Seite, um die drei Landsknechte vorüber zu lassen, aber
diese hatten ihn bemerkt und blieben stehen.
„Grüß Gott, Nachtschwärmer!" rief der Eine mit
schwerer Zunge, „woher des Wegs bei einem Wetter, das
für den Teufel selbst zu schlecht ist?"
Bei diesen Worten legte er seine Hellebarde quer vor,
um Koning das Weiterschreiten zu wehren.
„Was soll das?" fragte dieser, die Waffe mit der Hand
zur Seite schiebend, „ist es bei euch Franzosen Sitte, fried-
lich heimkehrende Bürger ohne allen Grund auf der Straße
anzuhalten?"
„Friedliche Bürger?" höhnte ein anderer der Söldner,
indem er die Laterne hoch hielt und Jenem in's Gesicht
leuchtete, „nennt euch lieber starrköpfiges, widerspenstiges
Volk, das die neuen, rechtmäßigen Besitzer dieses Landes
lieber am Galgen baumeln, als auf Gottes Erdboden
herumwandeln sähe. Jst's nicht so, Du flandrischer Geld-
sack?"
„Laß doch sehen, was da flimmert und glitzert," mischte
sich jetzt der Dritte in's Gespräch, indem er dicht an den
Tuchmacher herautrat und den aufgeschlagcnen Mantelkragen
herabriß. „Ah — eine Halskette, doch wohl von Gold,
Freundchen, denn ein so honetter Mann, wie Ihr es seid,
trägt nichts Unechtes! Aber die Nacht ist finster und irgenv
ein armer Schlucker könnte Gefallen an dem Geschmeide
finden, darum ist's besser, Ihr gebt's uns einstweilen zum
Aufheben, Ihr habt gewiß noch mehr solchen Plunder zu
Hause!"
Er faßte die Kette, um sie über den Kopf ihres Be-
sitzers zu heben, aber Peter Koning packte mit nerviger
Faust die Arme des Räubers und schleuderte diesen mit
aller Kraft zurück, daß er an den Träger der Laterne flog
und Beide in den Schmutz der Straße stürzten: die schwachen
Füße der Halbbetrunkenen würden auch einem geringeren
Anprall nicht widerstanden haben. Das Licht verlöschte
und tiefe Nacht umgab die Gruppe.
In demselben Augenblicke aber fühlte der Angegriffene
einen stechenden Schmerz an der Wange und das hcrab-
rieselude Blut ließ keinen Zweifel darüber, daß er verwun-
det sei. Der dritte der Landsknechte hatte, als er seine
Genossen stürzen sah, blindlings mit der Hellebarde drein-
geschlagen und den Obermeister getroffen. Koning eilte
zurück, uw auf anderem Wege nach seiner Wohnung zu
gelangen, denn von einem Kampf mit den wüthenden Söld-
lingen konnte keine Rede sein, er würde den Platz zweifel-
los nicht lebend verlassen haben.
Ohne seine Angehörigen zu wecken, die beim Anblick
des blutenden Gatten und Vaters zum Tode erschrocken
sein würden, legte er sich einen Verband um die verwundete
Wange und begab sich zur Ruhe. Aber der Schlaf floh
seine Augen, der Schmerz, den der Hieb ihm verursachte,
vertrieb ihn von seinem Lager, mehr aber noch Kummer
und Sorge um das geknechtete Vaterland, das unter dem
Joch einer tyrannischen Fremdherrschaft seufzte.
(Fortsetzung solgt.i
Alls llem MelZlllker.
Von
Kran; Zwan.
«Bild S. S.)
Eine der fruchtbarsten Gegenden Norddeutschlands ist der so-
genannte „Weizacker" im Pommernlande, ein Landstrich, der zwischen
Stargard und Pyritz liegt, sich aber hauptsächlich einige Meilen
um letztere Stadt herum ausbreitet und der eigenthümlichen Tracht
wegen, die von den wohlhabenden Bauern hier noch getragen
wird, verdient, auch in weiteren Kreisen bekannt gemacht zu werden.
Erblickt man aus der Ferne die Stadt Pyritz, so glaubt man
eine mittelalterliche Stadt vor sich zu haben. Eine hohe, feste,
Thurmen versehene Mauer umgibt noch dieselbe und
manch harter Strauß ist hier von den pommer'schen Herzogen und
brandenburgischen Kursürsten ausgefochten worden.
