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Illustrirte Mell.

Herz schwer! Ach, Herr — verstehen, begreifen Sie mich
denn nicht? Ich beneide Sie."
Als Herr Rayburn mit seinem kleinen Mädchen draußen
aus der Straße stand, war er noch immer sehr nachdenklich;
Lucie hatte ihre Thränen getrocknet und war ebenfalls
schweigsam, doch die Ruhe, Ueberwindungsfähigkeit und
Selbstbeherrschung eines Kindes haben ziemlich eng ge-
zogene Grenzen, und so währte es denn nicht lange, bis
auch auf Lucies Lippen sich die Frage drängte:
„Denkst Du an die Dame, Papa, bei welcher wir eben
gewesen sind?"
Seine Antwort bestand in einer Neigung des Kopfes;
denn sein Töchterlein hatte ihn im kritischsten Momente
seines Jdeenganges unterbrochen, in welchem er eben im
Begriffe gewesen war, einen definitiven Entschluß zu fassen;
doch ehe sie ihr Heim erreichten, war Herr Rayburn bereits
über das, was er zu thun hatte, völlig mit sich im klaren.
Frau Zants Schwager ahnte offenbar nicht, daß ein ener-
gisches Eingreifen seinerseits notwendig oder wünschenswert
sein könne, sonst hätte er jedenfalls seine Besuche häufiger
wiederholt. Wenn nun Frau Zant irgend etwas Böses
widerfuhr, so konnte man gewissermaßen Herrn Rayburn
einen Borwurf machen. Zu dieser Ueberzeugung kommend,
beschloß er, sich selbst zum zweitenmale der Gefahr auszu-
setzen, von irgend einem Fremden unfreundlich empfangen
zu werden.
Lucie der Obhut ihrer Erzieherin anvertrauend, begab
er sich somit alsbald nach der Adresse, welche auf der Karte
angegeben gewesen war, und ließ sich anmelden. Er bekam
alsbald die Gegenbotschaft, daß Herr Zant zu Hause sei
und sich glücklich schätzen werde, den Fremden zu empfangen.
(Fortsetzung solgt.)

Kr tlm MMlmter.
(Bild S. SS7.)
Das Namensfest Pater Marcellus', des greisen Beichtvaters
des in stiller Waldeinsamkeit liegenden Nonnenklosters „zur ewigen
Anbetung" ist morgen, und da sehen wir denn am Vorabend des
großen Tages drei der frommen Schwestern beschäftigt, die Gabe
des Klosters zu ihrer Absendung fertig zu stellen.
Kaum können wir, bei allem Respekt für den würdigen, ver-
dienten Gottesmann, ein kleines Lächeln unterdrücken, wenn wir
sehen, wie massenhaft hier für Pater Marcellus' Leibeswohlfahrt
gesorgt wird. Da sind vier große Flaschen voll feinsten, selbst
angesetzten Liqueurs, gut gegen Frost und Magenbeschwerden; eine
Riesenschachtel, einen srischgeschlachteren Truthahn bergend — gewiß
das Hauptstück des morgigen Festmahles — des weiteren drei
Exemplare der weit berühmten Hennen des Klosters und wahrlich
nicht die letzten ihres Geschlechtes. Ja, wenn Pater Marcellus
zugemutet würde, mit all den Gottesgaben allein fertig zu werden,
er würde selber in seiner still-freundlichen Weise darüber lächeln;
wie immer aber wird er auch morgen mit seinen vielen Freunden
teilen und diese Freunde — es sind seine Klosterbrüder, seine Armen
und seine Kranken.
Scherzend überzeugt sich Schwester Ursula, ob auch für das
„Unterwegsnichtdavonlaufen" ler fetten Eierleger genügend gesorgt
ist, während Schwester Emerentia die letzte Flasche sorgsam in
sichere Hülle birgt und Schwester Maria, in Gedanken versunken,
die abrollende Schnur langsam durch die schmalen Finger gleiten
läßt.
