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„Aufs Aeußerste entsetzt und eine tödtliche Umarmung fürch-
tend, ergriff ich über den Bach hinweg das Hasenpanier. Einmal
an einem sicheren -Orte angelangt, versah ich meine Büchse mit
schwerer Ladung und kehrte auf den Kampfplatz zurück; — jedoch
die Schlange war verschwunden.
„,O Massa, — 0/ rief der Schwarze, ,böse Naja sich im
Schlamm versteckt! — Holen Goree, — Goree finden Naja und
machen todt mit der Hand!' Dabei klopfte er grinsend an meine
Büchse, als ob er von der Wirksamkeit derselben eben nicht sehr
überzeugt wäre.
„Zur Erläuterung der Worte Les Negers muß ich hinzufügen,
daß sich zur selben Zeit, wie ich, ein Schlangenbändiger und -Be-
schwörer im Dorfe aufhielt. Es war ein Eingeborener von der
Insel Goree, die an der Küste von Senegambien liegt. Dieser
machte Jagd auf dis Schlangen und rühmte sich, dieselben mit
den Händen zu ergreifen und zu tobten. Ich hatte bereits meh-
rere Male gesehen, wie er die giftigen Reptile dicht am Kopfe
packte und mit ausgestrecktem Arme von sich hielt, so daß sie sich
weder zurückwenden konnten, noch ihn zu beißen vermochten.
„,Das Dorf ist aber zu weit entfernt,' antwortete ich auf den
Ausruf des Negers.
„,O Massa, — ich haben Beine so lang als Giraff' und
so schnell wie Antilvp'! — Goree soll tödten Naja!' Und wie
der Wind war er bei diesen Worten meinen Blicken entschwunden.
„Ich blieb in keiner angenehmen Situation zurück und Nie-
mand wird es mir verdenken, wenn ich mich einstweilen von der
Gegend, wo ich die Naja vermuthete, fern hielt. — Kaum zwei
Stunden mochten verflossen sein, als ein ganzer Haufen dieser
schwarzen, nackten Kerle im tollsten Laufe dahergestürmt kam, um
das seltene Schauspiel, das sich ihnen bieten sollte, zu begaffen.
„Allen voran sprang der Goree, ein baumlanger, hagerer,
aber sehniger Neger von ungeheurer Muskulatur; — feine Augen
funkelten und glänzten vor Aufregung und Kampfvegierde. Er
spürte sofort der Naja nach, und kurze Zeit darauf hatte er sie
tief im Schlamme versteckt gefunden. Sie blutete stark am Halse,
wo mein zweiter Schuß sie getroffen haben mußte.
„Der Goree packte sie muthig und schleppte sie in die Mitte
eines trockenen Terrains, das vollständig von Gras entblößt war.
Dort fing er an, das durch den Blutverlust erschöpfte Reptil auf
alle nur erdenkliche Weise zu reizen. Die Zuschauer hielten sich
wohlweislich in angemessener Entfernung. Wohl kein Neger von
den zahlreichen Stämmen in Afrika wagte je so viel wie dieser
Goree. Es war zugleich widerlich und entsetzlich anzusehen, wie
er mit dem Tode spielte, denn er behandelte die Naja, als ob er
ein zahmes Hausthier vor sich hätte.
„Ich bat ihn, Las grauenerregende Schauspiel zu enden, trotz-
dem rollte er die ekelhafte Schlange um seinen Körper, indem er
ihren Kopf mit aller Kraft von sich entfernt hielt, was die
schwellenden Muskeln seines Armes anzeigten. Diese Stellung
raubte der Naja die Gewalt, welche sie sonst besaß, um den
Gegenstand, den sie umschlungen hatte, zu ersticken. Wir Alle
fürchteten aber eher einen Biß des gereizten Reptils, als daß es
dem Körper des Goree etwas hätte zufügen können.
„Der Beschwörer schien Ließ zu ahnen, denn er ergriff mit
der freien Hand den Schwanz der Naja und entrollte langsam
die Ringe, womit sie seinen schwarzglänzenden Körper umschlossen
hatte. Plötzlich warf er sie dann mit Ausbietung seiner ganzen
Muskelkraft zur Erde nieder.
