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Der Versuch des Staatsstreiches
Ferdinands VII. von Spanien im Juli 1822.
Von
Alfred Stern.
Es wird keinem Widerspruch begegnen, wenn man den
7. Juli 1822 als einen kritischen Tag in der neueren Geschichte
Spaniens bezeichnet. Im Morgengrauen dieses Tages wurde der
Ueberfall Madrids durch die vier Gardebataillone, die nach dem
Jagdschloss El Pardo ausgerückt waren, abgeschlagen. König
Ferdinand VII. musste sich in Folge dessen bald darauf der Herr-
schaft der Exaltados beugen. Seine Sehnsucht nach auswärtiger
Hilfe wurde noch gesteigert, und der Kongress von Verona be-
reitete einige Monate später jene bewaffnete Einmischung Frank-
reichs vor, die das ganze Werk der spanischen Revolution wieder
zu nichte machte.
Ueber der Vorgeschichte jenes 7. Juli hat bisher ein gewisses
Dunkel geschwebt. Die spanischen Historiker, und unter ihnen
auch Lafuente, haben sich nach Hermann Baumgartens Be-
merkung (Geschichte Spaniens 1868 II. 464) darauf beschränkt,
den „äusseren Verlauf zu schildern, statt die Intentionen der
leitenden Persönlichkeiten, des Königs und seiner Umgebung, ins
Auge zu fassen/4 Baumgarten selbst, dem wir so viele wertvolle
Aufschlüsse verdanken, erklärte sich ausserstande, volles Licht
über alle Dunkelheiten zu verbreiten. Er konnte sich zwar aus
den preussischen Gesandtschaftsdepeschen unterrichten. Aber es
liegt auf der Hand, dass die französischen, deren Benutzung ihm
leider versagt war, lehrreicher sein müssen. Graf de la Garde, Ver-
treter des bourbonischen, katholischen Beherrschers des Nachbar-
reiches, war tiefer eingeweiht als der Bevollmächtigte Friedrich
Wilhelms III. Die Liberalität des französischen Ministeriums des
 
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