Wenn Pater Marcellus morgen früh hinaustreten wird aus
seiner Zelle und sie geschmückt findet mit grünem Tannenreis,
wenn der Prior mit den Brüdern ihm mit warmem Festtagsgruß
begegnen und alle die Liebesgaben ihm überreichen werden, dann
mag der alte Beichtvater wohl feuchtschimmernden Auges das greise
Haupt gen Himmel wenden in dem Gedanken: „Dank dir, treuer
Herr, der du mich siebenzig Jahre gnädiglich geführet, laß mich
auch ferner sorgen und nimmer müde werden in deinem Dienste!"
W.

Die Flößerei auf ller Isar.
(Bild S. S5S.)
Wohl erst mit der Entstehung der Städte München und Lands-
hut gewann die Flößerei auf der Isar eine Bedeutung. Tie be-
kannte Westermeiersche Chronik berichtet darüber: Außer der Zu-
fuhr von Material für diese neuangelegten Städte war es aber
auch der Weintransport, der im zwölften Jahrhundert auf der
Isar betrieben wurde. Zur Zeit Ludwig des Bayern bezogen
die Klöster in der Umgegend von Tölz ihren Wein vermittels
Flußfahrt aus Tirol: in Tölz wurde er dann ausgeladen und
weiter verführt. Tiefer Ort ist der Hauptplatz für die Flößerei
auf den, Flusse geblieben. Terrassenförmig von den Ufern des
schönen Jfarstromes aufsteigend, inmitten der bayrischen Vor-
alpen, deren südlichen Abschluß die Tirolerberge bilden, bietet
uns der liebliche, gewerbsame Markt mit seinen im Gebirgsstil
erbauten, mitunter bunt bemalten Häusern ein Bild, das den Be-
schauer unwillkürlich fesselt. Hier nun, lieber Leser, kannst du
sie lebhaft sehen, die stämmigen Gestalten, die ich dir jetzt im
Geiste vorführen will, behende mit dem unzertrennlichen Beile den
Floß aus mächtigen Stämmen auf dem reißenden Wafser zu-
sammcnfügend, dem sie sich dann anvertrauen und der sie bis
München, ja häufig bis nach Wien trägt.
Es ist ein eigen Ding um den Eindruck, den ein solch Fahr-
zeug mit seinen kräftigen Lenkern in den ledernen Kniehosen, den
Spitzhut keck auf das Ohr gedrückt, auf jeden macht, der es so
lautlos auf den grünen Wellen einberjchwimmen sieht; man kann
sich nicht satt daran sehen, und Sehnsucht ergreift uns nach Len
imnier schönen Bergen. Lenen jene Baumriesen entrissen worden
sind. Doch ist ost viel Gefahr dabei, ein solch Ungetüm aus

Stämmen zu regieren, und es waren deshalb schon in den Jahren
1369—1371 Gesetze vorhanden, die vorschrieben, daß kein Flößer
im ersten Jahre seiner Fahrt Personen auf dem Floße mitnehmen
dürfe und daß nach Ablauf des Lehrjahres die Innung entscheiden
müsse, ob er ein tüchtiger „Ferge" sei. Sicheres Auge, Geistes-
gegenwart und genaue Kenntnis des Fahrwassers müssen die
steten Begleiter des Flößers sein, denn nur zu leicht ist es mög-
lich, daß die geringste unrichtige Steuerung großen Zeitverlust, ja
das ganze Verderben des Floßes zur Folge haben kann. Die
Isar ist ein gar böses Wasser und erfordert die größte Aufmerk-
samkeit, da sie, voller Kiesbänke und reißend wie jeder Gebirgs-
strom, oft in einem Tage ihr Rinnsal ändert.
Schon von Mittenwald, dem Ausgangspunkte der Flöße,
schwimmen diese Baumriesen, die leider jetzt immer seltener werden,
einher; in Tölz wird Station gemacht und in den meisten Fällen
werden dann die Flöße noch mit Brennholz, Kohlen, Brettern
und Kalk verladen. Doch führten noch zu Anfang unseres Jahr-
hunderts die Flößer Seide, Früchte, Wein und dergleichen aus
Südtirol zu uns heraus. Tie Fahrt von Tölz nach München
nimmt gewöhnlich 6—7 Stunden in Anspruch.