„Das Reptil entfernte sich kriechend; sofort schnitt ihm aber
der Neger den Weg ab. — Wie von einer Feder emporgefchnellt,
richtete sich nun aber die Naja drohend zu ihrer halben Höhe
auf, streckte die spitze Zunge hervor und zischte ihn wüthend an.
Der Goree blieb einen Moment unbeweglich stehen, als wollte er
die Schlange durch feinen faszinirenden Blick beschwören.
„Die Szene wurde immer entsetzlicher, und unser Aller be-
mächtigte sich ein brustbeklemmendes Gefühl, wie dieß enden würde.
Der Schlangenbändiger behielt aber seine enorme Kaltblütigkeit,
seinen frevelhaften Muth, er hatte einen langen Stock ergriffen,
mit dein er die Naja von Neuem reizte.
„Sobald er ihre Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand" ge-
lenkt, benutzte er einen günstigen Moment, packte sie unter dem
Kopfe und rollte sie sich noch einmal um den Körper. Nach drei
oder vier derartigen Wiederholungen hatte er die Schlange zur
Erde niedergeworfen und scheinbar besiegt.
„Ich bat ihn, dem Ungeheuer durch einen Schuß das Lebens-
licht ausblasen zu dürfen, er hörte aber gar nicht darauf hin, und
einer der herkulischen Neger sagte grinsend, indem er mit einer
abwehrenden Geste auf meine Büchse deutete: ,Goree so stark sein
wie Elephant, — Goree braucht nicht Donner!'
„Je mehr sich aber der Kampf noch in die Länge zog und
der Sieg sich zu Gunsten des Goree neigte, desto größer wurde,
berauscht durch Len Triumph, seine Unvorsichtigkeit und Tollkühn-
heit, — desto größer auch die Wuth der Naja.
„Die Augen des schrecklichen Thieres sprühten Feuer, ihre
gabelförmige Zunge zuckte wie von einem elektrischen Strome be-
rührt, und ein grauenerregendes Zischen erfüllte die Luft, —
anstatt zu fliehen, richtete sie sich drohend gegen ihren Peiniger.
„Zum letzten Male wollte er sie packen, aber in demselben
Moment, wo er den Arm ausstreckte, wandte die Naja blitzschnell
Leu Kopf und biß ihn in's Handgelenk. — —
„Ich stand da, unbeweglich, entsetzt, das Blut stockte mir in
den Adern, — erst das furchtbare Schreckensgeheul der Neger rief
die Besinnung wieder in mir wach.
„Die Naja verendete an der Erde, der Goree hatte ihr eine
Sekunde darauf, als sie ihn gebissen, durch einen schrecklichen
Keulenschlag den Kopf zerschmettert. — Mit stumpfsinniger Miene
blickte nun der ri-.-fenstarke Neger auf fein Handgelenk, das bereits
übermäßig nnschwoll.
„Zum Glücke besaß ich so viel medizinische Kenntnisse, daß ich
sofort die ersten HUlfreichen Anordnungen treffen konnte. Wir
brachten den Unglücklichen dann nach dem Dorfe zurück und
wandten Gegengifte an. Er litt unsägliche Schmerzen, sein ganzer
Körper war geschwollen, wilde Fieberphantasieen umgaukelten fein
Hirn und gaben uns den Glauben ein, daß keine Rettung mehr
möglich fei.
„Wider alles Erwarten besserte sich sein Zustand und er konnte
leichte Arbeit verrichten, obgleich er noch fortwährend über heftige
Herzschmerzen klagte. — — — Ein paar Wochen später fällte er
Holz im Walde. Plötzlich sahen die anderen Neger, wie er das
Beil gegen sich selbst richtete und sich den Kopf spaltete. — —
„Der Goree war durch das Gift der Naja wahnsinnig geworden."

Das Haus in der Dorstadt.
Novelle
von
Mosetllhak-Monm.
(Nachdruck verbotenh
I.
