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Hyrtl, Joseph
Onomatologia anatomica: Geschichte und Kritik der anatomischen Sprache der Gegenwart ; mit besonderer Berücksichtigung ihrer Barbarismen, Widersinnigkeiten, Tropen, und grammatikalischen Fehler — Wien, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.14858#0373
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242. Nares, Naris, Nasus.

351

naris im Horaz, dicknasig. Die Anatomie erweiterte den Be-
griff der nares, von den Nasenlöchern, zur Nasenhöhle,
wie in Septum narium, Conchae narium, Membrana mucosa
narium, u. m. a.

Nasus war immer nur die äussere Nase, das auffallendste
und hervorragendste Gebilde im menschlichen Antlitz, daher:
Promontorium faciei im J. M. Hofmann *), und Queen of the
face, im Shakespeare. Die Älae nasi erscheinen, nach alter
Mode, im Fallopia noch alsßbrae narium, wo fibra = Lappen,
wie im Celsus: fibrae pulmonum, Lungenlappen. Pinnae narium
heissen die Nasenflügel im Bauhin. Pinna, eigentlich penna,
ist Feder, aber metonymisch auch der ganze Flügel (pinnae
praepetes aquilae, schnelle Flügel, im Cicero), selbst die Flosse
der Fische, wie im Plinius. Die Pterygia des Rufus (rcpepul;),
sind ebenfalls Nasenflügel. Hypenae (Schreger) haben die
Nasenflügel niemals geheissen. Schreger konnte sich in jedem
griechischen Lexicon überzeugen, dass &7c^vy] nur Oberlippe,
wohl auch Schnurrbart, bedeutet. Ich würde das Hippocratische
[j.uy.T^p (von [j.u-/.oc = mucns, Schleim), und [jsS^n-qp (von [j.üqa,
Rotz), nicht anführen, wenn nicht zwei Ableitungen davon in
den neueren medicinischen Werken aufgetaucht wären, wie:
Mycteroplionia von Ploucquet, näselnde Stimme, und
Mycteroxerosis (^vjpöc,, trocken), Stockschnupfen, im Kraus.
Die RotlioneSj pwöwvec, des Rufus = Nasenlöcher, sind gänz-
lich verschollen.

Tic als Nase, und pivec,, als Nasenlöcher, weist die Ilias
und Odyssee auf. Im Galen wird der Plural piivec,, für Nase,
Nasenlöcher, und Nasenhöhle gebraucht, — im Rufus rj pi'c,
nur für die äussere Nase. Das Wort hat sich in dem selten
vorkommenden Ausdruck: Ganglion rhinicum (für Ganglion
spilieno-palatinum), und in einer Schaar von Compositen erhalten,
— viele gute alte, und sehr viele schlechte neue. Man denke
an die RMnoptia von Begin (als Schielen) im Dict. de med..

) Sieh' den Artikel: Promontorium.
 
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