2ue beiden -vhorthürme, das Stettiner- und das Bahnerthor,
zeichnen sich in ihrem Bau durch gute
Peihaltmsie aus. Wie oft mag der streitbare Burger in früherer
Zeit hier oben Wache gehalten und in die weite Ebene nach dem
Feinde gelugt haben.
man die Stadt an einem Jahr- oder Wochenmarkt,
so findet man die Straßen derselben mit Bauern aus der Um-
gegend belebt, deren grauen besonders durch ihre höchst originelle
Tracht auffallen. Sie tragen rothe, faltige, mit blauem Band
b-ietzie Nocke, die nur bis zum Kme reichen und das Weiße seine
Y-ind lang heraussehen lasten. Eine faltenreiche, aus geblümtem
Stoff gefertigte Lchürze, Welche bedeutend länger als der Rock ist,
latzt dasselbe sidoch vorn nicht sichtbar werden. Rothe, buntqestickte
Strümpfe und Strumpfbänder, sowie die um die Schultern in
Falten gelegten und niit Plattstichstickerei bunt verzierten Tücher
geben den Frauen ein malerisches Ansehen. Den Kopfputz bildet
eure kleine blaue oder schwarzscidene Kappe, von welcher hinten
zahlreiche Bänder in langen Enden herabsallen. Ueber diese wird
häufig ein großer, mit schwarzgepreßten Sammetjchteifcn qarnirter
strvhhut gestülpt.
Die Tracht der Männer ist einfacher. Ein langer blauer
rothgefütterter Tuchrock, eine blaue Weste mit blanken Knöpfen'
Kniehosen von Hirschleder und halbhohe Stiesel bilden den Anzug
des Bauern. Ten Kopf bedeckt ein hoher oder flacher Filzhut.
Letzterer ist mit langherabfallenden Sammetbändern versehen und
hat eine so breite Krämpe, daß sie, um nicht niederklappen zu
können, mit Schnüren am Kopstheil befestigt ist.
Um die Sitten und Gebräuche dieser Bauern kennen zu lernen
muß man die stillen Dörfer des Weizackers aufsuchen. Gar Man-
ches wird man hier erfahren — unsere Illustration zeigt charal-
Illustrirte Welt.
teristische Szenen desselben — Las höchst eigenthümlich und sehens-
werth ist.
Einen seltsamen Anblick gewährt zum Beispiel ein Kirchgang.
Beginnt das erste Geläut der Glocken, dann sieht inan in allen
Hausthllren den Hausvater mit ausgebreiteten Armen andachts
voll auf dem Hecken (eine halbe Thür) liegen. Beim zweiten
Läuten öffnet sich das Hecken und heraus tritt nach alter Sitte
der Hausvater, ihm folgt bedächtig die Hausmutter, dann die er-
wachsenen Söhne und Töchter nach dem Alter und zuletzt das
Gesinde nach seinem Rang, Alle in angemessener Entfernung, Einer
hinter dem Andern oder, wie man zu sagen pflegt, „im Gänse-
marsch". Die Sonntagslleidung der Frauen unterscheidet sich von
der alltäglichen dadurch, daß die Röcke aus ganz besonders feinem
Stoff hergestellt sind. Auch werden bei feierlichen Gelegenheiten
an Stelle der rothen Röcke und bunten Tücher schwarze, fein-
gefaltete Tuchröcke, weißgcstickte Tülltücher und weiße Tüll- oder
schwarze Atlaßschürzen getragen. Dreß ist namentlich beim Braut-
anzug der Fall. Zum Kirchenstaat gehört ferner noch ein schwarzer,
langhaariger Muff, durch den drei an beiden Seiten lang herab-
hängende Tücher gezogen werden. Er wird auffallcndcrweise auch
im Sommer getragen, sogar an den heißesten Tagen.
Bemerkenswerth sind auch die Hochzeitsgebräuche.
Am Polterabend, dem Abend vor der Hochzeit, finden sich die
geladenen Gäste im Hause der Braut ein und überreichen die Ge-
schenke. Draußen aber versammelt sich die ganze Dorfjugend und
wirft mit großem Gepolter Schüsseln, Teller, Töpfe und sonstiges
ausrangirtes Geschirr an und vor die Thür des Hochzeitshauses.
Für das Gepolter, was gern gehört und gesehen wird, — denn
im Volksmunde heißt es: „Je mehr Scherben, desto mehr Glück" —
werden die Größeren mit Schnaps und die Kleinen mit Kuchen
traktirt.
Mit Spiel und Tanz und großein Gelage wird nun die Hoch-
zeit gefeiert. Am Hochzeitsmorgcn kommen, von den Brautdienern
gelenkt, zwei Magen vor die Thür des Hochzeitshaufes gefahren,
die mit der Ausstattung der Braut beladen werden. Oben auf den
Möbeln Prangen die in weiße Leintücher gebundenen Brautbetten.
Den Wagen folgen drei Frauen, die der Braut am nächsten stehen,
und tragen die übrigen Leintücher in ihren Schürzen nach. In die-
sem Aufzug geht es durch Las Dorf nach dem Hause des Bräutigams,
wo die Brautbetten mit ihren sämmtlichen Bezügen, deren einer
über den andern gezogen ist, aufgestellt und auch alle Leintücher
aufgedeckt werden. Letztere sind oft mit Sprüchen und Blumen in
altdeutscher Stickerei verziert, worin manche Frauen eine große
Kunstfertigkeit besitzen. Am zweiten Hochzeitstage setzt sich wieder
ein Zug vom Hochzeitshause in Bewegung. Voran geht das junge
Ehepaar im Brautanzuge, ihm folgen die Frauen, jungen Burschen
und Mädchen, die alle nach dem Hause des jungen Mannes gehen,
um die ausgestellten Brautbetten zu besichtigen. Bei dieser Gelegen-
heit wird die junge Frau „gehüwt", Las ist, es wird ihr der
Kranz abgenommen unv die mit Bändern besetzte Kappe aufgesetzt.