Als ich in Berlin mein Jahr als Einjähriger abdiente,
war mein Vorgesetzter ein Lieutenant von Geldern, ein
bildhübscher Mensch, aber von mehr als erlaubtem Leicht-
sinn. Lieutenant von Geldern war auch ein tüchtiger
Offizier, er hatte Muth, Energie, Kenntnisse, war pünktlich
und hielt in seiner Kompagnie musterhafte Ordnung, —
all' dieß als Soldat im Dienst, in seinem Privatleben
wirthschaftete er, als ob alle übrigen Menschen arbeiten
müßten, damit er dann die Frückte davon genießen könne.
Er lebte in den Tag hinein, In änlsi jubilo, wettete, spielte,
trank, hielt prächtige Renn- und Reitpferde, hatte einen
eleganten Einspänner mit Groom und schenkte der Ballet-
welt geziemende Beachtung, mit einem Wort, der junge
Mann lebte als Sohn eines Millionärs, während er nichts
besaß und sein Vater, ein vielgeplagter Gutsbesitzer in Ost-
preußen, Mühe hatte, sein Besitzthum mit nicht gar zu großen
Hypotheken zu belasten und für eine standesgemäße Er-
ziehung seiner nach vielerlei Köpfen zählenden Söhne und
Töchter zu sorgen.
Der Lieutenant war der Aelteste, der Liebling des spar-
samen Vaters, er empfing eine anständige Zulage, mehr-
mals schon hatte der „Alte" auch für seinen vielbrauchenden
Sohn bedeutende Wechsel eingelöst, schließlich jedock wurde
ihm die Sache zu arg und er erklärte, nun nicht einen
Pfennig mehr zu bezahlen, auch keine Zulagen ferner zu
schicken; er beorderte den Lieutenant auf sein Gut zurück
und befahl ihm, die Militärcarrisre an den Nagel zu
hängen.
Das war ein furchtbarer, schon öfter angedrohter Schlag
für den Lieutenant, der jetzt Wirklichkeit geworden.
Der Lieutenant hatte Ehrenschulden in Menge, er
konnte nicht quittiren, ohne zu zahlen, er hatte auch ein
Grauen vor dem Gute des Vaters und dessen strenger
Zucht. Der junge Mann faßte in der Verzweiflung den
tollkühnen Entschluß, so weiter zu machen und durch eine
reiche Heirath, was ihm ja gar nicht schwer werden könnte,
sich zu retten.
Hübsch war er, ein vortrefflicher Arrangeur von aller
Hand Festlichkeiten, liebenswürdig, gewandt und von guter
Familie, weßhalb sollte er denn nicht dasselbe erreichen,
was so vielen Anderen leicht geworden, die in jeder Be-
ziehung weit unter ihm gestanden.
Das waren die Reflexionen Paul von Geldern's und
er handelte darnach.
Zu allererst nahm er Geld auf, wo er nur konnte, trat
wenn möglich noch nobler auf als zuvor und suchte seine
Verbindungen mit vornehmen und zugleich reichen Familien
noch fester zu knüpfen und in bisher weniger beachtete zu
kommen.
Das ward ihm nicht schwer, seiner liebenswürdigen
Persönlichkeit, hinter welcher inan seinem Auftreten ent-
sprechende Mittel vermuthete, öffneten sich Thür und Thor,
wie auch die Herzen der Töchter, -- und dennoch wollte
sich nirgends aus den zahlreichen Liebeleien eine feste Ver-
lobung entwickeln, — der Grund hievon war, daß vor
dem entscheidenden Schritt die vorsichtigen Eltern Erkun-
digungen über das Vermögen des Lieutenants einzogen
und dann den wahren Stand der Dinge erfuhren, woraus
sie mit Recht auf wahrhaft gewaltige Schulden des Lieute-
nants schlossen.