Bis nach Wien werden nur die größeren Bauhölzer geflößt
und zu diesem Zwecke die Flöße „gestrickt", das heißt ihrer mehrere
zu einem vereinigt. Daß es auf der Fahrt dahin nicht an allerlei
lustigen „Stückln" fehlt, läßt sich leicht denken; so ist zum Beispiel
die Taufe ein uralter Brauch, der sich noch immer erhalten hat.
Ist nämlich ein Neuling — ein solcher, der die Fahrt nach Wien
zum erstenmale macht — unter den Flößern, so wird unter dem
Strudel bei Krain die Taufe mit einem Topf Wasser, das dem
Täufling unter allerlei Sprüchen über den Kopf gegossen wird,
vollzogen; zur Entschädigung für dieses unliebsame Bad sucht
dann der Pate dem Getauften einen tüchtigen Weinrausch anzu-
hängen, den sich dieser schon eher gefallen läßt. Nach Wien fährt
ein solcher Floß unter normalen Verhältnissen in 6—7 Tagen.
Die Rückreise wurde früher mittels der sogenannten „Zeiselwägen"
bewerkstelligt, heutzutage bringt das Dampfroß die Söhne der
Berge im Fluge wieder in ihre Heimat, wobei sie auf den
Bahnen halbe Fahrtaxe genießen. Im Jahre 1424 führten die
Flößer den griechischen Kaiser Johannes Paläologus, der aus
Italien kam, die Isar hinab, als er zu Kaiser Sigismund nach
Ungarn fuhr.
Ehedem waren auch einzelne Flöße zur regelmäßigen Perfonen-
und Güterbeförderung eingerichtet; diese Fahrten, im Volksmunde
„Ordinari" genannt, gehören jetzt schon lange der Vergangenheit
an. Für unsere heutigen Verhältnisse dürfte eine Notiz der
Chronik über den früheren Preis eines Floßes nicht uninteressant
sein; sie schreibt: „In den Jahren 1450—1500 kostete ein Floß
mit 16 Bäumen zu 50 Schuh Länge 2 Pfd. 3 Schilling (3 fl.
rhein.s, im Jahre 1536 aber kam in Landshut ein ganzer Ge-
birgsfloß auf 45 kr. bis 1 fl. 30 kr. zu stehen." — Jetzt kostet
ein solcher mindestens das Achtzig- bis Hundertfache.
So ändern sich die Zeiten!

Aus dem Mormonenleben.
Karl Schurz, der bekannte ehemalige deutsche Flüchtling und
jetzige hervorragende Staatsmann der Union, der im Jahre 1859
die Bekanntschaft Brigham Poungs am Salzsee machte, theilt
über seine persönlichen Erinnerungen an den Propheten fol-
gende interessante Details mit. Als Beweis dafür, wie gut
Brigham Poung durch Ehestiften und 'Ehescheiden feine Tasche
zu füllen wußte, denn für jede Ehescheidung ließ er sich zehn
Dollars zahlen, führt Karl S churz folgende Geschichte an, die ihm
das Opfer in Salt Lake-City selber erzählte. Brigham Houng
war im vorhergehenden Frühjahr in den Straßen Ler Stadt einem
Mormonen aus Preußen Namens Taussig, einem der sehr wenigen
Deutschen, begegnet, die sich dem Mormonismus ergeben haben.
„Bruder Taussig," sagte er, „geht es Euch gut?" — „Ganz gut,"
war die Antwort. — „Dann geht cs Euch auch gut für die Kirche,"
sagte der Prophet. „Wie viel Weiber habt Ihr denn?" — „Ich
habe zwei," antwortete der Gefragte. — „Tas ist nicht genug,"
sagte Brigham Poung. „Ihr müßt ein paar mehr nehmen. Ich
werde Euch zwei schicken. Hört Ihr?" — „Ja wohl, Herr."
