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Jahrbücher für Kunstwissenschaft — 4.1871

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https://doi.org/10.11588/diglit.49880#0108

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100 Springer, A. Die mittelalterliche Kunst
Anlage bildet die Kuppel, die auf quadratischer Basis von vier Säulen
getragen wird. Ein breiter Umgang, im Einschlüsse der ebenfalls qua-
dratischen Umfassungsmauer, umgiebt das Ganze. Die Säulen sind unter-
einander, sowie mit der Umfassungsmauer durch überhöhte Spitzbögen
verbunden. Der Umgang ist bald mit Tonnengewölben (wie in der Mar-
torana 1143), bald mit kleineren Kuppeln (S. Cataldo 1161) bedeckt.
Dieser Anlage, die bekanntlich seit Justinians Zeit die gewöhnliche der
byzantinischen Kirche ist, schliessen sich äusser den vorgenannten Bauten
auch die Kirche S. Giacomo la Mazara und S. Antonio (beide von
ungewissem Alter) an. Schon die häufige Nachahmung dieser Grundform,
noch mehr aber die Lage der genannten Kirchen auf wichtigen topographi-
schen Punkten scheint dafür zu sprechen, dass sie die vorzugsweise beliebte ge-
wesen sei unddass diebyzantinische AnlagedenTypusbildet, nachweichem
die Normannen des XII. Jahrhunderts vorherrschend ihre Kirchen bauten.
Erst seit der Einwanderung der Cisterzienser und der neu gegründeten
Bettelorden treten nordische Formen und Systeme in den Vordergrund.
Die erste Ansiedelung der Cisterzienser fällt in die Mitte des XII. Jahr-
hunderts. Das früheste Denkmal dieses neuen Einflusses ist die Kirche
Magione. Säulen und Spitzbögen, als eine Reminiscenz an die ältere
Bauweise, bestehen fort, neu ist dagegen, und wohl aus dem Einflüsse
des Festlandes erklärlich (wie denn ähnliche Erscheinungen auch an den
Bauten der Terra di Bari vorkommen) die Verzierung des Apsis vermittelst
einer Gliederung von sich durchschneidenden Bögen. Auch der Grundriss,
die Annäherung an den Langhausbau der Basilika mit Kreuzgewölben
über den Seitenschiffen deutet auf nordische Muster. Von nun an ver-
schwindet das Charakteristicum des byzantinischen Styles, der Kuppel-
bau, und statt dessen erscheint eine hölzerne Bedachung, die dann öfters
auch mit Farben und Stuccaturen sarazenischen Styles geschmückt wird.
Nordischer noch als die Magione ist die ebenfalls zu einem Cisterzienser-
kloster gehörige Kirche S. Spirito. Unverkennbar sind hier englische
Einflüsse maassgebend gewesen, wie denn diese Kirche etwa seit 1170
von einem Hofkaplane König Heinrichs II. von England gestiftet worden
ist. Auch der Dom (wenn auch leider arg verbaut) ist eine dreischiffige
Basilica mit seltsam gekuppelten Säulen im Schiffe und einem schwach
vortretenden doppeltem Querhause, eine Eigenthümlichkeit, die diese Kirche
mit der Kathedrale von Monreale gemein hat. Es deutet diess, wie
verschiedene Elemente der Aussendecoration und die Anlage des Thurm-
baues auf englisch-normannischen Einfluss. Eine Stylmischung ist in
diesen Bauten streng genommen nicht wahrzunehmen. Vollkommenen
Synkretismus zeigt allein die Capella Palatina (1140). In diesem
 
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