Auch der schwarze Anzug wird nun abgelegt und mit dem gewöhn-
lichen rothen vertauscht. Hiebei ist es Litte, daß die jungen
Burschen von der abgelegten Kleidung etwas zu erhaschen suchen.
Gelingt es ihnen, so muß der junge Ehemann jedes Stück mit
einigen Flaschen Wein wieder cinlösen, die dann mit großem Jubel
unü Hochleben auf das junge Paar geleert werden.
Merilemarki in Bayern.
(Bild S. 4.)
Pferde-, Rindvieh- und Waarenmärkte nehmen, kraft der
ihnen innewohnenden vollswirthschaftlichen Bedeutung, allerorten
den Charakter von mehr oder minder besuchten Volksfesten an.
Nicht Berkaus- und Kauflustige allein sind es, die sich hier zu-
sammenfinden, um Geschäfte abzuwickeln, auch an Müßigen fehlt
es nicht, welche dem nachgehen, was ihnen Unterhaltung und Ver-
gnügen zu bieten verspricht-, dieser Zusammenlauf von Menschen
aber zieht wieder Gewerbsleute herbei, die von demselben Vorthcil
zu ziehen hoffen. Tas gilt insbesondere von solchen Märkten,
welche in der Nähe von Städten oder größeren Flecken abgehallen
werden, denn die Bevölkerung von solchen pflegt ihr entsprechendes
Kontingent auf den Platz zu stellen. Tas gilt denn auch von
dem Pferdemarkt Franz Hochmann's. Ein Blick auf unfern Holz-
schnitt verschafft uns die Ueberzeugung, daß das Bild unter dem
Einflüsse süddeutschen Volkslebens entstanden ist, wie es denn der
Künstler auch thatfächlich während des letzten Winters in München
malte. Ueberall begegnen wir süddeutschen Volkstypen, auch das
beigetriebene Rindvieh zeigt den charakteristischen Bau der schweren
Algäuer Rasse, und der einzige „Fremde" ist der polnische Jude mit
dem langen Kaftan, den, dünnen schwarzen Bart und den unter
dem anliegenden Scheitelkäppchen hervorquellenden fettglänzenden
Ringellocken. Und von der landschaftlichen Szenerie gehört wenig-
stens das schmucke, doppelthürmige Thor „mit dem gothischen
Bogen" und das Schloß auf dem Berge sammt dem mächtigen,
unvollendet gebliebenen Kirchthurm Süddeutichland an. Es find
Erinnerungen an die alte Herzogsstadt Landshut an der Isar
mit ihrem „Ländthor" und der Burg Trausnitz und an das
Münster von Ulm, das an die Stelle der St. Martinskirche mit
seinem schlanken Thurm gesetzt ist.
Unser Künstler ist am 17. Januar 1861 zu Dresden geboren,
wo er sich an der Akademie bildete. Von dort ging er nach
Weimar und ward Schüler des berühmten Thiermalers Albert
Brendel, dessen Atelier er später mit dem des Professors Fr. Preller
in Dresden vertauschte. Unter der Leitung des Professors Louis
Braun malte er an besten Panorama in Leipzig und arbeitet jetzt
an dem in Dresden. Sein „Pferdemarkt" trug ihm auf der
gegenwärtigen internationalen Kunstausstellung in London die
silberne Medaille ein. Karl Albert Regnet.
Sinnsprüche.
O, das Schweigen des Schmerzes wird in jeder fremden guten
Brust gehört. Jean Paul.
Am finstern Tag sollen wir auf Sonnenschein hoffen, und im
Sonnenschein Les finstern Tages gedenken, damit wir in frommer
Scheu Glück genießen lernen Jmmermanw
7
Seines Glückes Schmied.
Roman
voll
Ewald August König.
(Nachdruck verboten.)
Erstes Kapitel.
Die Badesaison in Homburg hatte ihren Höhepunkt er-
reicht, die Gasthöfe waren überfüllt, und fast in jeder
Stunde trafen noch neue Gäste ein.
Es war weniger eine Badesaison, als eine Spielsaison
zu nennen, denn die Brüder Blanc herrschten noch in dem
kleinen, freundlichen Städtchen, aus dessen Umgebung sie
ein Eden geschaffen hatten. Die Heilkraft der Homburger
Mineralquellen war damals noch wenig bekannt, die Herren
Blanc zogen als kluge Leute den Genesung suchenden
Kranken die reichen Engländer, Russen und Franzosen vor,
die nur dem Spielteufel huldigen wollten, und sie nahmen
das Gold auch von den Deutschen, gleichviel, ob es aus
dem wohlgesüllten Portefeuille des reichen Bankiers oder
aus der schmalen Börse des Handlungsreisenden floß.
