Kleine Mitteilungen.
419
Königs Friedrichs III., dem 1670 sein Sohn Christian V. auf dem
Throne folgte. Nicht zu ihm, dem Bruder, sondern zu der Schwester
Anna Sophie, der Gemahlin des sächsischen Kurfürsten Johann
Georgs III. machte sich die Wittwe nach dem Einzug des Hauses
Pfalz-Neuburg in das Heidelberger Schloss auf den Weg. Dort in
Sachsen, in Lichtenburg, ist sie am 23. April 1706 gestorben, und so
erklärt sich der Übergang ihres Briefwechsels in das Dresdener Archiv.
Dass er nicht schon 1686 abgebrochen wurde, geht aus einem
Schreiben der Nichte an die Kurfürstin Sophie von Hannover vom
7. Mai 1702 hervor (Aus den Briefen der Herzogin Elisabeth Char-
lotte von Orleans an die Kurfürstin Sophie von Hannover. Ein
Beitrag zur Kulturgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts. Heraus-
gegeben von Eduard Bodemann. Hannover 1891. Band II, S. 43).
Hoffentlich kommt auch dieser Schluss und — denn ein solcher ist
nicht minder wahrscheinlich — der Anfang einmal ans Licht.
Bei der Herausgabe verfuhr ich nach den Editionsgrundsätzen
der sächsischen historischen Kommission. In den sachlichen Erläute-
rungen ist, auch auf die Gefahr hin, Bekanntes zu wiederholen, Voll-
ständigkeit erstrebt worden. Nur über den im ersten Brief erwähnten
Commes vermag ich keine Auskunft zu geben.
1,
Versaille den 11. September 1682.
. . So sehr mich unsser Commes mitt E. L. wehrten schreiben erfreuet,
so sehr haft er mich auch erschrecket zu sagen, wie übel E. L. sich be-
funden haben, welches er mir wirdt zeügnuss geben können. Jedoch weillen
E. L. sich gott sey danck wider auss diessen Aussen so woll herauss ge-
rissen haben, so bitte ich den allmächtigen, dass er E. L. auch ferner vor
allen übel undt kranckheit nicht allein gnädig behütten undt bewahren
möge, sondern auch E. L. alles vergnügen sambt langes leben undt vol-
kommene gesundtheit verleyen undt mir die gnade geben, E. L. einmahls
wider persöhnlich zu versichern, wie dass niemandes in der weit mehr
touchirt von E. L. amitie ist alss ich, indem ich E. L. von gantzem hertzen
liebe undt auch gantz ergeben bin. Aber weillen ich hoffe, dass E. L. mir
woll die justice thun diesses in keinem zweiffel zu setzen, so will ich den[n]
weitter nicht hirvon reden, sondern nur ferner auff E. L. wehrtes schreiben
antworten. Unsser gutter Commes ist noch eben so ein gutter bub wie er
alss gewessen; ich hab ihn recht lieb, insonderheit weillen er in meinem
itzigen Unglück so gross mittleyden mitt mir gehabt hatt, mitt welchem
verdriesslichen recit ich E. L. nicht ennuiren will. Im fahl aber, hertz-
allerliebste Schwester, E. L. einige curiositet haben mögten, solches zu
wissen, so können sie nur unssern graffen von Wittgenstein1 drumb fragen;
1 Gemeint ist wohl der in Liselottens Briefen oft erwähnte Graf Gustav
von Wittgenstein-Hohenstein, dessen Sohn August sich 1677 von der älteren
419
Königs Friedrichs III., dem 1670 sein Sohn Christian V. auf dem
Throne folgte. Nicht zu ihm, dem Bruder, sondern zu der Schwester
Anna Sophie, der Gemahlin des sächsischen Kurfürsten Johann
Georgs III. machte sich die Wittwe nach dem Einzug des Hauses
Pfalz-Neuburg in das Heidelberger Schloss auf den Weg. Dort in
Sachsen, in Lichtenburg, ist sie am 23. April 1706 gestorben, und so
erklärt sich der Übergang ihres Briefwechsels in das Dresdener Archiv.
Dass er nicht schon 1686 abgebrochen wurde, geht aus einem
Schreiben der Nichte an die Kurfürstin Sophie von Hannover vom
7. Mai 1702 hervor (Aus den Briefen der Herzogin Elisabeth Char-
lotte von Orleans an die Kurfürstin Sophie von Hannover. Ein
Beitrag zur Kulturgeschichte des 17. und 18. Jahrhunderts. Heraus-
gegeben von Eduard Bodemann. Hannover 1891. Band II, S. 43).
Hoffentlich kommt auch dieser Schluss und — denn ein solcher ist
nicht minder wahrscheinlich — der Anfang einmal ans Licht.
Bei der Herausgabe verfuhr ich nach den Editionsgrundsätzen
der sächsischen historischen Kommission. In den sachlichen Erläute-
rungen ist, auch auf die Gefahr hin, Bekanntes zu wiederholen, Voll-
ständigkeit erstrebt worden. Nur über den im ersten Brief erwähnten
Commes vermag ich keine Auskunft zu geben.
1,
Versaille den 11. September 1682.
. . So sehr mich unsser Commes mitt E. L. wehrten schreiben erfreuet,
so sehr haft er mich auch erschrecket zu sagen, wie übel E. L. sich be-
funden haben, welches er mir wirdt zeügnuss geben können. Jedoch weillen
E. L. sich gott sey danck wider auss diessen Aussen so woll herauss ge-
rissen haben, so bitte ich den allmächtigen, dass er E. L. auch ferner vor
allen übel undt kranckheit nicht allein gnädig behütten undt bewahren
möge, sondern auch E. L. alles vergnügen sambt langes leben undt vol-
kommene gesundtheit verleyen undt mir die gnade geben, E. L. einmahls
wider persöhnlich zu versichern, wie dass niemandes in der weit mehr
touchirt von E. L. amitie ist alss ich, indem ich E. L. von gantzem hertzen
liebe undt auch gantz ergeben bin. Aber weillen ich hoffe, dass E. L. mir
woll die justice thun diesses in keinem zweiffel zu setzen, so will ich den[n]
weitter nicht hirvon reden, sondern nur ferner auff E. L. wehrtes schreiben
antworten. Unsser gutter Commes ist noch eben so ein gutter bub wie er
alss gewessen; ich hab ihn recht lieb, insonderheit weillen er in meinem
itzigen Unglück so gross mittleyden mitt mir gehabt hatt, mitt welchem
verdriesslichen recit ich E. L. nicht ennuiren will. Im fahl aber, hertz-
allerliebste Schwester, E. L. einige curiositet haben mögten, solches zu
wissen, so können sie nur unssern graffen von Wittgenstein1 drumb fragen;
1 Gemeint ist wohl der in Liselottens Briefen oft erwähnte Graf Gustav
von Wittgenstein-Hohenstein, dessen Sohn August sich 1677 von der älteren