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450

Das Gesellschastsfraulein.
Novelle
von /
Gustav Köcker.
(Schluß.)
„Damit ist das Drama noch nicht zu Ende," fuhr
Georgine mit gesteigerter Bitterkeit fort, „denn ich wurde
auch noch verrathen. Ich hatte eine Freundin: wir waren
Nachbarskinder und Schulgcnossinuen gewesen, hatten ge-
meinschaftlich das Lehrerinnenexamen bestanden, hielten un-
zertrennlich zu einander. Kein Opfer wäre mir zu groß
gewesen, das ich -- Luisen nicht hätte bringen mögen, und
ich glaubte dasselbe auch von ihr. Das Schicksal trennte
uns und ich hörte jahrelang nichts von meiner im Schreiben
sehr saumseligen Freundin, welche in einer englischen Familie
eine Stelle als Erzieherin angenommen hatte und mit ihrer
Herrschaft viel auf Reisen war. Bald nach jener traurigen
Katastrophe erhielt ich einen Brief von ihr, worin sie mir
mittheilte, daß ihre Zöglinge ihr entwachsen seien, und den
Wunsch zu erkennen gab, wieder nach Deutschland zurück-
zukehren. Fast um dieselbe Zeit besuchte mich Karl Stein,
der Bruder und Kompagnon meines ehemaligen Bräuti-
gams, um sich nach meinen Verhältnissen zu erkundigen.
Das gerade Gegentheil von feinem herzlosen Bruder, bot
er mir eine Stelle in seinem Hause an, wo ich seine Frau
bei der Erziehung ihres vierjährigen Knaben unterstützen
sollte. Ich merkte seine edle Absicht. Was er brauchte,
hätte ich, die Blinde, ihm kaum zur Hälfte bieten können.
Da inir damals bereits die Erbschaft des Tulpenhofes ge-
sichert war, so lehnte ich sein hochherziges Anerbieten dan-
kend ab, empfahl ihm aber meine Freundin Luise, welche
die Stelle denn auch erhielt. Ich hatte inzwischen die Resi-
denz verlassen und vom Tulpenhofe Besitz genommen. Hier
empfing ich von Luise endlich wieder ein Lebenszeichen. Sie
schrieb mir, daß sie sich mit Berthold Stein verlobt habe.
Er hatte sie bei seinem Bruder kennen gelernt, und wenn
sein Schönheitssinn schon bei mir ausschlaggebend gewesen
war, so konnte mich die Wahl meiner Nachfolgerin noch
weniger Wunder nehmen, denn Luise vereinigte alle Reize,
welche das Auge eines Mannes zu entzücken vermögen.
Aus ihrem Briefe ging hervor, daß sie von meinem früheren
Verhältnisse zu Berthold Stein gar keine Kenntniß besaß.
Ich hatte über diese traurige Katastrophe meines Lebens
geschwiegen, weil ich sie keiner fremden Feder anvertrauen
mochte, und in der Familie Karl Stein's vermied man
wohl ebenfalls, über Berthold's unrühmliche Handlung zu
sprechen. Jetzt war ich es mir und meiner Freundin schul-
dig, mit den Thatsachen hervorzutreten, und in meiner Ant-
wort, die ich meinem damaligen Gutsverwalter diktirte,
öffnete ich ihr die Augen über den Mann, welchem sie im
Begriffe war ihre Hand zu reichen, und erzählte ihr aus-
führlich die traurige Geschichte meiner Trauungsfahrt und
ihres unglücklichen Ausgangs. Ich machte ihr natürlich
keine Vorschriften) mit keinem Worte versuchte ich die Frei-
heit ihres Handelns zu beeinflussen. Sie mochte wählen,
wie Liebe oder Freundschaft, Herz oder Ehrgefühl es ihr
eingab. Darauf blieb ich lange ohne Antwort von ihr.
Ich wußte diese auffallende Pause zu deuten, es war sehr
einfach: Luise hatte die Rücksichten gegen die Freundin ge-
opfert und die Heirath mit dem reichen, schönen Manne
vorgezogen. Sie hätte nun schweigen und unser Freund-
schaftsverhältnis: zu den Todten werfen sollen. Das hatte
ich wenigstens erwartet. Daher traute ich meinen Ohren
kaum, als mir etwa anderthalb Jahre später mein alter
Verwalter unter anderen Posteinläufen einen Brief Lui-
sens vorzulesen begann. Sie sei mir noch Antwort auf
meinen letzten Brief schuldig, lautete der Anfang, und werde
sich weiter unten rechtfertigen, daß siHmir diese erst heute
gebe. Sie habe es auch unterlassen, mir eine kalte, nichts-
sagende Vermählungsanzeige zu schicken, welche mir doch
nur ein Räthsel gewesen wäre. Dafür wolle sie mir nun
in ausführlichen Worten auseinandersetzen, wie sie dennoch
zu dem mir verhaßten Namen gekommen sei. — Ich unter-
brach den Vorlesenden, damit er nach der Unterschrift sehe.