Als Bruder Taussig ani andern Abend nach Hause kam, fand er
zwei Frauenzimmer in seiner Stube sitzen. Seine erste Frau sagte:
„Bruder Taussig" falle Mormonenfrauen nennen ihre Männer
„Bruder"), „Ließ sind die Schwestern Pratt." — Diese „Schwe-
stern Pratt" waren zwei Witwen des verstorbenen Kirchenlichts
Parley P. Pratt. Tie eine der Frauen, Namens Sarah, jagte:
„Bruder Taussig, wir sind vom Präsidenten hieher geschickt und
Ihr wißt, wozu." — „Ja," seufzte Taussig, „ich weiß. Aber es
ist eine harte Aufgabe für mich, noch zwei Frauen auf einen
Schlag zu heiraten." Die andere Witwe bemerkte: „Bruder
Brigham versicherte uns, daß Ihr sehr gute Geschäfte macht und
mehr Frauen ernähren könnt." Pause. Bruder Taussig kratzte
sich hinter den Ohren. „Nun, Bruder Taussig," siel Sarah ein,
„ich will auf alle Fälle geheiratet fein." — Der arme Bruder
antwortete: „Gut, ich will sehen, was ich thun kann, und euch
dann Nachricht geben." — Am andern Tage besuchte Bruder
Taussig den Propheten und brachte ein Kompromiß zu Stande,
wonach er Sarah heiraten sollte, während Brigham Poung über
die andere Witwe sonstwie disponiren werde. Tas geschah. Bruder
Taussig aber scheint der interessanten Sarah das Leben einiger-
maßen sauer gemacht zu haben, denn als sie eine Zeit lang bei
ihm gewohnt hatte, wurde sie unzufrieden und ging Brigham
Poung um eine Scheidung an. Bruder Taussig wurde nun vor
Brigham Poung geladen. Er hatte wenig gegen die Scheidung
cinzuwenden, indem er zugab, daß er nicht gut mehr als zwei
Frauen ernähren könne. Tie Scheidung wurde also gewährt und
Bruder Taussig sollte die dafür üblichen zehn Dollars bezahlen.
Der Unglückliche aber hatte kein Geld, und so wurde ihm denn
angeküudigt, daß es ohne zehn Dollars eben keine Scheidung gebe.
! In seinem Schreck, Schwester Sarah wirklich behalten zu müssen,
i gelang es Bruder Taussig, das Geld aufzubringcn. Und so war
! er seine dritte Frau wieder los, so hatte Brigham Poung seine
i zehn Dollars eingestrichen, und so konnte die sich jo sehr zum Ehe-
scheiden yualisizirende Sarah demnächst vom Propheten einem
andern Bruder zugejchobcn werden.

559

Don Pedros Brautsahrt.
Erzählung
von
Mar Lay.
(Fortsetzung.)
Auf dem Stuhle, wo die schöne Spionin in Todesfurcht
geruht, saß hochaufgerichtet die knorrige Gestalt des greisen
.Kriegers. Aus den verwetterteu, harten Zügen blitzten die
Augen fragend auf deu derangirten Offizier, der mit festen,
klirrenden Schritten vor ihn trat. Um den Tisch standen
einige Offiziere, auch van Zeen mit geschundener Nase und
seinem lahmen, in Bandagen geschnürten Bein. Aller
Augen hingen verwundert, gespannt an dem Munde Don
Pedros.
„Was ist geschehen?" fragte Dupain mit tiefer Stimme;
das klang wie fernes Donnerrollen.
Del Patio lachte wild auf.
„Schüsse aus dem Dickicht haben uns aufgestört, ich
schickte meine Leute zu den Pferden und —"
„Und die Spionin?" unterbrach ihn der Chef; aus seinen
Augen schossen drohende Zornesblitze.
„D a s Geschäft ist abgethan, ich that, was meine Pflicht
gebot!" erwiderte der Gefragte und reckte sich stolz empor.
Dupain schien mit dieser immerhin etwas unklaren Aus-
kunft zufriedengestellt.
„Zum zweitenmale möchte ich aber nicht eine derartige
Mission übernehmen!" fuhr del Patio fort, ermutigt durch
seinen selbst nicht erwarteten schnellen Erfolg, mit dem sich
der grimme Werwolf hinters Licht führen ließ; „die Dame
gehörte jedenfalls einer edlen mexikanischen Familie an!"
Statt aller Antwort zuckte Dupain die Achseln und
trommelte ungeduldig mit den lang behaarten Fingern auf
der Tischplatte.
