Ieöen Sonntag erscheint
eine Wummer.
MuMeMer Ichrgang.
A- 44. ZtuttWü, MM M Wen.
Wreis einer Wummer
15 Wfennig.
Die Mine von St. Gurlott.
Roman nach dem Englischen
von
W. Wanna.
Einunddreißigstes Kapitel.
Um sieben Uhr abends kamen die beiden in London an,
Johnson mit sich selbst nicht wenig zufrieden, daß er seinen
Auftrag so prompt und mit Vermeidung jeder Auffälligkeit
durchgeführt; daß die scharfen Augen John Rudds ihn doch
entdeckt hatten, vermutete er keineswegs. Am Ausgang des
Bahnhofs nahm er einen Mietwagen, den sie bestiegen und
nach der dem Kutscher angegebenen Adresse fuhren. Im
Wagen wandte sich Johnson zu Annie.
„Meine Liebe," sagte er, „es wird das Nichtigste sein,
wenn ich Sie jetzt genau mit der Sachlage bekannt mache.
Der junge Herr kann nämlich unmöglich vor einer Woche
nachkommen, bis dahin hat er mich beauftragt, um Sie zu
bleiben und für Ihre Bedürfnisse Sorge zu tragen. Ich
habe bereits einige Zimmer gemietet und zwar für Mr. und
Miß Johnson. Sie gelten also dort für meine Schwester.
Sie verstehen mich doch?"
Annie nickte. Sie verstand es wohl, obgleich ihr die
Sache in immer eigentümlicherem Lichte erschien, es war
alles so seltsam, so rätselhaft, so ganz anders, als ihre Un-
erfahrenheit es sich ausgedacht. Noch mehr in Unruhe
wurde sie versetzt durch die auffallende Art und Weise, wie
sich Johnson gegen sie betrug. Er hatte, wie er gesagt, in
einem Hotel drei Zimmer bestellt, deren mittleres, einen
kleinen Salon, sie tagüber gemeinschaftlich benützten; dem
Anscheine nach war sie frei, zu kommen und zu gehen wie
sie wollte, sie merkte jedoch bald, daß Johnson jeden ihrer
Schritte überwachte, und als sie wiederholt den Versuch
machte, nach Hause zu schreiben, erklärte er ihr ruhig, aber
bestimmt, daß sie dies vorderhand zu unterlassen hätte.
„Ich bitte Sie," sagte er, „glauben Sie nicht, daß mir
mein Amt Vergnügen macht oder überhaupt nach meinem
Geschmack ist. Ich habe im Leben schon manches mitgemacht,
aber mit einem Mädchen davonzulaufen und sie wie einen
gefangenen Vogel in einem Käfig festzuhalten, ist dennoch
incine Sache nicht. Ich gab George Redruth mein Wort,
über Sie zu wachen bis er selbst kommt, und wie Sie
sehen, thue ich mein Bestes, es auch zu halten, ich darf Sie
jedoch versichern, daß ich herzlich froh bin, wenn die sechs
Tage herum sind."
Genau nach Verfluß dieses Termins erhielt Johnson
ein Telegramm, welches ihm anzeigte, daß George Redruth
am Nachmittag des gleichen Tages in London eintreffen
werde. Zitternd vor freudiger Erregung, folgte Annie ihrem
weiblichen Instinkt und beeilte sich, sich so hübsch als mög-
lich zu machen. Sie zog das gute graue Kleid an, das sie
von Haus mitgenommen, und steckte einige Blumen an ihre
Brust, so daß, als wenige Stunden später George Redruth
ankam, er sie wieder und wieder umarmte, sie versichernd,
daß sie ihm noch nie so reizend vorgekommen.
„Und nun wirst Du mich nie mehr verlassen," sagte
Annie, als sie schluchzend an seinem Halje hing. „Du
wirst immer bei mir bleiben?"
„Immer, mein süßer Liebling."
„Und wir werden nun auch getraut werden, ohne Auf-
schub, nicht wahr?"
„Heute noch. Obschon ich nicht bei Dir sein konnte,
hab' ich Dich doch nicht vergessen, Schatz. Ich habe alles
Nötige besorgt, habe auch ein Häuschen für uns gemietet.
Gleich nach dem Sechsuhrdiner werden wir zur Trauung
gehen. Es wird eine stille Hochzcitsfeier sein und für Dich,
Jlllistr Welt. XXXIV. 22.
Aus Kanada Der See Memphremagog vom Eulenkopf gesehen. (S. 519.)
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