.Luise Steinst lautete dieselbe, wie ich vermuthet hatte. Ich
wollte ihre Entschuldigungsgründe nicht anhören. Ich
konnte mir denken, daß Berthold's Reue eine Hauptrolle
darunter spielen werde und daß er durch Luisen nieine Ver-
zeihung erflehte. Dafür war ich aber nicht zugänglich. Es
war ja doch nur der Kaufpreis für den Besitz meiner
schönen Freundin, welche an die Aufrichtigkeit dieser Reue
wohl nur zu gern geglaubt hatte, weil es ihr so am be-
quemsten war. Ich beauftragte meinen Verwalter, den
Brief unverzüglich zu verbrennen, und gab ihm die strenge
Weisung, eS mit allen Briefen ebenso zu machen, die künftig
etwa von Luise Stein anlangen sollten. — Das, lieber
Fritz, ist die Geschichte, wie Deine blinde Tante von ihrem
Bräutigam verlassen und dann noch von der Freundin ver-
rathen wurde."
„Nach meinem Gefühle ist der Verrath düs Schlimmste
dabei," stachelte Fritz, „und Luise hat an Dir noch nichts-
würdiger gehandelt als Berthold Stein."
„Daß Luisens Tochter in mein Haus kam," fuhr die
Tante fort, „daß Egbert, der einstige Miterbe meines Ver-
mögens, sein Herz an das Mädchen verlor, muß ich als

Illustrirte Welt.

eine Schickung gelten lassen. Die vorsichtige Zurückhaltung
Hertha's aber über ihre Eltern und Luisens kluges Ver-
leugnen ihrer früheren Beziehungen zu mir, — das ist
kein Zufall, das war Berechnung. Aber man hat das
Facit zu früh gezogen! Ich will allen Menschen verzeihen,
die sich je an mir versündigten, aber Jenen gegenüber, die
meine Liebe und Freundschaft mit Füßen traten, kenne ich
keine Versöhnung. Nimmermehr! Wie ich einst auf dem
Wege zur Trauung von Hertha's Vater verworfen wurde,
so will ich heute sein und Luisens Kind verwerfen, das im
Begriffe steht, denselben Weg zu gehen. Ich kann in dieser
bedeutungsvollen Uebereinstimmung der Situation nur das
Walten der Gerechtigkeit erblicken. Und ich will, ohne
schwächliche Nachsicht, Gerechtigkeit üben. Ich will doch
sehen, ob ich allein nur Pflichten gegen Andere habe, und
ob es mein Schicksal ist, daß Andere ihrp Pflichten gegen
mich vergessen. Es soll sich zeigen, ob auch Egbert die
verlassene Blinde verräth! Du sollst mein Bote sein, Fritz.
Sage ihm, wessen Kind er eben im Begriffe steht, zum
Traualtäre zu führen. Erzähle ihm Wort für Wort, wie
ihre Eltern mir Liebe und Freundschaft gebrochen haben.
Und sage ihm, daß ich ein Sühnopfer verlange, — ein
Sühnopfer! — Geh'!"
Die Blinde rief die letzten Worte mit leidenschaftlich
bewegter Stimme. Sie hatte sich von ihrem Stuhle er-
hoben und stand da mit krampfhaft geballten Händen, wäh-
rend in dem Ausdruck ihrer Züge fast etwas von Grau-
samkeit lag.
Fritz wollte gehen. An der Thüre wandte er sich noch
einmal um. „Und wenn Egbert sich zu diesem Sühnopfer
nicht entschließen sollte, Tante?" fragte er.
„Dann bin ich fertig mit ihm," rief Georgine. „Dann
soll er sich nie wieder hier blicken lassen, nie mehr seinen
Fuß über meine Schwelle fetzen. Wenn er die Tochter
Berthold Stein's zu seinem Weibe macht, ist er von mir
verstoßen und enterbt. Das schwöre ich hiemit bei Gott
dem Allmächtigen!" schloß die Blinde, indem sie feierlich
ihre zitternde Rechte emporhob.
Fritz ging.
Die längst herbcigewünschte Entscheidung war da. Und
doch lag sie noch immer in Egbert's Hand, der ja als
pflichtgetreuer Neffe handeln konnte. So lange der Bund
zwischen Egbert und Hertha noch nicht geschlossen war,
blieb die Tante noch immer für einen Versöhnungsversuch
zugänglich, und wer weiß, ob sie dem vereinigten Anstürme
des Brautpaars und der Schwiegermutter auf die Dauer
Stand hielt, ob das Gewicht ungelesener Briefe sich nicht
noch nachträgliche geltend machen konnte, wenn Luise noch
einmal den Weg zu der blinden Freundin fand, um ihre
Gründe mit beredten Worten vorzubringen und die harten
Prüfungen zu schildern, womit das Schicksal ihre und des
Gatten Schuld gesühnt hatte. Dann gab es noch Mittel
genug, um den Eid der Tante unwirksam zu machen. Diese
Rückzugsbrücke mußte abgeschnitten werden.
