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Paläographische Glossen.
Von
Ernst Bernheim.
1. Bedeutung der Paläographie für den Unterricht. 2. Das spätere Mittel-
alter. 3. Die Reform der Renaissance. 4. Die Karolingische Renaissance.
1. Bedeutung der Paläographie für den Unterricht.
Die Paläographie hat sich bekanntlich zuerst als Hilfs-
wissenschaft der Urkundenlehre, dann der philologisch-historischen
Edition ausgebildet. Ihre systematische Lehre hat sich neuer-
dings angeknüpft an die Ecole des chartes in Paris, das Institut
für österreichische Geschichtsforschung in Wien, die Universität
und die Edition der Monumenta Germaniae historica in Berlin,
Kreise, die ebenfalls von hilfswissenschaftlichen Interessen be-
stimmt waren. Daher ist es gekommen, dass das selbständige
historische Interesse, welches speziell die Entwickelung der Schrift
von der römischen Antiqua bis zu dem Doppelgebilde unserer
modernen lateinisch-deutschen Typen darbietet, nicht zu voller
Geltung gelangt ist. Die auf gleichmässiger Durchforschung be-
ruhende wissenschaftliche Darstellung dieser Entwickelung hört
mit dem Zeitalter der sogen, gothischen Minuskel eigentlich auf,
also da, wo die nationale Differenzierung der europäischen Schrift,
die Ausbildung individualisierter Kursive, die Abzweigung der
modernen Schreib- und Druckformen beginnt. Dieses ganze
wichtige Gebiet ist bis in die jüngsten Jahre wesentlich nur im
Zusammenhang mit der Geschichte des Buchdruckes, im Zu-
sammenhang mit kalligraphischen und kunstgewerblichen Motiven,
meist dilettantisch, behandelt worden; die Hilfsmittel zum Studium
desselben sind spärlich und lückenhaft. Auch auf dem Gebiete
der früheren Epochen macht es sich stark bemerklich, dass das
Interesse für die Entwickelung der Schrift an sich nicht im
ö

Histor. Vierteljahrachrift. 1898. 3.

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