Ein Ausruf van Zeens lenkte seine Aufmerksamkeit zu
diesem.
Der immer Geschäftige hatte eine zierliche Reisetasche
durchwühlt, die Lucinde vor ihrem vermeintlichen letzten
Gange auf dem Tische zurückgelassen. Ein Notizbuch,
dessen Eleganz den Besitz der vornehmen Dame verriet, siel
ihm in dfe Hände. Auf der Innenseite des blausammetnen
Deckels stand der Name. Van Zeen verglich ihn schnell
mit dem Protokoll, das der Offizier noch offen auf dem
Tische hatte liegen lassen.
„Die Spionin ist ja wohl unter falschem Namen ins
Jenseits gereist!" erlaubte sich der allezeit dienstbereite
Speichellecker ganz gehorsamst zu bemerken. Damit reichte
er seinem hohen Protektor und Herrn die Papiere hinüber.
„Lucinde Laredo — Laredo!" las Dupain und rieb sich
mit der flachen Hand die massige Stirn, um das Gedächt-
nis zu öffnen, „das ist ja der reiche Minenbesitzer in Potosi,
der —"
„Laredo?" schrie plötzlich Don Pedro.
„Ja, ja, das ist der Name! Sie kennen ihn auch?"
„So war sie die mir bestimmte Braut!" rief der Offizier
mit bebender Stimme und taumelte einige Schritte rück-
wärts. Unruhige Bewegung ging durch die Reihe seiner
Kameraden, selbst van Zeen konnte nicht umhin, den Offizier
mit aufgesperrtem Munde anzustarren, was in Verbindung
mit der abgehäuteten Nase seinem Gesicht etwas unbeschreib-
lich Widerliches verlieh.
Dupain war schon bei Entdeckung des Namens der
Verurteilten nachdenklich geworden; die unerwartete weitere
Aufklärung des Dramas kam ihm immer ungelegener.
In seiner Unbeholfenheit in allen diplomatischen Künsten
geriet der sonst so energisch entschlossene Krieger in wirkliche
Verlegenheit.
Seine Augen wanderten von einem zum andern. Aber
überall stieß er bei seinen Vasallen aus Mienen, die nur
Teilnahme und Mitgefühl für ihren unglücklichen Kameraden
offen zur Schau trugen.
Den bärtigen Kopf heftig schüttelnd, knurrte er allerlei
unverständliche Worte hervor und seine breiten Hände
schlugen klatschend die lederbekleideten Schenkel. Endlich
löste ihm ein kerniger Soldatenfluch die gebannte Zunge.
„Das läßt sich nun nicht ändern, geschehen ist geschehen
— müssen sich die Frauenzimmer denn stets da einmischen,
wo sie nichts zu thun haben! — Lieutenant del Patio,"
fuhr er fort, sich erhebend und auf den Angeredeten zugehend,
„nehmen Sie sich die Sache nicht so zu Herzen, Sie haben
ja als braver Soldat nur Ihre Pflicht gethan!"
Im Grunde genommen hatte der Mexikaner gar keine
Veranlassung zur Verzweiflung, derartige Gemütsanwand-
lungen waren es auch nicht, die ihn so still und stumm ge-
macht, aber da er seine eigentlichsten Gedanken preiszugeben
keine Lust verspürte, so ließ er die Leute in ihrem guten
Glauben und schüttelte zu allem Zureden nur mit dem Kopfe.
„Ich muß ja zufrieden sein, wenn Sie mir sagen, daß
ich meine Pflicht gethan habe," sagte er schließlich mit eigen-
tümlich trübem Lächeln und ging davon wie ein Träumen-
der, hinaus in den Hof. ,
An einen Pfeiler gelehnt, der die den Hof umgebenden
Galerien trug, saß der Schwarze, Don Pedros Diener,
und putzte eifrigst ein Paar großer Revolver. Er schien
außerordentlich guter Laune; sein dunkelglänzendes Ge-
sicht war zu breitem Lächeln verzogen. Die weißen Aug-
äpfel schimmerten wie Perlmutter und die zurückgezogenen
 
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