Lange stand Fritz draußen auf der Terrassentreppe, im
Kampfe mit sich selbst, ob er den kühnen Schritt wagen,
die große Verantwortlichkeit, die über das Geschick zweier
Menschen entschied, auf seine Schulter laden sollte. Aber
Selbstsucht und Rachbegierde siegten über alle Bedenklich-
keiten. Hertha durfte den Brautschmuck nicht ablegen, —
dann war er Herr auf dem Tulpenhofe! —
In fieberhafter Erregung wartete Georgine auf die
Rückkehr ihres Neffen. Da nahm ihr lauschendes Ohr
plötzlich in dem Rädergeräusch, welches vom Parkthore her
bis jetzt ununterbrochen hörbar gewesen, eine Veränderung
wahr. Es war kein müßiges Aufundabfahren mehr zu
bemerken. Das Knallen der Peitschen, das Krachen der
Kutschenschläge, das energische Davönrollen verrieth, daß
ein Wagen nach dem andern bestiegen wurde. Traten die
Hochzeitsgäste enttäuscht die Heimfahrt an oder —
Georgine lauschte mit angehaltenem Athem, ob die
Wagen sich nach den verschiedenen Richtungen zerstreuen
würden, von wo sie gekommen waren. Aber sie trennten
sich nicht, sie folgten alle demselben Pole wie die Magnet-
nadel, und bald hatte sich das dumpfe Rollen, das Helle
Pferdegetrappel auf dem Wege nach dem Amtsstädtchen
verloren.
Als Fritz wieder eintrat, lag eine tiefe Trauer auf den
Zügen der Tante.
„Auch in Egbert," sagte Fritz, „hat die Stimme der
Liebe lauter gesprochen, als die der Pflicht."
„Das hat mir der Wagenzug bereits angekündigt," ent-
gegnete Georgine in schmerzlichem Tone, und während Fritz
tröstend ihre Hand ergriff, kämpfte sie sichtlich "mit einer
tiefen Bewegung, welcher sie jedoch bald Herr ward.
„Fritz," sagte sie mit fester Stimme, „haben wir noch
einen Wagen zur Verfügung?"
„Nein, alle drei sind gebraucht worden."
„Dann läßt Du Dir ein Pferd satteln," gebot die
Tante, „und reitest in die Stadt zum Notar. Er soll
heute noch ein neues Testament aufnehmen und die erforder-
lichen Zeugen gleich mitbringen."
VII.
Einige Stunden später befand sich Georgine im Ge-
spräche mit dem Notar, der sich beeilt hatte, dem Rufe
seiner Klientin Folge zu leisten, und mit der unerschütter-
lichen Objektivität des Juristen vernahm, daß Fräulein
Haller's ältester Neffe und erprobter Gutsverwalter, dessen
Trauung soeben das ganze Amtsstädtchen auf die Beine

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gebracht hatte, mit einer AbfindungssumiTTTT^?'
und aus der Erbfolge gestoßen werden sollte.
rend der Verhandlungen hörte Georgine, wie di? ,77
kehrenden Wagen vor dem Parkthore auffuhren
kümmerte sie das nicht mehr. Sie hatte kein Obr Mo
geschäftige Bewegung, die sich draußen entfaltete
Fritz erhielt Auftrag, seinen Vetter zu verstände t. -
zwischen ihm und Georgine Haller jedes Bänder?
sammengebvngkeit unwiderruflich gelöst sei und
gab sie die gemessenste Weisung, Niemanden 7^
sie sei weder für Egbert, noch für seine neuen LL
mehr zu sprechen.
Fritz blieb länger aus alZ die Kürze seines Aust«
erwarten ließ. Als er nach einer geraumen Weile -nM
kam horte Georgine seine Stimme sich mit der Luise Steips
milchen. Er wollte ihr den Zutritt verwehren sie 7',
bestand energisch darauf, mit der Tante zu sprechen
„Zurück!" rief Georgine, während sie wieder jenes nm
vöse Zittern überkam, in welches der Klang dieser Stimm
sie heute schon einmal verseht hatte. „Herr Notar sM»
Sie mich vor Zudringlichkeiten, wenn mein Neffe'es M
vermag." M
„Ich muß Sie bitten, Madame —"
„Nur ein Wort, Georgine, ein einziges Wort" Mitt
Luise die Einmischung des Notars ab. „Ich bin'nicht die
Gattin Berthold Stein's — und bin sie nie gewesen!"
