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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 3.1888

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Winter, Franz: Thetisvase des Euphronios
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https://doi.org/10.11588/diglit.36646#0077

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6/

herrührte. Doch wird dieses durch die Thetisschale unwahrscheinlich. Der Name
des Malers, von dem nur die drei letzten Buchstaben 10$ erhalten sind, läfst sich
nicht zu Sosias ergänzen, da das O an vorletzter Stelle sicher istk Auch Peithinos,
welchem Furtwängler die bildliche Ausstattung der Sosiasvase zuschreibt\ kann
nicht der Maler der Thetisschale gewesen sein, da der erste der erhaltenen Buch-
staben ein unverletztes ! ist und daher eine Ergänzung zu N nicht zuläfst. Zu einer
Beurteilung der Annahme FurtwängleFs fehlt es mir hier an den geeigneten Mitteln.
Ist aber der Stil der Peithinosvase wirklich ganz derselbe wie der der Sosiasschale
und also auch wie der der hier veröffentlichten PTagmente, so geht aus dieser
Übereinstimmung nur hervor, dafs zu gleicher Zeit verschiedene Vasenmaler in
völlig gleichem Stile arbeiteten, ein Resultat, welches an Befremdlichkeit verliert,
wenn wir uns vergegenwärtigen, dafs schwerlich die verschiedenen Töpfer und Maler
ihre eigenen Werkstätten besafsen, sondern dafs, wie die Vasen selbst und nament-
lich der in grofsem Stile betriebene Export wahrscheinlich machen, einzelne grofse
Unternehmer eine ganze Reihe von Künstlern beschäftigten. So konnte die Kunst
einer besonders hervortretenden Persönlichkeit leichter, als unter anderen Bedingun-
gen, bestimmend auf die stilistische Ausbildung der übrigen in derselben Fabrik
Arbeitenden einwirken. Dafs Euphronios' Werke einen derartigen Einhufs ausgeübt
haben, wird Jeder als eins der sichersten Ergebnisse der Untersuchungen Klein's
anerkennen. Die Schalenfragmente von der Akropolis rücken diesen Sachverhalt
in ein helleres Licht. Dieselbe complicirte, aber klare Zeichnung des Faltenwurfs,
die Ausführlichkeit in der Angabe der Muskulatur, die eigentümliche Mischung von
Lebendigkeit und Gespreiztheit in den Bewegungen, die steife, kokette Haltung der
Finger kehren gerade in gleicher Weise auf den älteren Vasen des Euphronios
wieder, von denen vor Allem auf diejenigen, welche die Taten des Herakles und
Theseus verherrlichen, hingewiesen werden mag. Wir dürfen daher wol die er-
haltenen Inschriftreste der Akropolisscherbe zu [Eutppovjtoc ayptatpcav] ergänzen. Denn
der Fall, dafs einmal noch ein anderer Vasenmaler mit einem auf toc endigenden
Namen bekannt werden könnte, der sich wie Peithinos ebenfalls diesen gleichen
Stil angeeignet hätte, ist wenn auch nicht geradezu unmöglich, so doch ganz un-
wahrscheinlich.
Athen, December 188/. Fr. Winter.

3) Ich glaubte früher ein etwas ungeschickt geschrie- dem sich auch andere, die auf meine Bitte die
benes A annehmen zu dürfen. Doch habe ich Inschrift prüften, entschieden gegen die Wahr-
mich jetzt von dem Gegenteil überzeugt, nach- scheinlichkeit des A ausgesprochen haben.
4) Vasenkatalog N. 227p.
 
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