Paul kämpfte verzweifelt und gewann Herzen in Menge,
ein Dutzend vornehme, reiche Mädchen hatten sich leiden-
schaftlich in den schönen Lieutenant verliebt, die Eltern je-
doch legten stets ein energisches Veto ein, und wenn nun
auch die Mädchen erklärten, daß sie nach der Weisung der
Bibel bereit wären, Vater und Mutter zu verlassens um
dem Manne ihres Herzens zu folgen, — der unglückliche Held
konnte diese Opfer nicht annehmen, er konnte nicht/ —
obgleich sein Herz oft vor Verzweiflung und vor Liebe, —
denn der Lieutenant besaß ein großes, Warmfühlendes Herz —
zu zerspringen drohte, — er brauchte vor Allem Geld/ viel
Geld, und deßhalb standen ihm eigentlich stets die Eltern
näher als die Töchter; die Ersteren hatten aber einen wahr-
haften Schrecken vor der Annäherung des verführerischen
Lieutenants von Geldern,
Die schiefe Ebene, auf welcher der junge Krieger sich
befand, ward immer abschüssiger, sein Kredit immer wanken-
der, und in der höchsten Noth benützte jetzt der Lieutenant
seine Bekanntschaften mit Töchtern guter Familien, um den
Wucherern Vorspiegelungen zu machen. Seine Verlobung
mit dieser oder jener reichen jungen Danie war stets schon
vollzogen, sollte jedoch noch einige Zeit geheim gehalten
werden — nur noch kurze Zeit, so erklärte er jedem seiner
Gläubiger — und seine Beredsamkeit vermochte diese, ihn
noch weite» über Wasser zu halten.
Schließlich kamen seinen Vorgesetzten dunkle Gerüchte
von derartigen Manövern zu Gehör und der Lieutenant
erhielt vertrauliche Verwarnungen. Das Offizierkorps
selbst betrachtete den sonst so beliebten Kameraden mit be-
denklichen Mienen. Dem Lieutenant ward der Boden unter

den Füßen immer heißer. Die Gläubiger drchM^/
drohten, da aus all' den festen Verlo"bunqen M.A
nichts ward, immer ungestümer, und Paul" von W '
beschloß einen Verzweiflungscoup, — er suchte dask
eines jüdischen Bankiers auf, der eine ältliche und 2
schöne Tochter hatte, und war bald verlobt mit diese?
Sein Schwiegervater in sxs war geachtet und .
Allem steinreich. Das Mädchen erklärte", «Aristin ?
zu wollen.. Das Offizierkorps zeigte sich hiezu L
und resermrt; jedoch der Kredit des Lieutenants stiei, 2
das Bekanntwerden dieser Thatsachen gewaltig. °
Paul von Geldern benützte diese günstige
nach Kräften und hatte wieder Geld Wie2m 2,2
Bankier, der dieß wußte, drückte ein Auge darüber?
, Der Lieutenant hatte eine ritterliche Freundlichkeit
seine gute, kluge, aber entschieden häßliche Braut Dick-
betete den schönen, gewandten, vornehmen Mann an ,
soweit stand Alles gut, - da erhielt die BanLrsfänG
Es traf aus Posen eine Nichte ein, die ihn Cousin-
Amalie, 10 hieß die Braut von Geldern's, besuchen wollt-
Die Nichte hieß Rebekka und war eine orientaM-
Schönheit ersten Ranges. Ihr Teint auffallend duM
fast maurisch, ihr Gesicht länglich, der Mund roth voll
scharf geschnitten, geschwungen und blühend, die Augen aroh
schwarz, tief und sammetsanst, und eine hohe reine phm-
tasievolle Stirn, von blauschwarzen, welligen Haaren um-
geben. Die Gestalt dieser seltsamen südlichen Schönheit
war hoch und ihre Formen von klassischem Adel.
Der Lieutenant war zuerst frappirt von dieser fremd-
artigen Erscheinung und dann berauscht.
Eine wahrhaft'tolle Leidenschaft bemächtigte sich seiner
Dieß schöne Weib nahm all' seine Sinne, sein ganzes
Denken und Fühlen gefangen, — er lieble zum ersten
Mal und mit der vollen Leidenschaft eines Fünfundzwamiq-
jährigen, der bisher nur Abenteuer erlebt und Zeitvertreib
bei den Damen gesucht, und jetzt begann ein bitterer, auf-
reibender Kampf in seinem Herzen.