„Unmöglich!" wollte Georgine erwiedern. Aber die
Stimme versagte ihr, so vernichtend traf sie dieses Wort
welches, wenn es nur ein lügnerischer Rettungsanker
wesen wäre, die Hinfälligkeit in sich selbst getragen hätte
Aber auch auf Fritz war diese kurze, inhaltsschwere EM- !
rung von niederschmetternder Wirkung. Als wäre er vom
Blitze getroffen, taumelte er zurück, während die iipviqe
Glut seines feisten Gesichts wie vom Hauche des Todes
verweht schien. Ungehindert trat Egbert mit seiner jungen
Frau ein, Beide noch unter dem betäubenden Eindruck der
eben erst durch Fritz erhaltenen Kunde, daß sie von der
Tante verstoßen seien.
„Luise!" kam es endlich über Georginens Lippen, indem
sie sich auf dem Stuhle, in den sie gesunken war, langsam
emporrichtete, „Luise, — Du — nicht Berthold's Gattin?!"
„Nein, Georgine," entgegnete Luise, „wenn Du dies
von mir geglaubt hast, so hat man meine Briefe unter-
schlagen —"
„Ich ließ sie ungelesen verbrennen —"
„So hast Du," ergänzte Frau Stein ihre Rede, „Deine
Luise falsch beurtheilt und die Macht der Freundschaft unter-
schätzt."
„Warum aber," rief Georgine, in deren Antlitz sich eine
tiefe Beschämung wiederspiegelte, „warum aber hast Du
meine unselige Verblendung noch verlängert, Luise? Warum
eiltest Du diesen Morgen nicht gleich zu mir, um mich aus,
den Banden meines schweren Jrrthums zu erlösen, als ich
Egbert vor die harte Wahl stellte, von der Trauung mit
Hertha zurückzutreten oder —"
„Von der Trauung zurückzutreten?" unterbrach Egbert
erstaunt die Sprechende, „davon weiß ich nichts."
„Ich beauftragte Fritz mit dieser Botschaft," behauptete
Georgine.
„Vor der Trauung?" wiederholte Egbert, während sein
Auge vergebens den Vetter suchte. „Vor der Trauung
kam Fritz und sagte mir, Du fühltest Dich zwar besser, be-
dürftest aber der Ruhe. Wir sollten daher ohne Dich fah-
ren, Tante. Das waren genau seine Worte. Erst jetzt,
nach unserer Rückkehr, machte er mir die Eröffnung, daß
ich von Dir verstoßen sei und daß Du den Mann, welcher
Berthold Stein's Tochter zu seinem Weibe gemacht habe,
ferner nicht mehr als Deinen Neffen betrachten könntest.
^Darauf habest Du einen feierlichen Eid geleistet. Deßhalb
sei auch bereits der Notar bei Dir —"
„Ich glaube, daß meine Dienste nicht mehr nöthig sind,"
ließ sich die Stimme des Notars vernehmen, „und so will
ich denn nicht länger stören."
„Bitte, Herr Notar, verweilen Sie noch," versetzte
Georgine mit strenger Miene. „Der heutige Tag scheint
bestimmt zu sein, mich über beklagenswerthe Jrrthümer auf-
zuklären. — Fritz!"
„Fritz hat sich entfernt, Tante," bemerkte Egbert.
Georgine biß die Lippen zusammen. „
„Ich werde Sie nachher wieder zu mir bitten lassen,
wandte sie sich an den Notar, worauf dieser mit einer stefw
Verbeugung das Zimmer verließ.
„Und nun, Luise," sagte die Blinde, ihre Hände aiw
streckend, „komm' zu mir und enträthsele mir meinen W-
thum."
Sie zog die Freundin, welche Georginens dargebotm
Hände ergriff und innig drückte, neben sich auf den Stuf,
und Luise nahm ihre unterbrochene Rede wieder auf:
„Als ich jene Zeilen von Dir empfing, welche mir eme"
so tiefen Blick in den Charakter meines Bräutigams Berchm
Stein eröffneten, hatte ich einen harten Kampf mit nur z"
bestehen. Es kostete mich eine wahnsinnige Ueberwmdung,
den Mann, den ich liebte, aus meinem Herzen zu reißen,
aber ich fühlte die ganze Härte jenes,Unrechts, das er m
Dir begangen, als wäre ich selbst die verstoßene Bsnut ge
Wesen, und so gab ich ihm mein Wort zurück. Du PM
liche Erkenntniß seines Charakters hatte mich wie ein Sch-b
getroffen, — mein Glück war vernichtet — und ein schwer
Nervenleiden warf mich auf das Krankenlager,^ von dem f,
erst über Jahr und Tag wieder erstand. Deßhalb schm
 
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