Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
286

Nachrichten und Notizen.
K. Lamprecht veröffentlichte seinen Vortrag über „Die Entwicke-
lung der deutschen Geschichtswissenschaft vornehmlich seit
Herder“ in der Beilage zur Allgemeinen Zeitung No. 83. Eine neue Periode
in der Geschichtswissenschaft glaubt L. vom Auftreten der vergleichenden
Methode ableiten zu dürfen. „Die vergleichende Methode erst brachte in
die Geschichtswissenschaft an Stelle der alten Teleologie die Kausalität,,
an Stelle der Zweckzusammenhänge ursächliche Zusammenhänge, an Stelle
eines zu erreichenden, metaphysisch entwickelten Zieles einen empirisch zu
erforschenden Keim der Entwickelung.“ Als „grösstes historisches Problem
der Gegenwart“ wird hingestellt „die Auffindung einer empirisch stichhaltigen
Abfolge typischer psychologischer Entwickelungszeitalter“.
Der Vortrag, den G. Kaufmann auf dem 5. deutschen Historikertag
in Nürnberg über „Die Lehrfreiheit an den deutschen Universi-
täten im 19. Jahrhundert“ gehalten hat, ist als besondere Schrift im
Verlag von S. Hirzel, Leipzig, erschienen. Der Text erscheint etwas er-
weitert, Anmerkungen und einige Aktenstücke als Beilagen sind bei-
gefügt. G. S.
A. Chroust, jetzt ao. Professor in Würzburg, wird in Verbindung mit
dem Münchener Oberbibliothekar H. Schnorr von Carolsfeld ein grosses
paläographisches Werk herausgeben: „Monumenta palaeographica. Denk-
mäler der Schreibkunst des Mittelalters. Erste Abteilung: Schrifttafeln in
lateinischer und deutscher Sprache“. Die gesamte Schriftentwickelung, vor-
nehmlich die Deutschlands, soll vom 5. bis 15. Jahrhundert vorgeführt
werden. Der Herausgeber will sein Augenmerk darauf richten, lediglich
Abbildungen aus Handschriften zu bieten, deren Entstehung nach Zeit und
Ort sicher bestimmbar sind. Damit soll eine neue Grundlage für die syste-
matische Erforschung der Schriftgeschichte gelegt werden. Die ganze Ein-
richtung — Beschreibung der Handschriften, Auflösung der Texte — schliesst
sich enge an die treffliche Publikation der Palaeografical Society an. Der
Umfang der ersten Abteilung ist auf 480 Tafeln veranschlagt, was wohl in
anbetracht der sehr weiten Grenzen der Aufgabe zu gering sein dürfte.
Leider ist der Preis, die Tafel 2 Mk., recht hoch bemessen und dürfte kleineren
Instituten und Privaten die Anschaffung des Werkes fast unmöglich machen.
Die der Ankündigung beigelegten drei Probetafeln sind — wie das von der
Kunstanstalt Bruckmann in München nicht anders zu erwarten ist — vor-
trefflich gelungen. G. S.
 
Annotationen