Gebunden war er an dieß unschöne Mädchen mit den
strohfarbenen Haaren und den großen, vorstehenden blauen
Augen, gefesselt mit unzerreißbaren Ketten — ruinirt für
ewig, ein ehrloser, verachteter Mensch, wenn er mit dem
Vermögen seiner Braut nicht seine Ehrenschulden tilgen
konnte.

Während er bisher seine Verlobte nicht liebte, diese ihm
jedoch nicht gerade unangenehm war, so verabscheute er das
Mädchen jetzt, ja er haßte die Unschuldige als Ursache
seiner Qual auf's Heftigste, und all' seine Gedanken und
all' sein Liebefühlen flog zu jener maurischen Schönheit,
die, wie man ihm zu verstehen gegeben, nur ein sehr
mäßiges Vermögen dereinst zu erwarten hatte.
Zu dieser Zeit lernte ich den Lieutenant näher kennen.
Sternberg, der auch mein Bankier war, hatte mich zu einer
kleinen musikalischen Soiree eingeladen. Ich war guler
Cellist — durch ein öffentliches Konzert, bei dem ich aus
Gefälligkeit mitwirkte, bekannt geworden. — Der Bankier
verstand, liebte und pflegte die Musik, und hier traf ich
Paul von Geldern.
Er war außerordentlich zuvorkommend gegen mich,
unterhielt sich auffallend viel mit niir und suchte sichtlich
seine Aufgeregtheit durch die lebhafte Konversation mit
einem völlig Ilnbetheiligten zu verbergen.
Sobald seine Braut sich uns näherte, scherzte er in
einer sehr gezwungenen Fröhlichkeit mit ihr, und trat die
Cousine in ihrer ruhigen, fast ernsten Art zu uns, zitterten
vor Erregung feine Glieder, bebten beim Sprechen seine
Lippen und leuchtete aus seinen Augen etwas wie wilder
Schmerz.
„Herr Lieutenant, Sie widmen sich ja heut fast aus-
schließlich Ihrem Freunde, den Sie doch beim Regiment
alle Tage um sich haben," machte plötzlich Rebekka dem
Lieutenant zuin Vorwurf und richtete ihre großen wunder-
baren Augen voll auf den Offizier. „Sie fliehen ja/eut
alle Damen, haben wir etwas verbrochen?" fügte sie in
ihrem etwas harten Posener Deutsch hinzu.
Paul von Geldern richtete sich gewaltsam auf. „Dieser
Herr," erwiederte er roth werdend, „ist erst heute mein
Freund geworden — durch sein wunderbares Spiel, —
kannte ihn bisher nur als Soldaten — und da rechtfertigt
sich wohl dieses Interesse, das in den Augen der Damen
ihre Vorrechte zu verletzen scheint," meinte er fast verlegen,
„übrigens," fuhr er lebhaft fort, „stehe ich den Damen
von diesem Augenblicke an wie immer äs taut man ooem
zur Verfügung."
„Wir möchten über Niemand verfügen," mischte sich
jetzt seine Braut, dieß fast pointirend sprechend, in die Un-
terhaltung. „Hier soll Alles freiwillig sein, unbeeinflußte
Neigung. Ich hasse den Zwang, den Jemand mir und sich
nnthut, sobald es sein Fühlen betrifft," setzte sie beinahe
in leidenschaftlichem Tone hinzu und ihre hellblauen Augen
richteten sich voll scharfen Lichtes auf den Bräutigam.
Der Angeredete erwiederte diesen Blick fast ängstlich
„Dir soll auch nie der geringste Zwang auferlegt werden,
sagte er, mit kavalierer Manier seiner Braut den Am
reichend. „Ich halte es ebenso, — Herzensfreiheit
Herzensfesseln! Anderes soll es überhaupt gar nicht geben,
schloß er,- auf Rebekka einen Glutblick werfend, die ihn
ruhig, klar, groß ansah. .
Obgleich Amalie vor sich niederblickte, schien sie do«
Wahrgenomnien zu haben, wohin ihr Bräutigam bei diesen
 
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