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Hyrtl, Joseph
Onomatologia anatomica: Geschichte und Kritik der anatomischen Sprache der Gegenwart ; mit besonderer Berücksichtigung ihrer Barbarismen, Widersinnigkeiten, Tropen, und grammatikalischen Fehler — Wien, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.14858#0382
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3(30 248. Nyniphae und Myrtiformis.

des Rufus, ein den kleinen Schamlippen gegebener Name,
gegen welchen nichts eingewendet werden kann, da die Labia
minor a, nach oben mit dem [/.6pxov zusammenhängen, und als
Lippen derselben betrachtet werden können. Hall er nannte,
aus demselben Grunde, die kleinen Schamlefzen: Crura clitoridis.
Mit der Vorhaut des männlichen Gliedes, werden sie als
Praeputia, von Berengarius verglichen1). Das Myrton des
Pollux, ist schon sehr lange verblüht und verdorrt, bis auf
einen unbedeutenden Rest, welcher in den Carunculae myrtiformes
fortlebt: reliquiae hymenis attriti, quae ob similitudinem cum baccis
myrti, ita vocantur, wie Laurentius sagt.

Ueber Myrton verwirrt uns keine Nebenbedeutung. Aber
Nymplia hat deren viele, wie z. B. die verlobte Braut, — die
Wassernixe, — das Grübchen im Kinn, — die Spitze der
Pflugschar, — die eben aus dem Ei gekrochene flügellose und
wurmähnliche Bienenlarve, — die sich eben öffnende Rosen-
knospe, — und, nach Hesychius, auch die geflügelte männ-
liche Ameise.

Den Plural: Nymphae, sandte der sonst belesene Kenner
der griechischen Sprache, Adrianus Spigelius, in die ana-
tomische Welt, mit den Worten: nymphae dictae, vel quiaprimae
sponsum admittunt, vel quia nympharum officio funguntur, ut enim
Mae rivis, et scaturientibus praesunt aquis, sie hae urinae rivulo
praefectae videntur>r). Um den ersten Theil dieses Satzes zu
verstehen, erinnere ich, dass v6[jw>y] schon im Homer als
Braut zu treffen ist.

Das Lesen alter Anatomen, wird in puncto puneti, dadurch
erschwert, dass die Worte Mae, Labia, Pterygomata, und Cremna,
bald für die grossen, bald für die kleinen Schamlefzen her-
halten müssen.

) Isagogae breves, Cap. de matrice non praegnante.
:) De hum. corp. fabrica, Lib. I, Cap. 4.
 
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