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Historische Vierteljahrsschrift — 1.1898

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Nachrichten und Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.58935#0477
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463

Nachrichten und Notizen.
Vor kurzem ist der XIX. Band der Jahresberichte der Geschichts-
wissenschaft (Bericht über 1896), herausgegeben von E. Berner, er-
schienen. Die Mitarbeiter sind zumeist dieselben geblieben. Zu begrüssen
ist, dass nach längerer Pause wieder ein Referat über Verfassungsgeschichte
begegnet — unter dem etwas sonderbaren Titel „Allgemeine deutsche und
deutsche Verfassungsgeschichte“ (Referent Dr. Rachfahl). Leider hat der
Umfang des Werkes wieder beträchtlich zugenommen. Der Herausgeber
wird sich wohl entschliessen müssen, die einzelnen Mitarbeiter auf be-
stimmte Raumgrenzen zu verweisen. Damit dürfte zugleich einigermassen
eine Gleichförmigkeit erreicht werden, die wir jetzt sehr vermissen. Wie
dürftig ist doch z. B. das Referat über die ottonische und salische Zeit
(G. Schrötter), wie umfangreich dagegen das über die karolingische Periode.
Manche Berichte leiden entschieden an Weitschweifigkeit. Es darf nicht
Aufgabe der Jahresberichte werden, eingehendere Inhaltsangaben selbst
unbedeutender Aufsätze zu bieten. Der fleissigen, aber fast ergebnislosen
Dissertation von R. Scholz werden fast 2/3 einer Seite (H. 452), den Auf-
sätzen von Varges fast zwei Seiten gewidmet (II. 456f.) u. dgl.
Das Schriftchen von Dr. Hermann Barge: Entwicklung der
geschichtswissenschaftlichen Anschauungen in Deutschland,
Leipzig, Dieterich, 1898, 36 S., Preis 60 Pf., steht ganz unter dem be-
herrschenden Einfluss der Ideen Lamprechts. Barge ist ein strammer und
begeisterter Anhänger Lamprechts, rührend in seiner unbedingten Ver-
ehrung und Parteinahme für den Lehrer. Daher werden in Barges Schriftchen
im wesentlichen Lamprechts Ansichten vorgetragen, allerdings stark ver-
einfacht und popularisiert, zugleich auch vielfach verflacht. Wer in dieser
Hinsicht belehrt zu werden wünscht, wird den Aufsatz nicht ohne Nutzen
lesen. Selbständigen wissenschaftlichen Wert aber besitzt er nicht. Von
einer wirklichen Beherrschung des Gegenstandes, von einer eigenen Stellung-
nahme zu den methodologischen Fragen, ja von originellem Urteil ist wenig
zu spüren. Manches, was geboten wird, ist durchaus richtig, allein — im
Gegensatz zu Barges Meinung — durchaus unbestritten und schlechthin
„opinio communis“. Anderen Ausführungen aber, die sich gegen die all-
gemeine Ansicht wenden, möchte ich widersprechen, so der Beurteilung
Rankes und der Schule Rankes, so der Bekämpfung einer angeblichen extrem
individualistischen, einer teleologischen, einer ausschliesslich staatspolitischen
Richtung in der Geschichtswissenschaft. Ja m. E. ist das Gesamtbild der
historiographischen Entwicklung, besonders auch Lamprechts Verhältnis
 
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