Von den Tausenden, die heute in den herrlichen Anlagen
des segensreichen Badeortes Ruhe und Genesung suchen
oder in der erfrischenden Abendkuhle unter den majestätischen
Linden und Ulmen den Klängen der Musik lauschen, mögen
nur Wenige wissen, wie viele Seufzer, Flüche und Ver-
wünschungen hier zum Himmel emporgestiegen sind. Wie
manches Menschenleben hat hier in bitterer Reue und stum-
mer Verzweiflung geendet!
Ein Fingerdruck, ein kurzer Knall — dann war Alles
vorbei, und die reich galonirten Diener der Herren Blanc
trugen heimlich eine Leiche von dannen, denn nicht immer
gelang es ihnen, dem ruinirten, verzweifelnden Spieler ein
Geldstück in die Hand zu drücken, um ihn zur Abreise zu
bewegen.
In jener Zeit, in der in Homburg der Champagner
noch täglich in Strömen floß, kehrte in der Morgenfrühe
eines heißen Julitages ein elegant gekleideter Herr sichtbar-
ermüdet vom Brunnen zurück.
Er war noch jung, etwa drei- oder vierunddreißig Jahre
alt, eine ziemlich große, schlanke Gestalt, eine jener männ-
lich schönen Erscheinungen, die auf jedes Frauenherz sofort
einen fesselnden Eindruck machen.
Ein langer blonder Vollbart umrahmte das etwas blasse
Antlitz, eiserne Willenskraft sprach aus Len scharfgeschnit-
tenen Zügen, und in den stahlgrauen Augen lag ein trotziger
Ausdruck, der auf eine sturmvolle Vergangenheit und man-
chen harten Kampf mit dem Schicksal schließen ließ.
Er wohnte in einem Gasthofe ersten Ranges, langsam
stieg er die breite, mit Teppichen belegte Treppe hinauf,
der Zimmerkellner folgte ihm mit einem Buch unter dem
Arm und der Serviette in der Hand.
„Hat Herr Wundermann schon das Frühstück verlangt?"
fragte er in gleichgültigem Tone, während er durch dcu
Korridor seinem Zimmer zuschritt.
„Herr Wundermann?" erwiederte der Kellner, und
seine Stimme klang dabei so seltsam, daß der Gast sich be-
fremdet umschaute.
Eine geraume Weile ruhte der forschende Blick des
eleganten Herrn durchdringend auf dem eckigen, verschmitzten
Gesicht des hageren Kellners, der in unterwürfiger Haltung
vor ihm stand, dann zuckte er mit geringschätzende/Miene
die Achseln.
„Der Herr, der gestern Abend mit mir zugleich kam
und neben mir wohnt," sagte er.
„Scheint noch nicht aufgestanden zu sein," antwortete
der Kellner, auf die Stiefel zeigend, die vor der ftimmcr-
thür standen.
Der Gast nickte und trat in sein eigenes Zimmer, dessen
Thür der Kellner mit einer Verbeugung geöffnet hatte.
„Bringen Sie mir das Frühstück!" befahl er, während
er Hut und Stock ablegte und die Handschuhe auszog.
„Wie heißen Sie?"
„Rudolf, gnädiger Herr!"
„Sie bedienen in dieser Etage?"
„Zu befehlen," erwiederte der Kellner, indem er das
Buch auf den Tisch legte und das Tintenfaß daneben
stellte. „Sie werden entschuldigen, es ist gestern Abend
übersehen worden, Ihren werthen Namen in's Fremdenbuch
einzutragen, wenn Sie die Güte haben wollten —"
„Ich bin Passant," unterbrach der Graf ihn, „vielleicht
reise ich heute schon wieder ab."
„Wenn auch, gnädiger Herr, der Name muß in die
Kurliste ausgenommen werden, so lautet die Vorschrift."
„Damit die Herren Blanc scharfe Kontrole üben können,
weiter hat's wohl keinen Zweck?" spottete der Gast, indeß
er die Feder ergriff. „Ich will ihnen das Vergnügen gerne
gönnen, aber bitte, schreiben Sie, meine Hand zittert, der
Elisabethbrunncn spukt mir in den Adern."
Der Kellner nahm die Feder und blickte den Gast er-
wartungsvoll an.
„Franz Freiherr von Feldern," diktirte der Letztere.
„Woher kommen Sie, Herr Baron, wenn ich fragen
darf?"
„Aus Brasilien."
Wieder heftete der Blick des Kellners sich auf das
Antlitz des Fremden, cs war ein Blick voll Zweifel und
Mißtrauen, der Baron sah ihn nicht, er betrachtete den
diese hatten ihn bemerkt und blieben stehen.
