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Jeden Sonntag erscheint

eine Wummer.

WeruMreiMr MrWg.

M- 20. MM, MM M Wen.

Kreis einer Wurnrner

15 Wfennig.

Das Haus mit den Ml Eingängen.
Roman
von
K. Mosenthar - HZonin.
«Fortsetzung.!
Die Ereignisse der letzten Tage
hatten einen so schnellen Verlauf,
daß sie wohl geeignet waren, näher
Beteiligte außer Fassung zu brin-
gen. Kaum hatte nämlich Herr
Hase das Gespräch mit Rosa be-
endet und deren düstere Ahnungen
zu zerstreuen versucht, da brachte
der Bureaudiener des Vorderhauses
ihm das Kästchen und die Zeilen
Helmers. Sic lauteten:
„Lieber alter Freund!
„Ein Unglück bricht über mich
herein; ich komme in Untersuchungs-
haft wegen Verdacht der Urheber-
schaft an dem Schurkenstreich gegen
Roda. Ich weiß, es bedarf nur
dieser Worte, um Sie all die
Meinungsverschiedenheiten verges-
sen zu machen, die zwischen uns
geherrscht haben, und Sie zu ver-
anlassen, auf meine Bitte Ihren
alten Posten bei mir wieder ciu-
zunehmen und mich zu vertreten,
so lange die Untersuchung dauert.
Ihr Helmer Wallroden."
Des getreuen Kalkulators
Hände zitterten so, daß der Brief
vor seinen Augen hin und her
schwankte; er mußte ihn noch ein-
mal lesen, bis er das Ungeheure
ganz begriff.
„Nur die schändlichste Ver-
leumdung kann das ins Werk ge-
setzt haben!" rief er aus. „Das
ist eine teuflische Machination, zu
der irgend eine Unvorsichtigkeit
Helmers den Anhalt geboten; denn
gewichtige Gründe müssen vorhan-
den sein, sonst verfügt man nicht
die Untersuchungshaft über einen
solchen Mann. Die unheimliche
Halsstarrigkeit des Mannes!" rief
schmerzlich Herr Hase, „dieser
absolute, harte Standpunkt des
Rechts, von dem er nicht weichen
wollte, das bringt ihn noch um
Ehre und Achtung; summum sus,
kummu insuria, die äußerste Spitze
des Rechtes ist zugleich das größte
Unrecht; der alte Spruch ist wahr
und sollte über jedem Gerichtshof
mit goldenen Lettern zur War-
nung stehen, an jeder Rechtskanzlci
angeschlagen sein. Hier rächt sich
bas trotzige Festhalten an dem
Buchstaben des Rechtes gegen jede
Humanität, gegen jede Billigkeit,
liegen die Sprache deS eigenen
Herzens und Gewissens furchtbar.

Die Strafe ist zu hart, das hat der tüchtige und im
Grunde seines Herzens brave Mann nicht verdient. Er
ist so unschuldig au der tückischen That, wie ich das bin;
Roda hat meine Hilfe nicht mehr nötig, ich habe meiner
Pflicht genügt und seine Angelegenheit befindet sich in
guten Händen; mein Platz ist znr Seite jenes, den das
Schicksal so schwer belastet, dort werde ich wirken und
schaffen in seinem Interesse, wie ich es bisher gcthan, und

wenn der Himmel mir beistcht, hoffe ich, Licht in diese
dunkle Angelegenheit zu bringeu, das meinem Herrn aus
dem Gefängnis leuchtet." So überlegte Herr Hase und
begab sich ohne Säumen in die Kanzlei zum Vorderhause
und saß schon wieder aus seinem alten Platz, bevor noch
der erschreckte Diener und die verwirrten Schreiber sich klar
geworden waren, was eigentlich geschehen sei.
Es ist erstaunlich, wie wunderbar schnell in großen
Städten Gerüchte sich verbreiten.
Kaum eine Stunde nach der Ver-
haftung des Advokaten wußte
dies Hamburg von einer äußersten
Spitze zur andern; verhältnis-
mäßig spät erst gelangte die Kunde
davon in das Hinterhaus. Eine
Gemüsehändlerin sprach darüber zu
Rosa, und diese fiel fast in Ohn-
macht bei der Nachricht. Leichen-
blaß stürzte sie aus der Küche zu
Herrn Hases Zimmer. Das war
leer; sie sank dort, keines Ge-
dankens mächtig, auf einen Stuhl,
ihr war zum Sterben zu Mut, sie
mußte sich an dem Sessel halten,
um nicht hcrunterzusinken; dann
stürzten ihr die Thränen aus den
Augen und sie weinte so laut und
herzbrechend, daß Frau Wernike
ganz entsetzt in das Zimmer ihres
Mietsherrn sprang, um zu sehen,
was da eigentlich vorginge; sic
fand ihre Tochter dort allein in
ihrem gräßlichen Jammer.
„Was ist denn passirt? was
ist geschehen? wo ist Herr Hase?"
rief Frau Wernike erschreckt aus
und sah sich im Zimmer um, denn
sie glaubte, ihr alter, treuer Mieter
müßte in einer Ecke tot liegen.
„Helmer ist gefangen genom-
men!" stieß Rosa hervor und schrie
vor Schmerz und Verzweiflung.
„Das ist schlimm!" warf dar-
auf die Mutter ein, „aber deshalb
brauchst Du doch nicht so zu heulen,
daß die Nachbarschaft unter den
Fenstern zusammenläuft. Der An-
walt ist ja nicht Dein Vater, Dein
Bruder!"
„Er ist mir mehr, Mutter,
tausendmal mehr!" weinte Rosa
weiter; „mein ganzes Leben ist mir
zerstört, vernichtet. O, wäre ich
tot, es wäre besser, es wäre besser!"
jammerte Rosa.
„Was hast Du Dir denn da
für überspannte Ideen in den Kopf
gesetzt?" entgegnete erstaunt und
verwundert Frau Wernike. „Was
geht Dich denn der Bräutigam
einer andern an. Deshalb so un-
sinnig sich zu gebärden, Du bist
nicht gescheit, Mädchen!"
„Er ist ja nicht mehr der
Bräutigam Ernestinens!" stieß
Rosa hervor. „Alles aus! Ich
liebe ihn, Mutter, schon seit Jah-
ren und will ihn heiraten!"
„Du?" rief Frau Wernike mit



Dor öden, eingefallenen Thore»,
Äa siaut sich Schnee »nd Eis zu Hanf-
Was hier verwelkt isi und verloren,
2as weckt kein Frühling wieder ans
Fr. Fav. Seidl.

Sein schützend Tüdach isi im Freien
Jetzt für die zarten Döglcin mehr,
Äa kommen sie vertrauend zu zweien
Nun zu der Menschen Bohnsialt her.
Ins Schlosi und zu dem Karlen eilte
Sie voller hoffnungsfrohem Sinn,
Äoch alle, die hier einmal weilten,
Sind schon seil langer Zeit dahin.

- MO-// '
- 'M MM--/- - ' --.
'E-ME'-MM
' .. / - -

Dezember. Zeichnung von H. Giacomelli.

Jllustr Welt. XXXIV. Iü.
 
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