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Illustrirte Welt.

trauens und der Liebe, welche ich längst gestorben glaubte,
wieder in warmer Triebkraft sich regen — freilich, ich wußte
es ja," fuhr sie mit jenem wundersamen Leuchten ihrer
Augen fort, das der junge Mann schon einigemal bemerkt
hatte, „Sie mußten mir Glück bringen."

Herr von Civry trat zu ihr heran.
„Aber, Madame Coquerel," sagte er, „Eines werden
Sie mir erlauben müssen. Judith's Erziehung ist sehr,
sehr vernachlässigt, sie hat kaum den nothwendigsten Unter-
richt genossen — sie ist Jüdin," fügte er zögernd hinzu,

„und auch von ihrer eigenen Religion weiß sie nur weniq
nur das strenge, starre Gesetz, nur den feindlichen Has;
„Und ich möchte doch so gern die Gebote des GM.
der Christen lernen," rief Judith, „dieses Gottes, der
Allen hier befiehlt, mir so große Wohlthaten zu beweist,,«

Ein Vierzigtonnengeschütz auf einem englischen Kriegsschiff. (S. IIS.)


„Gott ist nur Einer," unterbrach sie die Alte, indem sich
ihre Züge wieder zu der früheren finsteren Starrheit zu-
sammenzogen, „was kommt es auf die Form an, in der
inan ihn anruft — ich werde an ihn glauben, wenn ich
seine Gerechtigkeit sehe, wenn ich sehe, daß er die Bösen

straft und die Last des Elends den Unschuldigen abnimmt."
— Judith sah die Alte, deren Worte ihr unverständlich, er-
schienen, erstaunt und fast ängstlich an.
Schnell sprach Herr von Civry:
„Sie müssen mir also erlauben, Madame Coquerel,

daß ich die Sorge für die Ausbildung dieses Kindes über-
nehme, da sie eine Ergänzung ihrer Erziehung nothwendig
bedarf, um, wenn es einmal sein muß, völlig selbstständig
in der Welt dastehen zu können — ich werde Ihnen Lehre-
rinnen der besten und zuverlässigsten Institute senden, Sn
 
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