„Grüß Gott, Nachtschwärmer!" rief der Eine mit
schwerer Zunge, „woher des Wegs bei einem Wetter, das
für den Teufel selbst zu schlecht ist?"
Bei diesen Worten legte er seine Hellebarde quer vor,
um Koning das Weiterschreiten zu wehren.
„Was soll das?" fragte dieser, die Waffe mit der Hand
zur Seite schiebend, „ist es bei euch Franzosen Sitte, fried-
lich heimkehrende Bürger ohne allen Grund auf der Straße
anzuhalten?"
„Friedliche Bürger?" höhnte ein anderer der Söldner,
indem er die Laterne hoch hielt und Jenem in's Gesicht
leuchtete, „nennt euch lieber starrköpfiges, widerspenstiges
Volk, das die neuen, rechtmäßigen Besitzer dieses Landes
lieber am Galgen baumeln, als auf Gottes Erdboden
herumwandeln sähe. Jst's nicht so, Du flandrischer Geld-
sack?"
„Laß doch sehen, was da flimmert und glitzert," mischte
sich jetzt der Dritte in's Gespräch, indem er dicht an den
Tuchmacher herautrat und den aufgeschlagcnen Mantelkragen
herabriß. „Ah — eine Halskette, doch wohl von Gold,
Freundchen, denn ein so honetter Mann, wie Ihr es seid,
trägt nichts Unechtes! Aber die Nacht ist finster und irgenv
ein armer Schlucker könnte Gefallen an dem Geschmeide
finden, darum ist's besser, Ihr gebt's uns einstweilen zum
Aufheben, Ihr habt gewiß noch mehr solchen Plunder zu
Hause!"
Er faßte die Kette, um sie über den Kopf ihres Be-
sitzers zu heben, aber Peter Koning packte mit nerviger
Faust die Arme des Räubers und schleuderte diesen mit
aller Kraft zurück, daß er an den Träger der Laterne flog
und Beide in den Schmutz der Straße stürzten: die schwachen
Füße der Halbbetrunkenen würden auch einem geringeren
Anprall nicht widerstanden haben. Das Licht verlöschte
und tiefe Nacht umgab die Gruppe.
In demselben Augenblicke aber fühlte der Angegriffene
einen stechenden Schmerz an der Wange und das hcrab-
rieselude Blut ließ keinen Zweifel darüber, daß er verwun-
det sei. Der dritte der Landsknechte hatte, als er seine
Genossen stürzen sah, blindlings mit der Hellebarde drein-
geschlagen und den Obermeister getroffen. Koning eilte
zurück, uw auf anderem Wege nach seiner Wohnung zu
gelangen, denn von einem Kampf mit den wüthenden Söld-
lingen konnte keine Rede sein, er würde den Platz zweifel-
los nicht lebend verlassen haben.
Ohne seine Angehörigen zu wecken, die beim Anblick
des blutenden Gatten und Vaters zum Tode erschrocken
sein würden, legte er sich einen Verband um die verwundete
Wange und begab sich zur Ruhe. Aber der Schlaf floh
seine Augen, der Schmerz, den der Hieb ihm verursachte,
vertrieb ihn von seinem Lager, mehr aber noch Kummer
und Sorge um das geknechtete Vaterland, das unter dem
Joch einer tyrannischen Fremdherrschaft seufzte.
(Fortsetzung solgt.i
Alls llem MelZlllker.
Von
Kran; Zwan.
«Bild S. S.)
Eine der fruchtbarsten Gegenden Norddeutschlands ist der so-
genannte „Weizacker" im Pommernlande, ein Landstrich, der zwischen
Stargard und Pyritz liegt, sich aber hauptsächlich einige Meilen
um letztere Stadt herum ausbreitet und der eigenthümlichen Tracht
wegen, die von den wohlhabenden Bauern hier noch getragen
wird, verdient, auch in weiteren Kreisen bekannt gemacht zu werden.
Erblickt man aus der Ferne die Stadt Pyritz, so glaubt man
eine mittelalterliche Stadt vor sich zu haben. Eine hohe, feste,
Thurmen versehene Mauer umgibt noch dieselbe und
manch harter Strauß ist hier von den pommer'schen Herzogen und
brandenburgischen Kursürsten ausgefochten worden.
