Die Stellung der Fugger zum Kirchenstreite des 16. Jahrhunderts. 507
gedrungen, dass es vergeblich sei, die Wiedergewinnung des an
die deutschen Protestanten verlorenen Terrains lediglich von der
Mitwirkung der weltlichen Gewalten zu erwarten; dass vielmehr
ein vielleicht langsamerer, aber wirksamerer und sicherer Weg
zu diesem Ziele der sei, durch eine Reformierung des deutschen
katholischen Klerus den berechtigten Anlass vieler Klagen zu
beseitigen und mit geistigen Waffen den Kampf gegen die Ab-
gefallenen aufzunehmen. Zu diesem Zwecke stand dem Papsttum
in der Gesellschaft Jesu eine Gefolgschaft zu Gebote, wie sie
besser nicht gewünscht werden konnte, denn der Kampf gegen
Andersgläubige und Ungläubige bildete ja eins der vorzüglichsten
Ziele des Ordens, und für die Reform der gelockerten Sitten der
Weltgeistlichkeit boten die strengen Gesetze des Jesuitenordens
eine vorzügliche Handhabe. Die deutsche Kongregation sah des-
halb von Anfang an in den Jesuiten willkommene Bundesgenossen
in dem Kampfe um die Wiedergewinnung Deutschlands und nahm
sich bereitwillig ihrer Angelegenheiten an. Die Sache des Heil.
Kreuzklosters hatte sie schon über ein Jahr lang beschäftigt; bald
glaubte man, dem erstrebten Ziele schon ganz nahe zu sein, bald
türmten sich die Schwierigkeiten dagegen wieder hoch empor, so
dass man endlich dem päpstlichen Legaten Portia ans Herz legte,
seinen Weg über Augsburg zu nehmen, um sich durch persönliche
Information eine vollkommenere Anschauung der Lage zu ver-
schaffen.1
Sein Bericht bedeutete noch einmal einen neuen Aufschub
für die Erfüllung dieses Fuggerischen Lieblingsplanes. Er ge-
wann die Ueberzeugung, dass der Gegensatz zwischen diesen und
dem Kapitel eine Schärfe gewonnen hatte, die der Sache, für die
sie kämpften, unzweifelhaft Schaden gethan hätte. Die Vergleichs-
verhandlungen vor dem Herzog von Bayern hatten auch nur
dahin geführt, dass eine Besitzergreifung des Heil. Kreuz-Klosters
nicht wie eine Vermittelung, sondern eher wie eine Vergewaltigung
der Gegenpartei ausgesehen hätte. Wenn nun auch vielleicht das
Kapitel durch seine Unbotmässigkeit und durch seinen hart-
näckigen Widerstand eine solche Strafe verdient haben mochte,
so hätte sie doch jedenfalls zu fortgesetztem gegenseitigem
1 Neben Braun auch: Hansen, Rhein. Akten z. G-esch. d. Jesuitenordens.
S. 689 u. a. Schwarz, Briefe u. Akten. Bd. 2. S. 77 und passim.
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gedrungen, dass es vergeblich sei, die Wiedergewinnung des an
die deutschen Protestanten verlorenen Terrains lediglich von der
Mitwirkung der weltlichen Gewalten zu erwarten; dass vielmehr
ein vielleicht langsamerer, aber wirksamerer und sicherer Weg
zu diesem Ziele der sei, durch eine Reformierung des deutschen
katholischen Klerus den berechtigten Anlass vieler Klagen zu
beseitigen und mit geistigen Waffen den Kampf gegen die Ab-
gefallenen aufzunehmen. Zu diesem Zwecke stand dem Papsttum
in der Gesellschaft Jesu eine Gefolgschaft zu Gebote, wie sie
besser nicht gewünscht werden konnte, denn der Kampf gegen
Andersgläubige und Ungläubige bildete ja eins der vorzüglichsten
Ziele des Ordens, und für die Reform der gelockerten Sitten der
Weltgeistlichkeit boten die strengen Gesetze des Jesuitenordens
eine vorzügliche Handhabe. Die deutsche Kongregation sah des-
halb von Anfang an in den Jesuiten willkommene Bundesgenossen
in dem Kampfe um die Wiedergewinnung Deutschlands und nahm
sich bereitwillig ihrer Angelegenheiten an. Die Sache des Heil.
Kreuzklosters hatte sie schon über ein Jahr lang beschäftigt; bald
glaubte man, dem erstrebten Ziele schon ganz nahe zu sein, bald
türmten sich die Schwierigkeiten dagegen wieder hoch empor, so
dass man endlich dem päpstlichen Legaten Portia ans Herz legte,
seinen Weg über Augsburg zu nehmen, um sich durch persönliche
Information eine vollkommenere Anschauung der Lage zu ver-
schaffen.1
Sein Bericht bedeutete noch einmal einen neuen Aufschub
für die Erfüllung dieses Fuggerischen Lieblingsplanes. Er ge-
wann die Ueberzeugung, dass der Gegensatz zwischen diesen und
dem Kapitel eine Schärfe gewonnen hatte, die der Sache, für die
sie kämpften, unzweifelhaft Schaden gethan hätte. Die Vergleichs-
verhandlungen vor dem Herzog von Bayern hatten auch nur
dahin geführt, dass eine Besitzergreifung des Heil. Kreuz-Klosters
nicht wie eine Vermittelung, sondern eher wie eine Vergewaltigung
der Gegenpartei ausgesehen hätte. Wenn nun auch vielleicht das
Kapitel durch seine Unbotmässigkeit und durch seinen hart-
näckigen Widerstand eine solche Strafe verdient haben mochte,
so hätte sie doch jedenfalls zu fortgesetztem gegenseitigem
1 Neben Braun auch: Hansen, Rhein. Akten z. G-esch. d. Jesuitenordens.
S. 689 u. a. Schwarz, Briefe u. Akten. Bd. 2. S. 77 und passim.
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