indem sie alle Ströme aus dem Ocean herleiten, beweisen zu viel.
Von den formalen Mitteln und Schlüsseln, mit denen der Verf.
operirt, übergehend zu den materiellen Resultaten, die er aus der
Aegyptologie herübernimmt, erwähnen wir seine glänzende Recht-
fertigung der biblischen Antwort auf folgende Frage: Gehörten die
alten Aegypter der kaukasischen oder der äthiopischen Rage an;
sind sie, wie Herodot und andere Classiker angeben, von Süden
her aus dem Herzen Africa’s, oder, wie die Bibel will, aus dem
benachbarten Asien an den untern Nil gekommen? Durch die Be-
trachtung von 500 altägyptischen Schädeln, welche nach Fundorten
und Dynastien wohl geordnet auf dem Marsfelde im Ausstellungs-
gebäude zu Paris zu sehen waren, hat Verf. sich überzeugt, und
gibt seine Beweise dafür: »Die Aegypter gehörten recht eigentlich
zu den Kaukasiern und trübten ihr Blut einigermassen durch
häufige Vermischung mit den Urvölkern des continentalen Africa.«
Für mich erhellt wenigstens so viel, dass sie keine Neger waren.
Jene sinnreichen Restaurationen dienen ihm nur als Ueber-
schriften reichhaltiger Paragraphen, in denen er sachlich das bloss
etymologisch Gewonnene erhärtet, wie z. B. bei Gelegenheit von
KaFTor, ai KFT — Αίγυπτος, KoPTen, KoBTos er denSpuren der
Phönizier zunächst im Delta, dann aber auch im Oberlande, in
Koptos, Chemmis u. s. w. nachgeht. Waren die eigentlichen Aegyp-
ter aus Asien über Bab el Mandeb eingewandert oder über Pelu-
sium den östlichsten Niiarm entlang, so gelangten dieselben in das
Herz des Landes, wo sic zu This (Abydos) in Mi tt ο 1 ägypten
ihre erste D>u astie aufrichteten. Der Sumpf des Delta blieb noch
ein unzugängliches Röhricht, das als erste Pioniere die Phönizier
besiedelten, wahrscheinlich von der Küste ans, die sie von ihren
Cederschiffen aus betraten. Erstaunt über den Reichthum an Fischen,
Salz und üppigem Ackergrund errichteten sie hier Fischereien
(Sidon), Pöckeleien, Salinen*) und Plantagen. Obwohl eigentlich
Wasserratten entging ihrem Scharfblick auch im Binnenlande in
Oberägypten die vortheilhafte Lage von Koptos (Kbt erinnert an
unser KFT) nicht, wo sich vom Nil die Carawanenstrasse nach
dem rothen Meer, d. h. nach Arabien und Indien abzweigt. Sie
waren dort die rothen Männer πυρροί (Plut. Is. et Os. c. 30) des
Fremdenquatieres, die von den Aegyptern verhöhnt jenen rothen
Typhon verehrten , welcher einst von Osiris geschlagen durch die
Wüste floh und daun den Juda und Jerusalem erzeugte (Plut. ib.

*) Als „Salinenmänner“ erkennt Verf. denselben Volksstamm an dem-
selben Meeresstrand (zwischen Pelusium und el Arisch) in den Χασμονίει.μ,
(von ägypt. Hasmon Natron), der LXX, ein Volk, welches schon Knobel
und Ritter wegen seines andern Namens Kasluchim hieher an den Berg
Kasios versetzt haben, vermittelst der Nachbildung aus dem koptischen kas
Berg Jokh der Dürre.
 
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