2ue beiden -vhorthürme, das Stettiner- und das Bahnerthor,
zeichnen sich in ihrem Bau durch gute
Peihaltmsie aus. Wie oft mag der streitbare Burger in früherer
Zeit hier oben Wache gehalten und in die weite Ebene nach dem
Feinde gelugt haben.
man die Stadt an einem Jahr- oder Wochenmarkt,
so findet man die Straßen derselben mit Bauern aus der Um-
gegend belebt, deren grauen besonders durch ihre höchst originelle
Tracht auffallen. Sie tragen rothe, faltige, mit blauem Band
b-ietzie Nocke, die nur bis zum Kme reichen und das Weiße seine
Y-ind lang heraussehen lasten. Eine faltenreiche, aus geblümtem
Stoff gefertigte Lchürze, Welche bedeutend länger als der Rock ist,
latzt dasselbe sidoch vorn nicht sichtbar werden. Rothe, buntqestickte
Strümpfe und Strumpfbänder, sowie die um die Schultern in
Falten gelegten und niit Plattstichstickerei bunt verzierten Tücher
geben den Frauen ein malerisches Ansehen. Den Kopfputz bildet
eure kleine blaue oder schwarzscidene Kappe, von welcher hinten
zahlreiche Bänder in langen Enden herabsallen. Ueber diese wird
häufig ein großer, mit schwarzgepreßten Sammetjchteifcn qarnirter
strvhhut gestülpt.
Die Tracht der Männer ist einfacher. Ein langer blauer
rothgefütterter Tuchrock, eine blaue Weste mit blanken Knöpfen'
Kniehosen von Hirschleder und halbhohe Stiesel bilden den Anzug
des Bauern. Ten Kopf bedeckt ein hoher oder flacher Filzhut.
Letzterer ist mit langherabfallenden Sammetbändern versehen und
hat eine so breite Krämpe, daß sie, um nicht niederklappen zu
können, mit Schnüren am Kopstheil befestigt ist.
Um die Sitten und Gebräuche dieser Bauern kennen zu lernen
muß man die stillen Dörfer des Weizackers aufsuchen. Gar Man-
ches wird man hier erfahren — unsere Illustration zeigt charal-
Illustrirte Welt.
teristische Szenen desselben — Las höchst eigenthümlich und sehens-
werth ist.
Einen seltsamen Anblick gewährt zum Beispiel ein Kirchgang.
Beginnt das erste Geläut der Glocken, dann sieht inan in allen
Hausthllren den Hausvater mit ausgebreiteten Armen andachts
voll auf dem Hecken (eine halbe Thür) liegen. Beim zweiten
Läuten öffnet sich das Hecken und heraus tritt nach alter Sitte
der Hausvater, ihm folgt bedächtig die Hausmutter, dann die er-
wachsenen Söhne und Töchter nach dem Alter und zuletzt das
Gesinde nach seinem Rang, Alle in angemessener Entfernung, Einer
hinter dem Andern oder, wie man zu sagen pflegt, „im Gänse-
marsch". Die Sonntagslleidung der Frauen unterscheidet sich von
der alltäglichen dadurch, daß die Röcke aus ganz besonders feinem
Stoff hergestellt sind. Auch werden bei feierlichen Gelegenheiten
an Stelle der rothen Röcke und bunten Tücher schwarze, fein-
gefaltete Tuchröcke, weißgcstickte Tülltücher und weiße Tüll- oder
schwarze Atlaßschürzen getragen. Dreß ist namentlich beim Braut-
anzug der Fall. Zum Kirchenstaat gehört ferner noch ein schwarzer,
langhaariger Muff, durch den drei an beiden Seiten lang herab-
hängende Tücher gezogen werden. Er wird auffallcndcrweise auch
im Sommer getragen, sogar an den heißesten Tagen.
Bemerkenswerth sind auch die Hochzeitsgebräuche.
Am Polterabend, dem Abend vor der Hochzeit, finden sich die
geladenen Gäste im Hause der Braut ein und überreichen die Ge-
schenke. Draußen aber versammelt sich die ganze Dorfjugend und
wirft mit großem Gepolter Schüsseln, Teller, Töpfe und sonstiges
ausrangirtes Geschirr an und vor die Thür des Hochzeitshauses.
Für das Gepolter, was gern gehört und gesehen wird, — denn
im Volksmunde heißt es: „Je mehr Scherben, desto mehr Glück" —
werden die Größeren mit Schnaps und die Kleinen mit Kuchen
traktirt.
Mit Spiel und Tanz und großein Gelage wird nun die Hoch-
zeit gefeiert. Am Hochzeitsmorgcn kommen, von den Brautdienern
gelenkt, zwei Magen vor die Thür des Hochzeitshaufes gefahren,
die mit der Ausstattung der Braut beladen werden. Oben auf den
Möbeln Prangen die in weiße Leintücher gebundenen Brautbetten.
Den Wagen folgen drei Frauen, die der Braut am nächsten stehen,
und tragen die übrigen Leintücher in ihren Schürzen nach. In die-
sem Aufzug geht es durch Las Dorf nach dem Hause des Bräutigams,
wo die Brautbetten mit ihren sämmtlichen Bezügen, deren einer
über den andern gezogen ist, aufgestellt und auch alle Leintücher
aufgedeckt werden. Letztere sind oft mit Sprüchen und Blumen in
altdeutscher Stickerei verziert, worin manche Frauen eine große
Kunstfertigkeit besitzen. Am zweiten Hochzeitstage setzt sich wieder
ein Zug vom Hochzeitshause in Bewegung. Voran geht das junge
Ehepaar im Brautanzuge, ihm folgen die Frauen, jungen Burschen
und Mädchen, die alle nach dem Hause des jungen Mannes gehen,
um die ausgestellten Brautbetten zu besichtigen. Bei dieser Gelegen-
heit wird die junge Frau „gehüwt", Las ist, es wird ihr der
Kranz abgenommen unv die mit Bändern besetzte Kappe aufgesetzt.
