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Nachrichten und Notizen.

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zeichnet, nur dass D. bloss die Quellen giebt, K. ausserdem noch reine
Phantasieen. Erst S. 266 ff. kommt dann D. auch auf die Anforderungen
zu sprechen, die die W. an die blossen Gläubigen richten. Aus dem Unter-
schied der beiden Klassen schliesst er (327), dass die W. ebenso wie die Kirche
des Mittelalters zwei Stufen der Frömmigkeit unterschieden haben, die Stufe
der allgemeinen Gebote (Laienwelt) und die der evangelischen Räte (Apostel).
Also alles, wasK.mit solchem Anspruch als s eine Entdeckung
verkündigt, schon bei Dieckhoff! Und nun bitte ich zu bedenken,
dass K. darauf schon von Kawerau und Bessert hingewiesen war. Wie
muss der Mann seine Vorlagen lesen!
2. Die Waldenser und Franz von Assisi. In meinen „Waldensern“
habe ich S. 65—68 nachzuweisen versucht, dass an einem Punkt in der Ent-
wickelung der franziskanischen Bewegung eine Linie aufzufinden sei, die von
den Waldensern herführe. K. I 26f., II 175ff. erklärt, auch diese Entdeckung
habe er gemacht und ich habe das verschwiegen. Er habe den geschicht-
lichen Zusammenhang beider Bewegungen, den Einfluss der Waldenser auf
Franz nachgewiesen. Der einzige Unterschied zwischen ihm und mir sei
lediglich, dass dieser Einfluss bei ihm unmittelbar, bei mir mittelbar durch
das Zwischenglied der katholischen Armen auftrete. Kawerau und Bossert
wiesen ihn darauf hin, dass 1) er jenen Nachweis nicht erbracht, 2) ich
etwas total andres vertreten habe als K., ja das Gegenteil davon. K. ant-
wortet, indem er Kawerau mit gesperrter Schrift vorwirft, seinen Lesern,
die hier gar nicht unterrichtet seien, Sand in die Augen zu streuen,1 und
verbittet sich den dünkelhaften Ton, wenn ihm Kawerau sagt, zu einer
solchen Verwechslung gehöre ein hoher Grad von Verworrenheit (II 184).
Was hat nun K. gesagt? R 21: „Es liesse sich vielleicht der Be-
weis erbringen, dass ein innerer Zusammenhang dieses Ideals [Franzens]
mit den Anschauungen der Waldenser insofern wirklich vorhanden ist, als
jenes aus den Anregungen der Letzteren erwachsen ist.“ Weiter kein Wort!
Das nennt er II 185 seinen „Nachweis“.2
Was habe ich gesagt? Waldenser S. 65: a) „Auf die ausserordent-
1 Wie viele Leser der Comeniushefte werden wohl in dieser Frage
„unterrichtet“ sein ?
2 Was er in seinem Staupitz 295, 1, zwei Jahre nachdem ich auf die
katholischen Armen als Zwischenglied hingewiesen hatte, beibringt, um
den Einfluss dieser Armen auf Franz nachzuweisen, ist höchst bezeichnend.
Er fand bei den Briefen Innocenzens III. eine Note, worin der Herausgeber
Bosquet den ehemaligen Waldenser und jetzigen katholischen Armen Bern-
hardus Primus vermutungsweise mit Franzens erstem Jünger B. von
Quintavalle identifiziert, der „ni fallor“ von Franz als sein Lehrer bezeichnet
werde. K. lässt dann das „ni fallor“ weg und behandelt also dieses an-
gebliche Lehrerverhältnis als Thatsache! Auch die einfachste Kontrole, ob
die beiden Bernhard wirklich eine Person sein können, unterlässt er!
Bernhard Primus war bis zu seiner Bekehrung Waldenser und lebte allem
nach in der Diözese Cremona; B. von Qu. lebte bis zu seiner Bekehrung
durch Franz als reicher Mann in Assisi. So arbeitet Keller!
 
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