Auch der schwarze Anzug wird nun abgelegt und mit dem gewöhn-
lichen rothen vertauscht. Hiebei ist es Litte, daß die jungen
Burschen von der abgelegten Kleidung etwas zu erhaschen suchen.
Gelingt es ihnen, so muß der junge Ehemann jedes Stück mit
einigen Flaschen Wein wieder cinlösen, die dann mit großem Jubel
unü Hochleben auf das junge Paar geleert werden.
Merilemarki in Bayern.
(Bild S. 4.)
Pferde-, Rindvieh- und Waarenmärkte nehmen, kraft der
ihnen innewohnenden vollswirthschaftlichen Bedeutung, allerorten
den Charakter von mehr oder minder besuchten Volksfesten an.
Nicht Berkaus- und Kauflustige allein sind es, die sich hier zu-
sammenfinden, um Geschäfte abzuwickeln, auch an Müßigen fehlt
es nicht, welche dem nachgehen, was ihnen Unterhaltung und Ver-
gnügen zu bieten verspricht-, dieser Zusammenlauf von Menschen
aber zieht wieder Gewerbsleute herbei, die von demselben Vorthcil
zu ziehen hoffen. Tas gilt insbesondere von solchen Märkten,
welche in der Nähe von Städten oder größeren Flecken abgehallen
werden, denn die Bevölkerung von solchen pflegt ihr entsprechendes
Kontingent auf den Platz zu stellen. Tas gilt denn auch von
dem Pferdemarkt Franz Hochmann's. Ein Blick auf unfern Holz-
schnitt verschafft uns die Ueberzeugung, daß das Bild unter dem
Einflüsse süddeutschen Volkslebens entstanden ist, wie es denn der
Künstler auch thatfächlich während des letzten Winters in München
malte. Ueberall begegnen wir süddeutschen Volkstypen, auch das
beigetriebene Rindvieh zeigt den charakteristischen Bau der schweren
Algäuer Rasse, und der einzige „Fremde" ist der polnische Jude mit
dem langen Kaftan, den, dünnen schwarzen Bart und den unter
dem anliegenden Scheitelkäppchen hervorquellenden fettglänzenden
Ringellocken. Und von der landschaftlichen Szenerie gehört wenig-
stens das schmucke, doppelthürmige Thor „mit dem gothischen
Bogen" und das Schloß auf dem Berge sammt dem mächtigen,
unvollendet gebliebenen Kirchthurm Süddeutichland an. Es find
Erinnerungen an die alte Herzogsstadt Landshut an der Isar
mit ihrem „Ländthor" und der Burg Trausnitz und an das
Münster von Ulm, das an die Stelle der St. Martinskirche mit
seinem schlanken Thurm gesetzt ist.
Unser Künstler ist am 17. Januar 1861 zu Dresden geboren,
wo er sich an der Akademie bildete. Von dort ging er nach
Weimar und ward Schüler des berühmten Thiermalers Albert
Brendel, dessen Atelier er später mit dem des Professors Fr. Preller
in Dresden vertauschte. Unter der Leitung des Professors Louis
Braun malte er an besten Panorama in Leipzig und arbeitet jetzt
an dem in Dresden. Sein „Pferdemarkt" trug ihm auf der
gegenwärtigen internationalen Kunstausstellung in London die
silberne Medaille ein. Karl Albert Regnet.
Sinnsprüche.
O, das Schweigen des Schmerzes wird in jeder fremden guten
Brust gehört. Jean Paul.
Am finstern Tag sollen wir auf Sonnenschein hoffen, und im
Sonnenschein Les finstern Tages gedenken, damit wir in frommer
Scheu Glück genießen lernen Jmmermanw
7
Seines Glückes Schmied.
Roman
voll
Ewald August König.
(Nachdruck verboten.)
Erstes Kapitel.
Die Badesaison in Homburg hatte ihren Höhepunkt er-
reicht, die Gasthöfe waren überfüllt, und fast in jeder
Stunde trafen noch neue Gäste ein.
Es war weniger eine Badesaison, als eine Spielsaison
zu nennen, denn die Brüder Blanc herrschten noch in dem
kleinen, freundlichen Städtchen, aus dessen Umgebung sie
ein Eden geschaffen hatten. Die Heilkraft der Homburger
Mineralquellen war damals noch wenig bekannt, die Herren
Blanc zogen als kluge Leute den Genesung suchenden
Kranken die reichen Engländer, Russen und Franzosen vor,
die nur dem Spielteufel huldigen wollten, und sie nahmen
das Gold auch von den Deutschen, gleichviel, ob es aus
dem wohlgesüllten Portefeuille des reichen Bankiers oder
aus der schmalen Börse des Handlungsreisenden floß.
Von den Tausenden, die heute in den herrlichen Anlagen
des segensreichen Badeortes Ruhe und Genesung suchen
oder in der erfrischenden Abendkuhle unter den majestätischen
Linden und Ulmen den Klängen der Musik lauschen, mögen
nur Wenige wissen, wie viele Seufzer, Flüche und Ver-
wünschungen hier zum Himmel emporgestiegen sind. Wie
manches Menschenleben hat hier in bitterer Reue und stum-
mer Verzweiflung geendet!
Ein Fingerdruck, ein kurzer Knall — dann war Alles
vorbei, und die reich galonirten Diener der Herren Blanc
trugen heimlich eine Leiche von dannen, denn nicht immer
gelang es ihnen, dem ruinirten, verzweifelnden Spieler ein
Geldstück in die Hand zu drücken, um ihn zur Abreise zu
bewegen.
In jener Zeit, in der in Homburg der Champagner
noch täglich in Strömen floß, kehrte in der Morgenfrühe
eines heißen Julitages ein elegant gekleideter Herr sichtbar-
ermüdet vom Brunnen zurück.
Er war noch jung, etwa drei- oder vierunddreißig Jahre
alt, eine ziemlich große, schlanke Gestalt, eine jener männ-
lich schönen Erscheinungen, die auf jedes Frauenherz sofort
einen fesselnden Eindruck machen.
Ein langer blonder Vollbart umrahmte das etwas blasse
Antlitz, eiserne Willenskraft sprach aus Len scharfgeschnit-
tenen Zügen, und in den stahlgrauen Augen lag ein trotziger
Ausdruck, der auf eine sturmvolle Vergangenheit und man-
chen harten Kampf mit dem Schicksal schließen ließ.
Er wohnte in einem Gasthofe ersten Ranges, langsam
stieg er die breite, mit Teppichen belegte Treppe hinauf,
der Zimmerkellner folgte ihm mit einem Buch unter dem
Arm und der Serviette in der Hand.
„Hat Herr Wundermann schon das Frühstück verlangt?"
fragte er in gleichgültigem Tone, während er durch dcu
Korridor seinem Zimmer zuschritt.
„Herr Wundermann?" erwiederte der Kellner, und
seine Stimme klang dabei so seltsam, daß der Gast sich be-
fremdet umschaute.
Eine geraume Weile ruhte der forschende Blick des
eleganten Herrn durchdringend auf dem eckigen, verschmitzten
Gesicht des hageren Kellners, der in unterwürfiger Haltung
vor ihm stand, dann zuckte er mit geringschätzende/Miene
die Achseln.
„Der Herr, der gestern Abend mit mir zugleich kam
und neben mir wohnt," sagte er.
„Scheint noch nicht aufgestanden zu sein," antwortete
der Kellner, auf die Stiefel zeigend, die vor der ftimmcr-
thür standen.
Der Gast nickte und trat in sein eigenes Zimmer, dessen
Thür der Kellner mit einer Verbeugung geöffnet hatte.
„Bringen Sie mir das Frühstück!" befahl er, während
er Hut und Stock ablegte und die Handschuhe auszog.
„Wie heißen Sie?"
„Rudolf, gnädiger Herr!"
„Sie bedienen in dieser Etage?"
„Zu befehlen," erwiederte der Kellner, indem er das
Buch auf den Tisch legte und das Tintenfaß daneben
stellte. „Sie werden entschuldigen, es ist gestern Abend
übersehen worden, Ihren werthen Namen in's Fremdenbuch
einzutragen, wenn Sie die Güte haben wollten —"
„Ich bin Passant," unterbrach der Graf ihn, „vielleicht
reise ich heute schon wieder ab."
„Wenn auch, gnädiger Herr, der Name muß in die
Kurliste ausgenommen werden, so lautet die Vorschrift."
„Damit die Herren Blanc scharfe Kontrole üben können,
weiter hat's wohl keinen Zweck?" spottete der Gast, indeß
er die Feder ergriff. „Ich will ihnen das Vergnügen gerne
gönnen, aber bitte, schreiben Sie, meine Hand zittert, der
Elisabethbrunncn spukt mir in den Adern."
Der Kellner nahm die Feder und blickte den Gast er-
wartungsvoll an.
„Franz Freiherr von Feldern," diktirte der Letztere.
„Woher kommen Sie, Herr Baron, wenn ich fragen
darf?"
„Aus Brasilien."
Wieder heftete der Blick des Kellners sich auf das
Antlitz des Fremden, cs war ein Blick voll Zweifel und
Mißtrauen, der Baron sah ihn nicht, er betrachtete den